Werke
und hinterließen Aufträge. Ich sah also, daß sich manches hier gebessert habe, betrachtete die Arbeiten, und bestellte auch wieder einige neue, weil ich teils noch Stücke schönen Marmors hatte, aus denen irgend etwas gemacht werden konnte, und weil anderen Teils in dem Garten des Vaters zur Brüstung oder zu anderen Stellen noch Gegenstände fehlten. Die Leute hatten mich recht freundlich und zuvorkommend empfangen, sie zeigten mir, was im Gange war, welche Verbesserungen sie eingeführt hatten, und welche sie noch beabsichtigen. Sie ließen hiebei nicht unerwähnt, daß ich der kleinen Anstalt immer zugetan gewesen sei, und daß ich zu den Verbesserungen manchen Anlaß und manchen Fingerzeig gegeben habe. Ich drückte meine Freude über alles das aus, und versprach, daß ich, wenn ich in die Nähe käme, jederzeit recht gerne einen kurzen Besuch in dem Rothmoor machen würde.
Nach diesem unbedeutenden Aufenthalte im Lautertale und im Rothmoor setzte ich meine Reise zu meinen Eltern ohne weitere Verzögerung fort.
3. Die Mitteilung
Zu Hause hatten sie mich noch nicht erwartet, weil ich ihnen durch meinen Brief angezeigt hatte, daß ich mit meinem Gastfreunde eine kleine Reise zu einer altertümlichen Kirche machen würde. Auch hatten sie sich vorgestellt, daß ich noch einmal in meinen Aufenthaltsort in das Hochgebirge gehen und mich auf der Rückreise eine Zeit in dem Sternenhofe aufhalten werde. Sie irrten aber; denn obwohl ich in beiden Orten war, war ich doch nicht lange dort, und es drängte mein Herz, den Meinigen zu eröffnen, wie meine Angelegenheiten stehen. Als ich dieses getan hatte, waren sie bei weitem weniger ergriffen, als ich erwartet hatte. Sie freuten sich, aber sie sagten, sie hätten gewußt, daß es so sein würde, ja sie hätten seit Jahren die jetzige Entwicklung schon geahnt. Im Rosen hause und im Sternenhofe, meinten sie, würde man mich nicht so freundschaftlich und gütig behandelt haben, wenn man mich nicht lieb gehabt, und wenn man nicht selbst das, was sich jetzt ereignet hat, als etwas Angenehmes betrachtet hätte, dessen Spuren man ja doch habe entstehen sehen müssen. So lieb mir diese Ansicht war, weil sie die Gesinnungen meiner Angehörigen gegen mich ausdrückte, so konnte ich doch nicht umhin, zu denken, daß nur die Meinigen die Sache so betrachten, weil sie eben die Meinigen sind, und daß sie mich auch darum des Empfangenen für würdig erachteten. Ich aber wußte es anders, weil ich Natalien und ihre Umgebung kannte und ihren Wert zu ahnen vermachte. Ich konnte das, was mir begegnete, nur als ein Glück ansehen, welches mir ein günstiges Schicksal entgegen geführt hatte, und dessen immer würdiger zu werden ich mich bestreben müsse.
Mein Vater sagte, es sei alles gut, die Mutter ließ in wehmütiger und freudiger Stimmung immer wieder die Worte fallen, daß denn so gar nichts für ein so wichtiges Verhältnis vorbereitet sei; die Schwester sah mich öfter sinnend und betrachtend an.
Ich sprach die Bitte aus, daß die Eltern mir nun beistehen müßten, das, was in den gegenwärtigen Verhältnissen zu tun sei, auf das schicklichste zu tun, und ich legte auch den Wunsch dar, daß ich nach des Vaters Ansicht eine größere Reise unternehmen möchte.
»Es sind mehrere Dinge nötig«, sagte der Vater. »Zuerst, glaube ich, erwartet man von deinen Eltern eine Annäherung an sie; denn die Angehörigen der Braut können sich nicht schicklich zuerst den Angehörigen des Bräutigams vorstellen. Außerdem hat mir dein Gastfreund Liebes erwiesen, was ich ihm noch nicht habe vergelten können. Ferner hat dir dein Gastfreund Mitteilungen zu machen, die er für notwendig hält; und endlich solltest du wirklich, wie du auch selber wünschest, eine größere Reise machen, um wenigstens im allgemeinen Menschen und Welt näher kennen zu lernen. Was deine Gegenleute tun werden, ist ihre Sache, und wir müssen es erwarten. Unsere Angelegenheit ist jetzt, das, was uns obliegt, auf solche Weise zu tun, daß wir uns weder vordrängen, noch daß etwas geschehe, was wie geringere Achtung dessen aussähe, was uns durch diese Verbindung geboten wird. Ich glaube, die natürlichste Ordnung wäre folgende. Du mußt zuerst die Mitteilungen deines Freundes anhören, weil sie dir zuerst ohne Bedingung angetragen worden sind. Dann werde ich mit deiner Mutter eine Reise zur Mutter deiner Braut machen und bei dieser Gelegenheit deinen Gastfreund besuchen. Endlich magst du den Vorschlag tun, daß du
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