Werke
wieder vorwärts bis in die Hände des Bischofes Zdik. Zdik gab es Witiko. Dieser trat an seinen Platz zurück, und barg es in seinem Fache und mit ihm in seinem Gewande.
Als dieses geschehen war, trat ein Priester von denen, die abseits der Bischöfe und Äbte saßen, auf den freien Raum hervor, und rief: »Ich bin Daniel der Sohn des Magnus, ein Untergebener des ehrwürdigen Propstes von Prag Otto und mit ihm des hochehrwürdigen Bischofes Silvester. Ich bitte mit der Genehmigung meiner Obern die mächtigen Herren um Gestattung einer Zwischenrede wegen des Kreuzes.«
Da nach diesen Worten alle still waren, sagte er: »Das Zeichen, welches der Bote vorgewiesen hat, gehört unserm erlauchten Herzoge Sobeslaw. Es ist ein Kreuzlein, welches er trägt, seit er sich mit seinem sterbenden Bruder Wladislaw versöhnt hat. Es ist von dem Bischofe Meinhard geweiht worden. Ich bin dabei im Kirchendienste neben meinem Vater gestanden, und habe es auf einem Kissen gehalten. Es hat den Namen Jesus in feinem Golde, und die Anfangszeichen der Namen Wladislaw und Sobeslaw an seinem Fuße. Die Weihe des Kreuzes ist in den Schriften der Bischofkirche aufgezeichnet worden, und meine hochehrwürdigen geistlichen Obern haben mich, da das Kreuzlein in der Versammlung beschaut wurde, ermächtigt, das Zeugnis abzulegen.«
Nun schwieg er.
Der Bischof Zdik aber sagte hierauf: »Ich erkenne auch das Kreuz, und weiß, daß es der Herzog getragen hat.«
Nach ihm erhob sich ein alter Mann mit glänzend weißen Haaren und in dunkelveilchenblauem Übergewande aus der ersten Reihe, und sprach: »Ich bin Diwis ein alter Diener und Zupan des Herzogs, und weiß, daß er das Kreuz bis jetzt bei sich getragen hat.«
Nun stand der Bischof Silvester auf, und rief: »Ich bin Silvester, der erwählte Bischof von Prag.« Dann sagte er: »Ich habe mit dem Jünglinge, der vor uns steht, geredet, und er hat mir Zeichen angegeben, aus denen ich sah, daß ihm der Herzog das Kreuz in die Hände gelegt hat.«
Nach diesen Männern sprach niemand mehr in der Zwischensache.
Da fragte Ben die Versammlung, ob der Bote weiter sprechen solle.
Sie bejahten es durch Zeichen der Zustimmung.
Daher fuhr Witiko fort: »Als mir der Herzog den Auftrag gegeben hatte, fragte ich ihn, ob er, wenn er alles wisse, gegen die, welche ihm zuwider handeln, etwas Feindseliges ausführen werde. Er antwortete, daß er nur wissen wolle, was geschehe, und daß er dann sterben werde. So sagte ich, daß ich gehen werde, und so bin ich hier. Ich bin kein Kundschafter, weil ich nicht heimlich zu erfahren strebte, ich habe den hochehrwürdigen Bischof Silvester gebeten, mir zu erwirken, daß mich die hohe Versammlung höre. Ich habe mit keinem Menschen über die Sache gesprochen, und wenn sie mich fragten, habe ich keine Antwort gegeben. Ich bin kein Bote; denn der Herzog hat mich nicht an die Versammlung gesendet, ich bin für mich selber da, und stelle die ehrfurchtbezeigende Bitte, daß mich die Versammlung die Beschlüsse anhören lasse, damit ich dem Herzoge nichts Unreines und Geschändetes bringe. Ich selber komme nicht in Betracht, so wenig, wie ein Stücklein Papier, darauf eine hohe Hand eine Zeile geschrieben hat, die man findet, und achtet. Wenn mich die Versammlung hier duldet, werde ich bleiben, wenn sie mich entfernt, werde ich gehen, werde wieder mit keinem Menschen sprechen, und werde dem Herzoge den Vorgang melden, außer ich werde hier zurückgehalten, und es wird strenger gegen mich verfahren.«
Nach diesen Worten neigte sich Witiko wieder, und blieb schweigend stehen.
»Das ist ein treuer Knabe«, rief eine Stimme in den hinteren Reihen.
»Das ist ein mutiger Mann«, rief eine andere Stimme in der Mitte.
Der Bischof Zdik ging zur Glocke, und tat drei Schläge auf dieselbe.
Man hörte keinen Ruf mehr; aber es wurde an die Schwerter geschlagen.
Der Bischof sagte, da es ruhig geworden war: »Die Ordnung der Versammlung muß die bleiben, daß die Reden und Ansprachen in der Reihe erfolgen, wie sie verzeichnet sind. Es geht an den zweiten Führer der Versammlung der Ruf, ob er den Jüngling etwas fragen will.«
Er setzte sich nach diesen Worten wieder auf seinen Sitz.
Ben stand auf, wendete sich gegen Witiko, und sprach: »Dein Name ist Witiko.«
»Witiko«, antwortete der Gefragte.
»Und welcher war der Name deines Vaters?« fragte Ben weiter.
»Mein Vater hieß Wok«, entgegnete Witiko.
»Nun also, Witiko Sohn des Wok«, sprach Ben, »ich der Kriegsanführer
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