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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Saumtiere, und Raimund trug sie in Witikos Kammer. Witiko folgte ihm. Der Mann brachte das Pferd in den Stall, und ging dann in die Stube. Dort legte er sein baumwollenes Oberkleid und seine Lammshaube ab, und setzte sich an den Tisch. Man gab ihm Bier und Brod.
    Witiko ging in die Kammer, kam bald darauf wieder heraus, und trug ein Päckchen in der Hand, das in Fuchsfell genäht war.
    »Da ist etwas an einem meiner zwei Päcke angebunden gewesen, das ich nicht kenne«, sagte er.
    »Es wird schon recht sein«, entgegnete der Mann, »Bores hat es mir gegeben, und hat gesagt, ich soll sehr acht darauf haben, deshalb habe ich es an einen Pack gebunden.«
    Witiko trennte die Naht, und es kam ein sehr schlechter Gürtel aus dem Fuchsfelle. Der Gürtel hatte eiserne Buckeln, und war mit Leder gefüttert. Als Witiko noch einmal in dem Fuchsfelle nachsah, fand er ein Papier, auf dem von Bores' Hand geschrieben stand: ›Die hocherlauchte Herzogin Adelheid hat manchem Manne des verblichenen Herzoges ein Ding des Herzoges gegeben, und dir Witiko gibt sie den Gürtel, den der Herzog auf dem Sachsenzuge getragen hat, sie gibt ihn dir, weil der Herzog gesagt hat, du seiest auf jenem Zuge klug gewesen, und sie gibt ihn dir, weil der Herzog ebenfalls gesagt hat, daß du in eine große Gefahr für ihn nach Prag gegangen bist.‹
    Witiko hielt den Gürtel eine Zeit in der Hand, und betrachtete ihn. Dann ging er in seine Kammer, und legte ihn in das Fuchsfell gewickelt in die Truhe.
    Hierauf öffnete er die rauhen Päcke, und nahm die Dinge, die in ihnen waren, heraus. Es war die Kleidung und Ausrüstung eines Reitersmannes. Er legte alles in die Truhe zu dem Gürtel. Darauf ging er in die Stube hinaus, und sagte: »Es ist alles richtig. Verweile, so lange du willst, bei uns. Ich werde dir dann deinen Lohn geben, und du kannst wieder deiner Wege ziehen.«
    »Mit Eurem Wohlnehmen werde ich einen Tag rasten, und dann auf den Rückweg gehen«, sagte der Mann.
    »Tue nach deinem Gefallen«, entgegnete Witiko, »wo ist denn die erlauchte Herzogin?«
    »Ei in Hostas Burg«, antwortete der Mann.
    »Ist sie noch in der Burg, in welcher ihr erlauchter Herzog gestorben ist«, sagte Witiko.
    »Sie schläft in dem Gemache, in welchem der Herzog gestorben ist«, sagte der Mann.
    »Und wer ist bei ihr?« fragte Witiko.
    »Ihre kleinen Kinder«, sagte der Bote.
    »Und wo ist Wladislaw?« fragte Witiko.
    »Er ist nach Mähren entflohen, weil er den neuen Herzog fürchtet«, antwortete der Bote.
    »Hat sie ihren Schmerz gemildert?« fragte Witiko.
    »Ja«, erwiderte der Bote, »sie sagt gar kein Wort.«
    »Wird sie lange in Hostas Burg bleiben?« fragte Witiko.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Mann.
    »Es ist gut«, sagte Witiko, und schwieg.
    »Ich habe auch einen Brief von Bores«, sagte der Mann.
    »Nun, so gib ihn«, sagte Witiko.
    Der Mann nestelte sein Wams auf, zog ein graues Papier daraus hervor, wickelte es auf, und tat ein Päckchen Papier heraus, das mit rotseidenen Bändern umwickelt, und mit Wachs versiegelt war. Witiko öffnete das Papier, las die Zeilen, die es enthielt, und sagte: »Ich werde dir eine Antwort mitgeben.«
    Dann ging er in seine Kammer.
    Der Bote blieb an diesem Tage und an dem folgenden in dem steinernen Hause. Er legte sich in die Heustelle in dem Stalle, wo sein Pferd stand, schlafen. Am dritten Tage morgens richtete er sich zur Rückkehr. Er erhielt von Witiko seinen Lohn und den Brief an Bores. Dann ritt er in seinem braunen Oberkleide und in seiner schwarzen Lammshaube auf dem schmalen Schneepfade zu den Häusern hinein, zwischen den Häusern empor, am Kreuzberge vorüber, und den Waldhang hinan, über den Witiko vor sechs Tagen herab gekommen war.
    Da der Bote das steinerne Haus verlassen hatte, war es wieder wie vorher. Witiko legte das weißgraue Wollstoffgewand, welches fertig geworden war, an, und setzte die graue Filzhaube auf sein Haupt. Das Gewand bestand in einem Rocke, der mit Haften zusammen gehalten wurde, und in Beinbekleidungen, über welche die Stiefel empor gingen. So blieb er nun immer. Er teilte sich mit Martin in die Leitung des Hauswesens, beriet sich mit Martin, ordnete manches an, und tat manche Arbeit. Täglich ritt er auf seinem Pferde in der Zeit von fast zwei Stunden in den Wald. Außerdem ging er auch auf Bergen und in Tälern herum, und durchforschte sie. Er ging öfter auf den Kreuzberg, und blickte herum. Die Pflege seines Pferdes besorgte er mit der Hilfe Martins selbst.
    Am

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