Werke
nichts gewesen wäre, nur daß der Schein der Feuer, die sanfter brannten, gegen die Luft empor leuchtete.
Der Bischof Otto hielt nun mit seinen Priestern unter dem freien Himmel ein Dankgebet. Dann ging er in die Kirche der heiligen Jungfrau Maria, und betete mit ihnen dort wieder, und es beteten die Krieger mit.
Man konnte nun die Sorge für die Verwundeten und die Toten anwenden. Es hatten viele Menschen das Leben verloren, auch solche, die aus der Stadt und nicht von den Kriegern waren. Dobromil, ein edler Mann aus dem Morgen des Landes und Ded, aus dem Mittage, hatten ihren Tod gefunden.
Die Herzogin ging zu der Brandstelle der Kirche des heiligen Veit, und fragte, was man denn von den Heiligtümern und wichtigen Dingen zu bergen im Stande gewesen sei. Die, welche die Rettung der Kirche und die Löschung des Brandes versucht hatten, sagten, daß manches schnell fortgeschafft worden sei, daß man es in verschiedene Plätze gebracht habe, daß man aber nicht erkennen könne, was gerettet worden sei, und was das Feuer verzehrt habe.
Hierauf konnte man die Ruhe, die mit der Sicherheit möglich war, suchen.
Die kurze Nacht ging bald vorüber.
Als sich der erste Schein des Morgens lichtete, spähten Menschen nach jeder Richtung. Und da es endlich hell geworden war, sah man, daß das Lager der Feinde leer sei, und daß die Nähe und die Ferne um die Stadt und die Burgflecken leer sei. Kein Feind war zu erblicken, und kein Retter war zu erblicken. Im Lager der Feinde standen die Geräte da, es standen Reihen von Gezelten, und es lagen Dinge des Krieges und andern Gebrauches umher.
Die Männer auf den Zinnen erhoben einen Siegesruf, und die Menschen in der Stadt riefen ihn nach, und die in den Burgflecken auch, daß man die Stimmen von oben herab und von unten hinauf zu hören vermochte.
Kundschafter kamen und sagten, daß die Feinde abgezogen seien.
Da ertönten, als die Sonne sich erhob, die Glocken der Kirche der heiligen Jungfrau Maria, die Glocken der Kirche am Teyn, und es ertönten die Glocken in den Burgflecken, die Glocken der Kirchen im Wysehrad, und in allen Kirchen wurden Gottesdienste gefeiert.
Fabian, der Zupan vom Wysehrad, sandte Boten an Diepold, die sagten, daß die Burg dem Herzoge unverletzt sei.
Nun wurde gerufen, daß man hinaus gehen, und das Lager der Feinde plündern solle. Diepold aber verweigerte es; er ließ die Tore und die Mauern besetzt, und sandte wieder Kundschafter aus.
Die Männer zeigten sich nun von den Mauern die Stellen, wo gekämpft worden war, wo arge Geschosse gestanden waren, und was sonst die Feinde getan hatten.
Gegen Menschen, die sich in dem Lager blicken ließen, befahl Diepold einige Steine zu werfen. Darauf gingen sie fort.
Die Kundschafter kamen wieder, und sagten, das Heer der Feinde sei im Eilwege in der Richtung nach Mähren.
Diepold ließ nun das Brückentor öffnen.
Da es zwei Stunden nach dem Mittage war, sprengten Reiter vom Abende her gegen die Stadt, welche rosenfarbene Fähnlein auf den Lanzen trugen. Sie ritten ein, und meldeten, daß der Herzog Wladislaw am Abende dieses Tages mit seinen Scharen in Prag eintreffen werde, daß der König Konrad ihm mit einem großen Heere folge, und morgen kommen werde. Die Feinde seien schon eine Tagereise weit von Prag entfernt, und würden sich auflösen.
Diepold ließ die Kunde allen seinen Kriegern mitteilen, und die Herzogin ließ sie in der Stadt und in den Burgflecken ausrufen.
Diepold sendete Leute zur Hut in das verlassene Lager der Feinde.
Am Nachmittage war der Weg nach dem Petrin hin mit Menschen gefüllt.
Gegen die Abendzeit, ehe die Sonne den Berg Petrin rot färbte, sah man in ihrem Scheine vom Abende her unzählige Lanzen funkeln. Sie wogten auf und nieder wie von Reitern getragen, und näherten sich, und man erkannte dann das blaue Banner und die rosenfarbenen Fähnlein, und in der Mitte die große rote Fahne. Es war die Schar Wladislaws, des Herzogs von Böhmen und Mähren.
Ein luftbewegender Ruf erhob sich weit draußen jenseits des Berges Petrin, und ging an allen Menschen bis in die Stadt hinein. Das große rosenrote Banner auf den Zinnen der Stadt rückte nun bis an die Spitze seines Tragbaumes empor.
Der Herzog Wladislaw ritt mit den Seinigen sehr langsam auf dem Wege an der Moldau zwischen der Menschenmenge gegen die Stadt Prag dahin. Sein Schwert war in der Scheide und sein Haupt entblößt. Nur der Schmuck der blonden Haare war auf demselben und um die Stirne. Alle Glocken der
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