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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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genau und so rein mache, wie ich es wollte.
    Wenn Regenzeit war, so daß die Wolken an den Bergen herum hingen, und weder diese noch die Gestalt des Sees richtig zu überblicken waren, so blieb ich zu Hause, und zeichnete und malte dasjenige in mein Hauptblatt, was ich im Freien auf viele Nebenblätter aufgenommen hatte. So rückte das Unternehmen der Vollendung immer näher.
    Endlich waren die Arbeiten im Freien beendigt, und es erübrigte nur noch, die vielen Angaben, welche in meinen Papieren zerstreut waren, und welche ich bisher nicht hatte bewältigen können, in die Zeichnung einzutragen, und die Gestalten, welche ich auf einzelnen Blättern hatte, teils mit der Hauptzeichnung wegen der Richtigkeit zu vergleichen, teils diese, wo es nottat, zu ergänzen. Auch Farben mußten auf verschiedene Stellen aufgetragen werden.
    Nach langer Arbeit und nach vielen Schwierigkeiten, die ich zur Erzielung einer großen Genauigkeit zu überwinden hatte, war das Werk eines Tages fertig, und der ganze Entwurf lag in schwermütiger Düsterheit und in einer Schönheit vor meinen Augen, die ich selber nicht erwartet hatte. Ich betrachtete allein die Abbildung eine Weile, da niemand war, der das Anschauen mit mir geteilt hätte, rollte dann das Blatt auf eine Walze, verpackte es sehr gut in einen Koffer, nahm von dem See und von allen Bewohnern des Seewirtshauses Abschied, und begab mich auf den Weg in das Ahornhaus des Lautertales.
    Dort siedelte ich mich an. Ich ging nun täglich in das Rothmoor, blieb den ganzen Tag dort, und kehrte abends zurück, so daß ich in der Dämmerung im Ahornhause ankam. Ich sah im Rothmoore den Arbeiten an meinen Marmoren zu, dem Schneiden, Feilen, Reiben, Schleifen und Glätten. Ich gab auch an, wie manches zu behandeln sei, und wie es einer größeren Vollendung, namentlich aber einer größern Genauigkeit entgegen geführt werden könnte.
    Das Wasserbecken meines Vaters wurde nach und nach fertig, und die kleineren Dinge, welche gemacht werden sollten, waren ebenfalls vollendet. Die Sonne schien in die Bauhütte, und das Becken erglänzte recht rein und schön in derselben. Ich ließ von starken Balken Behältnisse zimmern. In diese wurden die Teile des Beckens mit Winden, Hebeln und Stricken gepackt und zur Versendung bereitet. Die Wägen mußten eigens vorgerichtet werden, damit die Behältnisse an den Strom gebracht werden könnten. Diese Vorrichtung war endlich fertig. Das Aufladen wurde bewerkstelligt, und die Wägen gingen ab. Ich ging mit ihnen bis an den Strom, und verließ sie keinen Augenblick, um wo möglich jeden Unfall zu verhüten. Am Strome wurden die Behältnisse auf ein Schiff verladen und weiter befördert. Von dem Landungsplatze vor unserer Stadt wurden sie endlich wieder durch starke Wägen in unsern Garten gebracht.
    Es wurde nun daran geschritten, das Wasserwerk in diesem Herbste noch fertig zu machen. Der Vater hatte auf Briefe von mir und auf gesendete Maße den Dingen bereits vorarbeiten lassen. Es wurden nun noch mehrere Arbeiter gedungen und ein Wasserbaukundiger genommen, welcher die Arbeiten zu leiten hatte. Ich war den ganzen Tag bei dem Werke zugegen und half mit. Der Vater kargte sich ebenfalls alle mögliche Zeit ab, um zugegen sein und zuschauen zu können. Die Röhren wurden gelegt, die Steigröhre verzapft, der Stengel über sie gebaut, mit den nötigen Eisen gestärkt und verlötet, und an demselben wurde das Blatt befestigt. Der Pfropfen, welcher den in das Blatt mündenden Stengel geschlossen gehalten hatte, wurde gelüftet, und der reine Strahl fiel auf die im Blatte liegende Einbeere hinunter, füllte das Becken, und glitt von demselben, als es gefüllt war, auf den sanften gelb marmornen Fußboden nieder und rieselte in dessen Rinne weiter. Die Farben stimmten sehr gut zusammen, das Dunkel des Stengels hob sich von dem Rosenrot des Blattes ab, und das Gelb des Fußbodens gab dem Rosenrot eine schönere Farbe und einen feineren Glanz. Es waren mehrere Gäste zur Eröffnung des Werkes geladen worden, und diese so wie Vater, Mutter und Schwester freuten sich des Gelingens.
    Der Vater reichte mir als Gegengeschenk, sehr schön gebunden und auf den Deckeln mit halberhabener Arbeit versehen, das Nibelungenlied. Ich dankte ihm sehr dafür.
    Es wurde beschlossen, für den Winter ein Bretterhäuschen über das Wasserwerk machen zu lassen und dasselbe gut zu verwahren, daß keine Kälte eindringen könne. Für den Frühling wurden Plane entworfen, wie man die

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