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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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jagten gegen die Burg Libic, auf der Bozey saß. Er ließ sie als Reiter aus dem ungarischen Kriege zu sich, da er mit seinem Weibe und seinem jungen Sohne Borita beim Mittagsmahle saß. Krasa rannte herbei, und lästerte, und als es ihm Borita verwies, tötete er ihn, und stieß das blutige Schwert dem Vater in das Herz. Die Wrse der Burg wurden ermordet, die Toten der Kleider beraubt, und verscharrt, und alles geplündert. Und es begann nun ein Krieg der Wrse, die noch lebten, gegen ihre Angreifer, und der Krieg wurde immer größer, da ihnen ihre Anhänger halfen, und ihre Feinde sich mehrten. Aber sie unterlagen, und kamen um. Die einen führte man auf die Märkte der Städte, und richtete sie dort hin, die andern tötete man auf dem Berge Petrin, oder brachte sie auf den Gassen oder in den Häusern um. Der alte Leche Cosmas hat aufgeschrieben, daß die Söhne Mutinas gute Knaben waren, und so schön, als wärensie auf Elfenbein gemalt worden; aber sie wurden umgebracht. Die Leute schlugen ein Kreuz, und entflohen. Alle Wrse waren ausgerottet bis auf einen, der entflohen war, Johann, der Sohn Tistas. Von der Burg Mutinas ging Swatopluk wieder gegen Koloman, der ihm gefolgt war, und da er heftig in einem Walde ritt, stieß er sich einen Ast in das Auge, daß es ausgestochen war. Man trug ihn nach Prag, daß er dort geheilt werde. Koloman ging nach Ungarn zurück. Da Swatopluk genesen war, ritt er im Winter mit seinen Scharen drei Täge und drei Nächte, bis er vor Neitra kam, in das er einreiten wollte; aber die Wächter hatten ihn gesehen, und verschlossen die Tore. So verwüstete er alles ringsum, und zog nach Mähren zurück. Als der Sommer gekommen war, wollte er Rache an den Polen nehmen, und lag mit dem Könige Heinrich gegen sie im Felde. Aber der Streit dehnte sich bis zu dem Herbste ohne Gewinn, und man mußte auf den Rückzug denken. Am einundzwanzigsten Tage des Herbstmonates, als Swatopluk den ganzen Tag bei dem Könige gewesen war, um den Rückzug zu beraten, und als er in der Abenddämmerung gegen seine Gezelte zurück ritt, kam aus dem Walde ein fremder Ritter zu seinem Gefolge, man sagte damals, daß es der Wrse Johann, der Sohn Tistas, gewesen sei, und warf seinen Speer mit Gewalt zwischen die Schultern des Herzogs, daß er tot von dem Rossefiel. Der Mörder entfloh durch die Schnelligkeit seines Pferdes. Im nächsten Jahre nach dieser Tat wurde Johann, der Sohn Tistas, als er im Aufruhr gegen den Herzog Wladislaw ergriffen worden war, von Wacek geblendet. Drei Jahre darauf wurde Wacek auf Geheiß des jetzigen Herzogs Sobeslaw, der damals noch ein junger Prinz war, auf dem Felde vor dem Wysehrad erschlagen, weil dem Prinzen seine Freunde berichtet hatten, daß ihn Wacek bei seinem Bruder, dem Herzoge Wladislaw, angeklagt habe, und ihn auf den Wysehrad zur Gefangennehmung und Blendung locken wolle.«
    »Das sind furchtbare Gerichte«, sagte Witiko, »und ich habe auch von ihnen gewußt.«
    »Ich sage das nur«, rief der Scharlachreiter, »um zu zeigen, was gewesen ist.«
    »Und die Herzoge saßen indessen auf ihrem herrschenden Stuhle«, sagte Witiko.
    »Ja, die Herzoge, die Herzoge«, entgegnete der Scharlachreiter.
    Er wendete sich um, und rief: »Der Mann da, der neben mir reitet, frägt um die Herzoge des Landes, meine Freunde.«
    »Ich meine nur die Herzoge, die zu jener Zeit gewesen sind«, sagte Witiko.
    »Ja, die Herzoge, die Herzoge, nicht wahr, meine Freunde, das ist so ein Ding, die Herzoge«, rief der Scharlachreiter.
    Einige von den Reitern lachten bei diesen Worten.
    Der Scharlachmann wendete sich wieder nach vorn, und sagte: »Es waren einmal gar keine Herzoge in diesem Lande, das so gesegnet vor uns liegt, mein Sohn. Wer weiß, was da gewesen ist, als dein Wald noch da herab reichte, wo wir reiten.«
    »Bären genug, und wenig Jäger«, sagte Odolen.
    »Marbod wird doch die Bären und die Urstiere mit seinen Leuten erlegt haben«, sagte der Scharlachreiter.
    »Das waren erst Zeiten«, rief der, den sie den Sohn des Nacerat hießen.
    »Nun, das wissen unsere Alten kaum, die von den vergangenen Zeiten erzählen«, sagte der Scharlachreiter, »sie loben nur immer, wie es war, da der Vater Cech über sieben Ströme gegangen ist, und unsere Ahnherrn in dem Lande gesessen sind. Da schaltete dieser in dem einen Teile des Landes, und in dem anderen jener, und wieder in einem anderen gar keiner, und alle waren sehr glücklich, wie es immer glücklich ist, wenn man von den Anfängen eines

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