Werke
alles dessen, was zu meinem Unterhalte und meiner Ausbildung notwendig gewesen ist, mich meine Wege gehen ließ, immer freundlich und liebevoll war, und nicht begehrte, daß ich mich in andere Richtungen begebe, die ihm etwa bequemer sein mochten: so war er zwar dies jetzt alles auch; aber er fragte mich doch häufiger um meine Bestrebungen und ließ sich die Dinge, welche darauf Bezug hatten, auseinandersetzen, er holte meinen Rat und meine Meinung in Angelegenheiten seiner Sammlungen oder in denen des Hauses ein und handelte darnach, er sprach über Werke der Dichter, der Geschichtschreiber, der Kunst mit mir, und tat dies öfter, als es in früheren Zeiten der Fall gewesen war. Er brachte in meiner Gesellschaft manche Zeit bei seinen Bildern, bei seinen Büchern und bei seinen andern Dingen zu, und versammelte uns gerne in dem Glashäuschen, das eine erwärmte Luft durchwehte, die sich traulich um die alten Waffen, die alten Schnitzwerke und die Pfeilerverkleidungen ergoß. Er sprach von verschiedenen Dingen, und schien sich wohl zu fühlen, den Abend in dem engsten Kreise seiner Familie zubringen zu können. Mir schien es, daß er zu der jetzigen Zeit nicht nur früher aus seiner Schreibstube nach Hause komme als sonst, sondern daß er sich auch mehr innerhalb der Mauern desselben aufhalte als in früheren Jahren. Die Mutter war sehr freudig über die Heiterkeit des Vaters, sie ging gerne in seine Pläne ein, und beförderte alles, was sie in ihrem Kreise zu der Erfüllung derselben tun konnte. Sie schien uns Kinder mehr zu lieben als in jeder vergangenen Zeit. Klotilde wendete sich immer mehr und mehr zu mir, sie war gleichsam mein Bruder, ich war ihr Freund, ihr Ratgeber, ihr Gesellschafter. Sie schien gar keine andere Empfindung als für unser Haus zu haben. Wir setzten unsere Übungen im Spanischen, im Zitherspielen, im Zeichnen und Malen fort. Trotz dieser Dinge war sie auch im Hauswesen eifrig, um der Mutter Folge zu leisten und ihren Beifallzu gewinnen. Wenn etwas in dieser Art, das eine größere Sorgfalt und Geschicklichkeit erheischte, besonders gelang und dies erkannt wurde, so war ihre Befriedigung größer, als wenn sie bei einer ernsten und wichtigen Bewerbung vor einer ansehnlichen Versammlung den Preis davon getragen hätte.
In den Gesellschaften, die in kleineren oder größeren Kreisen, nur seltener als in früheren Jahren, in unserem Hause statt fanden, wurden jetzt auch mehr Gespräche geführt, als da wir noch jünger waren. Es wurden ernsthafte Dinge in Untersuchung gezogen, Angelegenheiten des Staates, allgemeine öffentliche Unternehmungen oder Erscheinungen, die von sich reden machten. Man sprach auch von seinen Beschäftigungen, von seinen Liebhabereien oder von dem gewöhnlichen Tagesstoffe, wie etwa das Theater ist, oder wie Begebenheiten sind, die sich in den nächsten Umgebungen zutragen. Im übrigen wurde auch zu den bekannten Vergnügungen gegriffen, Musik, Tanz, Liedersingen. Manche jüngere Leute lernten sich da neu kennen, ältere setzten die früher bestandene Bekanntschaft fort.
Ich besuchte meine Freunde, besprach mich mit ihnen, und erzählte ihnen im allgemeinen, womit ich mich eben beschäftige. Sie teilten mir aus dem Kreise ihrer Erlebnisse mit, und machten mich auf manche Persönlichkeiten aufmerksamen.
Ich setzte meine Malerei fort, ich betrieb die Edelsteinkunde, und besuchte manches Theater. Das Lesen der Bücher über Baukunst vergnügte mich sehr, und es eröffnete sich mir da ein neues Feld, das manches Ersprießliche und manche Förderung versprach.
Die Abende bei der Fürstin erschienen mir immer wichtiger. Es hatte sich nach und nach eine Gesellschaft zusammen gefunden, deren Mitglieder sich häufig und gerne in dem Zimmer der Fürstin versammelten. Es wurden die anziehendsten Stoffe verhandelt, und man schrak nicht zurück, wenn jemand die Fragen der allerneuesten Weltweisheit auf die Bahn brachte. Man legte sich die Dinge zurecht, wie man konnte, man kleidete die eigentümliche Redeweise der sogenannten Fachmänner in die gewöhnliche Sprache, und wendete den gewöhnlichen Verstand darauf an. Was durch diese Mittel und durch die der Gesellschaft herausgebracht werden konnte, das besaß man, und wenn es von der Gesellschaft als ein Gewinn betrachtet wurde, so behielt man es als einen Gewinn. Wenn aber nur Worte da zu sein schienen, von denen man eine greifbare Bedeutung nicht ermitteln konnte, so ließ man die Sache dahin gestellt sein, ohne ihr eine Folge
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