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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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übt nach dem Felsen die größte Macht. Daher ist eine Kirche in Würdeund künstlerischem Ansehen auch noch von Holz denkbar, sobald es nicht bemalt und nicht bestrichen ist. Eine eiserne Kirche oder gar eine von Silber könnte nicht anders als widrig wirken, sie würde nur wie roher Prunk aussehen, und von einer Kirche aus Papier, gesetzt, man könnte den Wänden auf die Dauer Widerstand gegen Wetter und den Verzierungen durch Pressen oder dergleichen die schönsten Gestalten geben, wendet sich das Herz mit Widerwillen und Verachtung ab. Mit dem Stoffe hängt die Gestaltung zusammen. Der Stein ist ernst, er strebt auf und läßt sich nicht in die weichsten, feinsten und gewundensten Erscheinungen biegen. Ich rede von dem Bausteine, nicht von dem Marmor. Daher hat man die Gestalten der Kirche aus ihm emporstrebend einfach und stark gemacht, und wo Biegungen vorkommen, sind sie mit Maß und mit einem gewissen Adel ausgeführt, und überladen nicht die Wände und die andern Bildungen. In der Zeit, als sie das Übergewicht zu bekommen anfingen, hörte auch die strenge Schönheit der Kirchen auf, und die Niedlichkeit begann. Zu den Fassungen unseres Schmuckes nehmen wir Metall, und zwar meistens Gold. Das Metall aber hat wesentlich andere Merkmale als der Stein. Es ist schwerer; darf also, ohne uns zu drücken, nicht in größeren Stücken angewendet werden, sondern muß in zarte Gestaltungen auseinander laufen. Dabei hat es unterallen Stoffen die größte Biegsamkeit und Dehnbarkeit, wir glauben ihm daher die kühnsten Windungen und Verschlingungen, und fordern sie von ihm. Die Bildungen, besonders Zieraten aus Gold, können daher nicht genau dieselben sein wie die aus Stein, wenn beide schön sein sollen. Aber aus dem inneren Geiste des einen, glaube ich, kann man recht gut und soll man den innern Geist des andern kennen, und es dürfte Treffliches heraus kommen.«
    Ich vermochte gegen diese Ansicht nichts Wesentliches einzuwenden. Eustach führte sie noch genauer durch Beispiele aus, die er von bekannten Steingestaltungen an Kirchen hernahm. Er zeigte, wie eine geläufige, leichte kirchliche Steinbildung, wenn man sie etwa aus Gold machen lasse, sogleich schwer, träg und unbeholfen werde, und er zeigte auch, wie man nach und nach die Steingestaltung umwandeln müsse, daß sie zu einer für Gold tauge und da lebendig und eigentümlich werde. Er versprach mir, daß er mir über diese Angelegenheit, wenn wir nach Hause gekommen sein würden, Zeichnungen zeigen würde. Ich sah hieraus, wie sehr meine Freunde über diesen Gegenstand nachgedacht haben, und wie sie tatsächlich in ihn eingegangen seien.
    »Es sind aber nicht bloß die Äußerlichkeiten an unserer Kirche sehr schön,« fuhr mein Gastfreund fort, »sondern die Gestalten der Heiligen auf dem Altare und in den Nischen sind schöner, als man sie sonst meistens aus dem Zeitalter, aus welchem die Kirche stammt, zu sehen gewohnt ist. Wenn ich sagte, daß die griechischen Bilder- gestalten eine größere sinnliche Schönheit haben als die aus dem Mittelalter, so ist dieses nicht ausnahmslos so. Es gibt auch höchst liebliche Gestalten aus dem Mittelalter, und wo keine Verzeichnung ist, und wo sich Sinnlichkeit zeigt, sind sie meistens wärmer als die griechischen. In der kleinen Kirche ist Ähnliches vorhanden deshalb habe ich so gerne ihre Wiederherstellung übernommen, deshalb bedaure ich, daß meine Mittel nicht so groß sind, die gänzliche Vollendung herbeiführen zu können, und deshalb habe ich so sehr nach den Gestalten, die in den Nischen fehlen, suchen lassen, um so viel als möglich die Kirche zu bevölkern, wenn auch der Gedanke Raum hatte, daß vielleicht nicht einmal alle Gestalten fertig geworden und alle Plätze besetzt gewesen seien. Vielleicht steht einmal eine höhere und allgemeinere Kraft auf, die diese und noch wichtigere Kirchen wieder in ihrer Reinheit darstellt.«
    Wir kamen am zweiten Tage in dem Asperhofe an, und ich sagte, daß ich nun nicht mehr lange da verweilen könne. Mein Gastfreund erwiderte, daß er in einigen Tagen in den Sternenhof fahren werde, und daß er mich einlade, ihn zu begleiten, und daß ich bis dahin noch bei ihm bleiben möge.
    Ich erklärte, daß bei mir wohl einige Tage keinen wesentlichen Unterschied machten, daß ich aber doch wünsche, bald zu meinen Eltern zurückkehren zu können.
    So war der Abend vor der Abreise in den Sternenhof gekommen, und mein Gastfreund sagte an demselben in einem gelegenen

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