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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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meine Kleider, in denen ich doch nun anders sein müsse. Sie wünsche meine Meinung zu hören, damit man zu rechter Zeit beginnen könne, um noch fertig zu werden.
    Ich sagte, daß ich in der Tat auf diese Angelegenheit nicht gedacht habe, daß ihre Erwägung wohl noch Zeit habe, und daß wir vor allem den Vater um Rat fragen sollten.
    Sie war damit einverstanden.
    Als wir nach dem Mittagsessen den Vater fragten, war er meiner Meinung, daß es noch zu frühe sei, an diese Dinge zu denken. Es würde schon zu rechter Zeit geschehen, daß alles, was not tue, in Ordnung gesetzt werden könne. Jetzt seien andere Dinge zu besprechen und zu bedenken. Wenn es an der Zeit sei, werde es die Mutter erfahren, daß sie alle ihre Maßregeln ausreichend treffen könne.
    Sie war damit zufrieden.
    Nachmittags fragte ich in der Stadt im Hause der Fürstin an, und erfuhr, daß dieselbe zufällig auf mehrere Tage anwesend sei. Sie habe die Absicht, nach Riva zu gehen, um dort einige Wochen an den Ufern des blauen Gardasees zu verleben. Sie sei jetzt eben damit beschäftigt, die Vorbereitungen zu dieser Reise zu machen. Ich ließ anfragen, wann ich sie sprechen könnte, und wurde auf den nächsten Tag um zwölf Uhr bestellt.
    Ich nahm zu dieser Zeit eine Mappe mit einigen meiner Arbeiten zu mir, und verfügte mich in ihre Wohnung. Nach den freundlichen Empfangsworten drückte sie ihre Verwunderung aus, mich jetzt hier zu finden. Ich gab die Verwunderung für ihre Person zurück. Sie führte mir als Grund ihre beabsichtigte Reise an, und ich sagte, daß plötzlich gekommene Angelegenheiten meinen Sommeraufenthalt unterbrochen und mich in die Stadt geleitet hätten.
    Sie fragte mich um meine Arbeiten während der Zeit meiner Abwesenheit.
    Ich erklärte ihr dieselben. Als ich von dem Simmigletscher sprach, nahm sie besonderen Anteil, weil ihr dieses Gebirge aus früherer Zeit her bekannt war. Ich mußte ihr genau beschreiben und zeigen, wo wir gewesen, und was wir getan haben. Ich zog die Zeichnungen, die ich in Farben von den Eisfeldern, ihren Einränderungen, ihrer Einbuchtung, ihrer Abgleitung und ihres oberen Ursprunges gemacht hatte und in meiner Mappe mit mir trug, hervor und breitete sie vor ihr aus. Sie ließ sich jedes, auch das Kleinste, an diesen Zeichnungen beschreiben und erklären. Ich mußte ihr auch versprechen, bei nächster günstiger Gelegenheit meine Zeichnung von dem Grunde des Lautersees ihr vorzulegen und auf das genaueste zu erörtern. Es sei ihr dies doppelt wünschenswert, weil sie jetzt selber zu einem See reise, der einer der merkwürdigsten des südlichen Alpenabhanges sei. Hierauf befragte sie mich um meine anderen Bestrebungen auf dem Gebiete der bildenden Kunst, worauf ich erwiderte, daß ich heuer außer den Gletscherzeichnungen, die doch wieder fast nur wissenschaftlicher Natur seien, nichts hatte machen können, weder in Landschaften noch in Abbildung menschlicher Köpfe.
    »Wenn Ihr ein sehr schönes, jugendliches Angesicht abbilden wollt,« sagte sie, »so müsset Ihr suchen, das Angesicht der jungen Tarona abbilden zu dürfen. Ich bin alt, habe viel erfahren, habe sehr viele Menschen gesehen und betrachtet, aber es ist mir wenig vorgekommen, das edler, einnehmender und liebenswürdiger gewesen wäre als die Züge der Tarona.«
    Ich errötete sehr tief bei diesen Worten.
    Sie richtete die klaren, lieben Augen auf mich, lächelte sehr fein und sagte: »Haltet Ihr etwa schon jemanden für das Schönste?«
    Ich antwortete nicht, und sie schien auch eine Antwort nicht zu erwarten. Von Natalien konnte ich ihr nichts sagen, da die Sache nicht so weit gediehen war, um sie andern verkündigen zu können.
    Wir brachen ab, ich verabschiedete mich bald, sie reichte mir gütig die Hand, welche ich küßte, und lud mich ein, ja im künftigen Winter sehr bald von dem Gebirge zurück zu kommen, da auch sie sehr bald in der Stadt einzutreffen gedenke.
    Ich antwortete, daß ich über jenen Zeitpunkt jetzt durchaus nicht zu verfügen im Stande sei.
    Am zweiten Tage morgens stand ich reisefertig in meinem Zimmer. Der Wagen war vor das Haus bestellt worden. Ich hatte mir es nicht versagen können, in einem besonderen Wagen so schnell als möglich in den Sternenhof zu fahren. Vater, Mutter und Schwester waren in dem Speisezimmer, um von mir Abschied zu nehmen. Ich begab mich auch in dasselbe, und wir nahmen ein kleines Frühmahl ein. Nach demselben sagte ich Lebewohl.
    »Gott segne dich, mein Sohn,« sprach die Mutter,

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