Werke
gehört, ist mit Wald bedeckt. Wir streben ihn aber zu reuten, und unser urbares Besitztum zu vergrößern. Wenn die Zahl unserer Stammesglieder wächst, bauen wir stets ein neues Haus oder eine neue Hütte. In dem Turme haben alle Menschen mit ihrer Nahrung und alle Tiere mit ihrem Futter Platz. Wenn uns ein Feind bedrohte, so könnten wir in den Turm gehen, und uns verteidigen, bis er abzöge; denn lange könnte er nicht bleiben, weil er in dem Walde erhungerte. Brennt er die Häuser und Hütten vor dem Turme nieder, so bauen wir sie nachher wieder auf. Seit den Zeiten unsers Urgroßvaters ist aber ein solcher Angriff nicht gemacht worden. Damals war ein Streit. Ob vorher einer stattgefunden hat, wissen wir nicht, da niemand lebt, der von jenen Zeiten etwas erzählen könnte.«
Von dem Weidegrunde aus gingen Witiko und Rowno in einem Umkreise wieder durch die Felder auf einem anderen Wege zu der Erdzunge zurück, die sie in den Turm leitete. Im Turme zeigte Rowno Witiko die Räume und Gelasse, in denen Tiere und Vorräte untergebracht werden könnten, und er zeigte ihm auch die Ställe, die sonst da waren. Dann führte er ihn über Treppen in die öffentlichen Gemächer empor, die nicht zu seiner und der Seinigen Wohnung dienten. Sie waren sämtlich mit Kalk getüncht, und hatten einfache Geräte aus Tannenholz. In den größeren waren Waffen Knüttel Keulen Morgensterne Wurfbeile Streitäxte Speere Schwerter Armbruste und Schleudergeräte. Einige der Gemächer waren zur Verteidigung eingerichtet. Von den obersten derselben gingen sie auf das Dach hinaus. Dieses war aus starken Bohlen wenig schief gegen innen gezimmert, und hatte außerdem die Einrichtung, daß man auf ihm aus Balken schnell einen waagrechten Boden legen konnte, um darauf große Wurfdinge stellen zu können. Das Dach hatte rings herum starke Brustwehren aus Mauerwerk, und weil das Regenwasser nach innen glitt, so hatte es zu seiner Ableitung eine hölzerne Rinne, die durch die Mauer hindurch weit oberhalb des Sumpfes hinaus ragte.
Man konnte von dem Turme nur das Tal sehen, und vermochte über den umgebenden Wald nicht hinaus zu blicken.
Als der Mittag gekommen war, wurde das Mahl in der Stube eingenommen. Bei demselben war auch Ludmila war Dimut und waren andere Frauen. Sonst aber waren weniger Menschen anwesend, als sich am Morgen zur Begrüßung Witikos eingefunden hatten, weil die, welche Angehörige besaßen, mit ihnen in ihren Hütten und Häusern aßen. Es wurden Rinderbraten Fische Geflügel Bier und Roggenbrot auf den Tisch gesetzt.
Witiko blieb drei Tage bei Rowno.
Am vierten ritt er beim Aufgange der Sonne in der Richtung nach Morgen weiter. Er ritt durch die Wiesen Felder und Weiden, die um den Turm waren, und kam wieder in den Wald. Da floß ein Bach in der Richtung gegen Morgen, und an dem Bache ging der Pfad hin. Witiko ritt auf demselben weiter. Er ritt eine Stunde lang an den Krümmungen des Wassers über Wurzeln Moorgrund und Gestein. Dann änderte der Bach seinen Lauf, und ging an einem großen waldigen Abhange gegen Mitternacht. Witiko ritt auf dem Pfade an ihm eine halbe Stunde fort. Dann nahm der Bach einen zweiten auf, und sie gingen vereinigt wieder gegen Morgen. Witiko ritt zwei Stunden durch dichten Wald, bis er zwischen zwei Felsrücken samt dem sprudelnden Wasser zur Moldau hinaus kam. Da war der Platz, auf dem die krumme Au lag.
Witiko suchte für sich und sein Pferd eine Herberge zur Erquickung. Er blieb zwei Stunden da. Was er das erste Mal getan hatte, tat er wieder. Er ging auf den Fels der krummen Au, und betrachtete ihn. Im Mittage hatte derselbe an seinem steilen Absturze die dreifache Krümmung der Moldau, innerhalb welcher die Häuser der krummen Au lagen, in Mitternacht war die Schlucht, durch welche Witiko herein geritten war, im Abende ging er in sanftes sich ausbreitendes Land über, das zur Anlage von Feldern und Gärten geeignet gewesen wäre, und im Morgen senkte er sich gleichfalls sachte nieder.
Als Witiko und sein Pferd gestärkt waren, ritt er wieder weiter. Er schlug neuerdings die Richtung nach Morgen ein. Er ritt zwischen hohen Felsen und der Moldau fort, so lange diese nach Morgen floß. Da sie sich nach Mitternacht wendete, verließ er sie, ritt über Anhöhen hinaus, und verfolgte seine Richtung. Der Wald erlangte jetzt sein Ende, und Witiko ritt zwischen Feldern Wiesen Weiden Gebüschen einzelnen Wäldchen und zerstreuten Häusern hindurch. Als die Sonne sich schon beinahe zu ihrem
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