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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Bergen, gebornen von der Weiden, und der Nichte meines hochverehrten Oheimes, des Herren Dietwin von der Weiden, daß ich ihr ein rechtschaffener und treuer Gatte sei zeitlebens, und daß sie mir eine rechtschaffene und treue Gattin sei zeitlebens, und ich bitte, haltet meine Werbung genehm.«
    Die Tante und der Oheim schwiegen einen Augenblick.
    Dann sagte die Tante: »Dietwin von der Weiden, mein geliebter Neffe, weil du – weil du bei mir wirbst, ich bin gewisser Maßen die Mutter Gerlints, die keine Eltern hat, und sie ist in meinem Schlosse, und sagt zu mir Mutter, – und weil du wirbst, so spreche ich: in unserem Stamme von der Weiden ist die Sitte, daß auf eine Werbung nach einer Bedenkzeit die Antwort gegeben wird. Diese Bedenkzeit gestehe zu. Deine Werbung gereicht dem Stamme von der Weiden zur Ehre.«
    Darauf sagte der Oheim: »Dietwin von der Weiden, lieber Neffe, weil du auch bei mir wirbst, und weil Gerlint auch unter meiner Obhut steht, so sage ich: du wirst auf deine Werbung nach der gewöhnlichen Bedenkzeit die Antwort erhalten. Achte diese Zeit. Deine Werbung gereicht dem Stamme von der Weiden zur Ehre.«
    Auf diese Antworten sagte Dietwin: »So bedanke ich mich in untertäniger Gebühr des Gehöres, bedanke mich der Anerkennung meiner Werbung, verabschiede mich in Ehrbezeigung, und harre in meinem Schlosse Weidenbach der Entscheidung.«
    Er verneigte sich wieder wie bei seiner Ankunft, verließ den Saal, stieg mit seinen Jägern, von Adam und den Dienern geleitet, die Treppe hinab, setzte sich in den Wagen, und fuhr durch das Tor des Schlosses hinaus.
    Als die Geschwister in dem Saale allein waren, sagten sie eine Weile gar nichts.
    Dann rief die Tante: »Dietwin, Dietwin, Dietwin!«
    Der Oheim sprach: »Das ist nun freilich anders, als wir gedacht haben, wir müssen es hinnehmen, daß wir gedacht haben, was wir gedacht haben.«
    »Ja wohl müssen wir es hinnehmen«, sagte die Tante.
    »Meine liebe Schwester Gerlint,« sagte der Oheim, »nun ist die größte Sorgfalt anzuwenden, daß niemand erfahre, welche Gedanken wir gehabt haben.«
    »Ich werde sie niemanden offenbaren«, sagte die Tante.
    »Ich auch nicht,« antwortete der Oheim, »wenn nur nicht jemand durch Ahnungen, Deutungen und dergleichen darauf kommt.«
    »Das wagt niemand zu denken«, sagte die Tante.
    »Nun, nun, nun«, sprach der Oheim. »Siehe, ich habe gesagt, daß die Lösung etwa leichter sein wird, als wir ahnen: nun ist sie in der Tat leichter geworden.«
    »Und es erfüllt sich ja, was wir gewünscht haben«, sagte die Tante.
    »Wir haben nun wirklich Gott bei der Bewerkstelligung dieser Ehe geholfen,« entgegnete der Oheim, »durch die Ankündigung unseres Reiseplanes ist die Sache beschleunigt worden.«
    »Siehst du, der Himmel schließt die Ehen, und hat unerforschliche Wege«, sagte die Tante.
    »Nun, wir haben nur nicht recht geforscht,« erwiderte der Oheim, »denke nur, Gerlint, unsere Bilder sind schon vor einer Reihe von Jahren gemalt worden, ist nicht sie dir, und ist nicht er mir ähnlich, und haben sie nicht einander in unsern Bildern betrachtet?«
    »So wird es sein, so wird es sein, Dietwin«, sagte die Tante.
    »Und wie ist mir denn,« sprach der Oheim, »hat nicht der junge Wengern freundliche Augen auf Gerlint gerichtet?«
    »Ja, das hat er«, sagte die Tante.
    »Und dann ist die Verwundung beim Jagen und das Gerücht eines Zweikampfes gekommen«, sprach der Oheim. »Ja, ja, ja«, sagte die Tante.
    »Und in dem schönen Gemälde des Schlosses Biberau hat er die Wohnung darstellen lassen, in der Gerlint ist«, sprach der Oheim.
    »Und wie ist es denn nun mit der Reise?« fragte die Tante.
    »Nun, jetzt muß sie wohl wegen der Verlobung aufgeschoben werden,« antwortete der Oheim, »und dann wegen der Vermählung, und nach derselben sind die allerlei Einrichtungen wegen der Güter, es werden Übersiedlungen bevorstehen, und dann kann es von der Reise ganz sein Abkommen haben, oder wir machen eine kleine.« »Wie es sich fügt«, erwiderte die Tante.
    »Die Zukunft wissen wir nicht, wie wir sie jetzt nicht gewußt haben«, sagte der Oheim. »Nun werden hinlängliche Geschäfte emporsteigen. Der Tag ist da, an welchem der Sturm von Seite Dietwins beginnt. Geworben hat er schnell genug, und wenn die Bedenkzeit vorüber ist, wird er die Behebung des Hindernisses wegen der Verwandtschaft betreiben, und die Verlobung und die Vermählung und alles. Und selbst nach der Hochzeit wird unser Rat und unsere Mitwirkung

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