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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Herzog.
    »Nein, mein guter Mann«, antwortete der Fiedler, »aber der Fiedelbogen wird wohl krumm bleiben.«
    »Ich werde sogleich jemanden senden, der für dich sorgen soll«, sprach der Herzog.
    Dann sagte er etwas zu einem Manne seines Geleites, der sich darauf entfernte.
    »Dieser wird einen Arzt bringen«, sagte der Herzog.
    »Habt ihr noch mehr Verwundete?« fragte er dann.
    »Der ist der letzte, welchen wir herauf getragen haben« sagte Maz Albrecht, »den armen Norbert haben sie zu einem Strauche hingelegt, den Zimmerer David und Veit Gregor haben wir zur Pflege hergetragen, Christ Severin der Wollweber und Mathias und Urban sind selber gegangen. Sie haben schon Tücher mit Wasser um, und Philipp ist um Kräuter gegangen.«
    »Der Arzt wird alle in Pflege nehmen«, sagte der Herzog, »und nun ruhet ein Weile, und wer nach Prag gehen will, wird in der Nacht das Zeichen erfahren.«
    Nach diesen Worten entfernte er sich, und ging zu Rowno und Diet und zu den andern, um ihnen zu danken.
    Als es Abend war, gingen viele zu dem Herzoge, das kleine Mahl zu teilen. Mehrere saßen in dem Gezelte, andere standen. Die Kundschafter meldeten, daß die Feinde Späher ausgesandt haben, die erfahren sollen, ob sie nicht in der Finsternis der Nacht von dem Heere des Herzogs Wladislaw würden umgangen werden können.
    »Desto sicherer ist unser Zug«, sagte Wladislaw.
    Als das Mahl aus war, verabschiedeten sich die Männer, und gingen, die Ruhe zu suchen.
    Witiko begab sich zu seinem Pferde, und wusch ihm mit Wein, den er sich verschafft hatte, die Gelenke.
    Dann legte er sich auf seine Schlafstelle.
    Und nun war Ruhe und Stille in dem Lager des Herzogs, nur daß die Wachen sich regten, Kundschafter streiften, und die Feuer gemach verbrannten.
    Dieser Tag war der fünfundzwanzigste des Monates April des Jahres 1142 gewesen.
    Ehe der Morgen graute, wurde ein Zeichen, welches kein Laut war, durch das Lager gesendet, zum Aufbruche bereit zu sein.
    Und noch in der Dunkelheit setzte sich der Zug nach Prag in Bewegung.

Zweiter Band

1
    Der Schein ging über Feld und Wald.
     
    Als der Herzog Wladislaw auf seinen Zug nach Prag ging, war derselbe in der folgenden Weise eingerichtet. Zuerst waren Reiter, welche den Weg erforschen, berichten, und Hindernisse, wenn es geschehen konnte, zerstreuen sollten. Dann kamen Fußgänger mit jenen Reitern und Wägen, die zu ihnen gehörten. Diese Vorhut führte Diepold der Bruder des Herzogs. Dann kamen die Verwundeten Welislaw, Casta, Hermann von Attes, Beneda, und andere. Sie waren in Tragbahren, deren Bänder über die Buge von je zwei Pferden gingen. Sie wurden von Reitern behütet, die Milota führte. Dann kamen wieder Reiter und Fußgänger. Diese führte Heinrich der zweite Bruder des Herzogs. Nach ihnen waren Wägen, welche Kriegsdinge und Kranke und Verwundete trugen. Die Männer der Wägen befehligte Jurik der Sohn Juriks. Hierauf kamen die entseelten Körper derjenigen, die auf dem Berge Wysoka ihr Leben ausgehaucht hatten, und denen man die Sorge weihen wollte, daß sie nach Prag gebracht würden. Darunter waren die Körper Smils und seiner beiden Söhne, Bens, Dalimils, Pustimirs und anderer hervorragender Männer. Die Ärzte hatten sie in der Nacht, soweit es erreicht werden konnte, mit Spezereien gegen das Verderben eingerieben. Diese Körper waren in Tücher gehüllt, und wurden entweder von Säumern getragen, oder auf Wägen geführt. Das Geleite dieser Mitfolge befehligte Zwest. Nun erschien zum Schlusse die größte Schar der Krieger Wladislaws, Reiter und Fußgänger. An diese Stelle waren die erfahrensten Kriegsherren und jene Abteilungen der Männer gewiesen worden, die den geschlossensten Stand zu halten vermochten, damit sie, wenn die Feinde nacheilen und angreifen sollten, schnell in Schlachtordnung wären, und so lange ausdauern könnten, bis auch die andern in Kampfesbereitschaft wären. Diese Nachhut führte der Herzog Wladislaw selbst. Um ihn waren die vorzüglichsten Männer, die Bischöfe und die Führer. Der alte Bolemil war in seiner Tragbahre mit seinen noch übrigen Reitern da. Der alte Lubomir ritt mit seinen Söhnen, die ihm geblieben waren, neben dem Herzoge. Diwis und sein Sohn Zdeslaw waren da. Odolen folgte mit seinen Freunden. Preda und Gervasius ritten mit. Die Waldleute hatten den Vorzug erhalten, der Abteilung des Herzogs einverleibt zu werden, und zogen nun in ihr dahin. Unter ihnen war Witiko, Rowno, Diet von Wettern, Osel und die anderen, die von

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