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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Walde, und bin ihr Vater. Sie haben sich von einer falben Stute drei falbe Pferdlein auferzogen, und in der Sonnenwende habe ich ihnen die Haare beschnitten, daß sie Jünglinge werden, und habe sie jetzt in den Krieg mitgenommen, daß sie gegen den Übermut der Lechen streiten, und lieber einem einzigen dienen lernen, der uns wohl will. Ich habe sie auf diesen Platz geführt, daß sie dich sehen, und es zu Hause erzählen.«
    »Nenne mir die Namen der Knaben«, sagte der Herzog.
    Osel antwortete: »Dieser ist Olen der älteste, dann kömmt Dis, der um ein Jahr jünger ist, und dann Os, der wieder um ein Jahr später kam.«
    »Die zwei jüngsten bluten ja«, sagte der Herzog.
    »Ein wenig«, entgegnete Osel, »ich habe es schon angesehen, es ist nichts. Sie sind nicht träge gewesen, aber kindisch. Der älteste tut auch das Seine, wenn gleich das Zeichen ausblieb.«
    »Sorge, daß du auf deine schönen Knaben siehest, Osel«, sagte der Herzog, »damit sie Männer werden.«
    »Im Walde lernt man früh ein hartes Leben«, antwortete Osel.
    »Meine Kinder«, entgegnete der Herzog, »ich werde euch schon wieder sehen, und dann müßt ihr mir eure falben Pferdlein zeigen, und in eurem Walde müßt ihr mir eure schönen Bäume zeigen.«
    »Ja«, antwortete Olen.
    »Männer, Priester, Prinzen, Lechen, Wladyken, Freunde«, fuhr der Herzog fort, »ermüdet noch nicht. Wir haben der ersten Pflicht genügt, der des Dankes, laßt uns nun auch zu der zweiten gehen, der des Rates, was nun ferner zu tun sei. Die Feinde sind in das Lager gegangen, wir auch, die Feinde sind erschöpft, wir auch, die Feinde haben schwere Verluste gehabt, wir auch, und die unsrigen sind durch den schimpflichen Verrat, der auf lange Zeit dieses Land verdüstern wird, noch größer geworden, als sie sonst gewesen wären, die Zahl der Feinde ist die größere, die der Unsern die kleinere, und sie ist durch den Verrat noch kleiner, die der Feinde größer geworden, die Feinde haben ein böses Gewissen, weil sie zum Verrate gegriffen haben, unser Bewußtsein ist gut, sie kämpfen für Raub und Vorteil, und wählen jedes Mittel des Blutvergießens und der Zerstörung, wir streiten zum Schutze des Landes, und müssen alles sparen, was dem Lande kostbar ist, sie haben die ungünstigere Stellung im Tale, wir die günstigere auf der Höhe: wir können heldenmütig den Kampf wieder aufnehmen, und mit Gott den Sieg erringen, oder ruhmreich erliegen: oder wir können in eine sichrere Stellung gehen, uns verstärken, und dann mit genügender Macht die Entscheidung suchen. Wie weit wir heute geschmolzen sind, läßt sich noch nicht genau sagen, nur im allgemeinen überschauen. So wird es im Vergleiche auch bei den Feinden sein. Und nun Otto Bischof von Prag rede.«
    »Zur Schonung des Blutes und Lebens des Landes soll größere Sicherheit gesucht werden«, sagte der Bischof.
    »Und du Zdik?« fragte der Herzog.
    »Ich meine das gleiche«, antwortete Zdik der Bischof von Olmütz.
    »Und Daniel?« sagte der Herzog.
    »Das gleiche«, antwortete der Propst Daniel.
    »Und du, ehrwürdiger Bolemil?« fragte der Herzog.
    »Ich habe schon gesagt«, antwortete Bolemil, »sorge, daß dieser Streit kurz daure, hoher Herr. In dem, was auf dem Wysehrad geschah, lag das Übel, nämlich, daß man zu dem Wählen griff, wie man bei deinem Vater zu dem Wählen gegriffen hatte. Was damals gekommen ist, mußte wieder kommen, und ist gekommen. Der sterbende Sobeslaw hat alles gewußt, da er gesagt hat: Nacerat wird gegen Wladislaw nicht siegen. Ergreife jedes Mittel, das die größte Sicherheit des Sieges über den Feind gibt.«
    »Und Lubomir?« fragte der Herzog.
    »Suche die größte Sicherheit für das Land«, sagte Lubomir.
    »Und Diwis?« fragte der Herzog.
    »Ich spreche wie Bolemil«, sagte Diwis.
    »Und was sagt Chotimir?« fragte der Herzog.
    »Chotimir sagt das gleiche«, antwortete der Gefragte.
    »Und Wsebor?« fragte Wladislaw.
    »Ich rede wie meine Freunde. Suche mit Macht, den Streit eines Schlages zu enden«, antwortete Wsebor.
    »Und Jurik?« fragte der Herzog.
    »Die Männer, welche gegen uns in den Waffen sind, suchen den Raub«, sagte Jurik, »darum haben sie schon die Schrift aufgesetzt, in der enthalten ist, was ihnen ihr Herzog für ihre Beihilfe zusagen mußte. Sie ergriffen deshalb jedes Mittel, zu ihrem Ziele zu gelangen, wie schon heute ihr Verrat gezeigt hat. Wider solche Männer ist schwerer streiten als wider ehrliche Gegner, weil man nicht die gleichen

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