Werke
Verhältnisse, inwelches ich zu Natalien getreten war, nichts gesprochen. Wir fanden uns noch im Laufe des Vormittages im Garten zusammen. Mathilde zeigte mir einige Veränderungen, welche sie vorgenommen hatte. Mehrere zu sehr in geraden Linien gezogene geschorne Hecken, die sich noch in einem abgelegenen Teile des Gartens befunden hatten, waren beseitigt worden und hatten einer leichteren und gefälligeren Anlage Platz gemacht. Blumenbeete waren gezogen worden, und mehrere Pflanzen, welche man erst kennen gelernt hatte, welche mein Gastfreund sehr liebte, und unter denen sich außerordentlich schöne befanden, waren in eine Gruppe gestellt worden. Mathilde nannte ihre Namen, Natalie hörte aufmerksam zu. Am Nachmittage wurde ein Spaziergang gemacht. Zuerst besuchten wir die Arbeiter, welche mit der Hinwegschaffung der Tünche von der Steinbekleidung des Hauses beschäftigt waren, und sahen eine Zeit hindurch zu. Mathilde tat mehrere Fragen, und ließ sich in Erörterungen über Dinge ein, die diese Angelegenheit betrafen. Dann gingen wir in einem großen Bogen längs des Rückens der Anhöhen herum, die zu einem Teile das Tal beherrschen, in dem das Schloß liegt. Wir kamen an dem Saume eines Wäldchens vorüber, von dem man das Schloß, den Garten und die Wirtschaftsgebäude sehen konnte, und gingen endlich durch den nördlichen Arm desselben Spazierweges in das Schloß zurück, in dessen südlichem Teile ich heute morgens mit Natalien gewandelt war.
Gegen Abend kam der Wagen mit den Wanderern an.
Mein Gastfreund stieg zuerst heraus, dann folgten fast gleichzeitig die übrigen, jüngeren Männer. Ich wurde von allen gegrüßt und von allen getadelt, daß ich so spät gekommen sei. Man begab sich in das gemeinschaftliche Gesellschaftszimmer und besprach sich dort eine Weile, ehe man sich in die Gemächer verfügen wollte, die für einen jeden bestimmt waren.
Mein Gastfreund fragte mich, wo ich mich heuer aufgehalten, und welche Teile des Gebirges ich durchstreift habe. Ich antwortete ihm, daß ich ihm schon im allgemeinen gesagt habe, daß ich an den Simmigletscher gehen werde, daß ich aber meinen besonderen Wohnort im Kargrat aufgeschlagen habe, in dem mit dem Gebirgsstocke gleichnamigen kleinen Dörflein. Von da aus habe ich meine Streifereien gemacht. Ich nannte ihm die einzelnen Richtungen, weil er besonders in der Gegend der Simmen sehr bekannt war. Eustach sprach über die schönen Naturbilder, die in jenen Gestaltungen vorkommen. Roland sagte, ich möchte doch auch einmal die Klamkirche, in der sie gewesen seien, besuchen; die Zeichnungen werde mir Eustach schon zeigen, damit ich einen vorläufigen Überblick davon zu erlangen vermöge. Gustav grüßte mich einfach mit seiner Liebe und Freundschaft, wie er es immer getan hatte. Auf die gelegentliche Frage meines Gastfreundes, ob ich nun lange in der Gesellschaft meiner Freunde zu bleiben gesonnen sei, antwortete ich, daß mich eine wichtige Angelegenheit vielleicht schon in sehr kurzer Zeit fortfahren könnte.
Nach diesen allgemeinen Gesprächen begaben sich die Reisenden in ihre Zimmer, um die Spuren der Reise zu beseitigen, staubige Kleider abzulegen, sich sonst zu erfrischen, oder Mitgebrachtes in eine Ordnung zu richten.
Wir sahen uns erst bei dem Abendessen wieder.
Dasselbe war so heiter und freundlich, wie es immer gewesen war.
Am anderen Morgen nach dem Frühmahle ging mein Gastfreund eine Zeit mit Mathilden im Garten spazieren, dann kam er in mein Zimmer und sagte zu mir: »Ihr habt recht, und es ist sehr gut von Euch, daß Ihr das, was Euren hiesigen Freunden lieb und angenehm ist, Euren Eltern und Euren Angehörigen sagen wollt.«
Ich erwiderte nichts, errötete, und verneigte mich sehr ehrerbietig.
Ich erklärte im Laufe des Vormittages, daß ich, sobald es nur immer möglich wäre, abreisen müßte. Man stellte mir Pferde bis zur nächsten Post zur Verfügung, und nachdem ich mein kleines Gepäck geordnet hatte, beschloß ich, noch vor dem Mittage die Reise anzutreten. Man ließ es zu. Ich nahm Abschied. Die klaren, heiteren Augen meines Gastfreundes begleiteten mich, als ich von ihm hinwegging. Mathilde war sanft und gütig, Natalie stand in der Vertiefung eines Fensters, ich ging zu ihr hin und sagte leise: »Liebe, liebe Natalie, lebet wohl.«
»Mein lieber, teurer Freund, lebet wohl,« antwortete sie ebenfalls leise, und wir reichten uns die Hände.
Nach einem Augenblicke verabschiedete ich mich auch von den anderen, die, da sie
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