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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Bolemils und wenn Diwis und Bozebor und Wsebor und Lubomir versucht sein möchten, den jungen Wladislaw den Sohn Sobeslaws auf den Herzogstuhl zu führen, so werden sie es gegen Nacerat nicht zu unternehmen wagen.«
    »Der Herzog hat auch gleich im Beginne seiner Herrschaft auf seine Kriegsmacht gesehen«, sagte Rowno, »er vermehrt sie, und ist im Lande gewesen, die Burgen zu stärken. Er hat Otto den Sohn des schwarzen Otto zurückbringen lassen, und ihm das Herzogtum Olmütz gegeben, und der junge Wladislaw der Sohn des verstorbenen Herzogs Sobeslaw ist bei ihm in Prag voll Ehren und Reichtümer. So hat er sich zwei Freunde gewonnen. Er hat die einundzwanzigjährige Gertrud die Schwester des Markgrafen Leopold von Österreich geheiratet, und ist dadurch der Stiefschwager des deutschen Königs Konrad geworden und der Schwager des Markgrafen von Österreich, der, wenn er das Herzogtum Baiern, mit dem ihn der König Konrad belehnt hat, dem Anhange des stolzen Heinrich zu entreißen vermag, der mächtigste Herr in den deutschen Ländern wird.«
    »Er wird es ihm entreißen, weil der stolze Heinrich gestorben und sein Sohn der andere Heinrich nur ein Büblein ist«, sagte Osel.
    »Nun so ist es ja recht, und alles ist gut«, entgegnete Rowno, »und wir haben zu Hause Raum, uns zu bewegen. Im Walde geht es auch vorwärts, Witiko. Die Hlenici bauen eine Kirche, und es werden noch mehrere entstehen, weil in dem Walde hie und da eine Hütte gebaut wird, und die Menschen mehr werden. In Friedberg wird gereutet, in Horec sind wieder neue Häuser entstanden, und an der Stelle, wo die Moldau gegen den Thomaswald fließt, und wo es an der unteren Moldau heißt, haben sie ein stattliches Herberghaus gezimmert, damit die, welche dort über die tiefere Sattlung nach Baiern hinaus gehen, ins Aigen oder weiter ins Gericht Velden, Einkehr und Erquickung finden. Die Wladyken müssen größer werden. Wir dehnen unsere Besitzungen gegen den Wald aus, du mußt auch streben, Witiko, gleiches zu tun, und mit der Hilfe Gottes und der heiligen Jungfrau Maria und unserer Heiligen Wenzel und Adalbert und der heiligen Diasen und Wilen im Himmel werden wir unsere Ziele erreichen, die Großen und Herrschsüchtigen zu drücken.«
    »Ich habe vor zwei Monaten meinen drei Knaben die Haare festlich beschneiden lassen«, sagte Osel, »daß sie in das Jünglingsalter eintreten, daß sie tüchtig werden, und an unserem Werke mitarbeiten.«
    »Ich bin nur ein einzelner, und meine Kraft ist gering«, sagte Witiko.
    »Es ist immer nur einer gewesen, der der Stifter eines großen Geschlechtes geworden ist«, antwortete Rowno.
    Die Männer und Jünglinge an dem Tische hatten diesen Gesprächen bloß zugehört, und wenn sie untereinander sprachen, so war es leise, daß sie keine Störung verursachten.
    Witiko ging noch einmal zu seinem Pferde. Da er zurück kam, redete man von den Dingen in dem Walde, von den Beschäftigungen seiner Bewohner, und wie man vieles einrichten sollte.
    Da die Nacht vorgeschritten war, stand Rowno auf, um zur Ruhe einzuladen. Mit ihm erhoben sich alle, und verabschiedeten sich.
    Zu Witiko trat ein Mann mit einem brennenden Buchenspane, um ihn in seine Schlafkammer zu geleiten. Er führte ihn über eine Treppe empor in eine Kammer, in welcher auf einem hölzernen Gestelle sein Lager bereitet war. Der Mann steckte den brennenden Span in eine eiserne Schere, die in der Mauer befestigst war, und unter welcher sich auf dem Fußboden eine große eiserne Schüssel befand, daß in sie die glühenden Kohlen des Spanes hinabfallen konnten. Er legte noch mehrere Späne, die er unter dem Arme getragen hatte, an die Mauer, und entfernte sich. Witiko schob den großen Eichenriegel, der an der Tür befindlich war, vor, entkleidete sich, hing sein Gewand an den Kleiderschragen, und legte sich zur Ruhe, indem er den einen Span in seiner eisernen Schere verglimmen ließ.
    Mit dem ersten Grauen des Morgens stand er auf, und ging zu seinem Pferde in den Stall. Da sah er noch einmal Osel, der sein Pferd zäumte und sattelte, um den Turm zu verlassen. Witiko sprach mit ihm, und sagte: »Komme bald zu mir, Osel.«
    »Ja bald«, sagte der Mann, »und du zu mir.«
    »Ja«, sagte Witiko, »und lebe wohl.«
    »Lebe wohl«, entgegnete Osel, bestieg sein Tier, und ritt unter dem Torbogen hinaus.
    Als Witiko die Pflege seines Pferdes beendigt hatte, ging er in die Stube. In derselben hatten sich schon viele Menschen versammelt. Es waren jetzt auch ältere

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