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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Prolog
    I ch hatte Dad nichts von Granmamas weißer Eule erzählt. Das hätte ich tun sollen.
    Es gibt einen Bereich zwischen Schlafen und Träumen, in den bisweilen Dinge eindringen – keine richtigen Träume, keine echten Vorahnungen, sondern seltsame Mischungen aus beidem. Mit offenen Augen, aber schläfrig-träge, liegt man da und hat plötzlich das Gefühl, jemand würde aus dem wattigen Nebel der warmen Müdigkeit hervortreten.
    In solch einem Moment sah ich sie.
    Die Eule plusterte sich auf meinem mondbeschienenen Fenstersims auf, wo jede einzelne ihrer bleichen Federn deutlich in dem eisigen Licht zu erkennen war. Ich hatte mir weder die Mühe gemacht, die billigen Jalousien herunterzulassen, noch hatte ich Vorhänge aufgehängt.
    Wozu die Mühe, wenn wir – Dad und ich – sowieso nur wenige Monate an einem Ort blieben?
    Blinzelnd sah ich den gelbäugigen Vogel an. Da war nichts von dem tröstlichen Gefühl, dass Gran an mich denken würde. Und man frage mich nicht, woher ich weiß, dass die Toten an die Lebenden denken! Ich habe schon zu viel gesehen, als dass ich es nicht wissen könnte. Jedenfalls stellte sich anstelle jenes Trostes eine merkwürdige Verärgerung ein, wie ein Glassplitter unter der Oberfläche meines Denkens.
    Der Schnabel der Eule war schwarz, und ihr Gefieder hatte gespenstische Flecken, ähnlich Spinnweben, die das Schneeweiß eintrübten. Sie starrte eine Ewigkeit in meine verschlafenen Augen und blies sich nur ein bisschen auf, genau wie Gran es früher immer gemacht hatte, wenn sie glaubte, mir wollte jemand etwas Böses.
    Nicht schon wieder! Verschwinde!
    Normalerweise kam sie nur, um entweder etwas Interessantes oder etwas richtig Übles anzukündigen. Dad hatte sie noch nie gesehen, oder zumindest glaubte ich das. Aber er merkte sofort, wenn ich sie gesehen hatte, und dann griff er nach einer Waffe, bis ich den Mund aufmachen und ihm sagen konnte, ob wir einem alten Freund begegnen oder in böse Schwierigkeiten geraten würden.
    In der Nacht, in der Gran starb, hatte die Eule am Fenster gehockt, während Gran ihre letzten schwachen Atemzüge tat. Die Schwestern und der Arzt sahen sie aber wohl nicht, sonst hätten sie etwas gesagt. Und ich war zu jener Zeit schon schlau genug, den Mund zu halten. Ich saß einfach da und streichelte Grans Hand, bis sie fort war. Hinterher saß ich auf dem Flur, solange sie drinnen irgendwelche Sachen mit Grans leerer Hülle anstellten und sie wegbrachten. Später wollten erst der Arzt und dann die Sozialarbeiterin mit mir reden, aber ich rollte mich innerlich ganz klein zusammen und sagte bloß immer wieder, dass mein Dad Bescheid wüsste und hierher unterwegs war, obwohl ich keinen Schimmer hatte, wo er eigentlich steckte. Er war seit über drei Monaten weg gewesen, um die Welt von scheußlichen Dingen zu befreien, während ich allein zuschaute, wie es mit Gran bergab ging.
    Natürlich erschien Dad am selben Morgen, abgekämpft und unrasiert, seine eine Schulter verbunden und sein Gesicht voller Blutergüsse. Er hatte alle Papiere dabei, unterschrieb diverse Formulare und beantwortete sämtliche Fragen. Alles ging gut; trotzdem träumte ich manchmal von jener Nacht und fragte mich, ob ich noch einmal allein auf einem neonbeleuchteten Flur zurückbleiben würde, der nach Lysol und kaltem Schmerz roch.
    Daran dachte ich nur ungern. Ich vergrub mich tiefer in das Kopfkissen und beobachtete die sich aufplusternde Eule, deren Federspitzen wie Stacheln im Mondschein emporragten.
    Dann fielen mir die Augen zu. Warme Dunkelheit verschluckte mich, und als der Wecker am Morgen klingelte, fiel mattes Wintersonnenlicht durch das Fenster, das ein Viereck auf den braunen Teppich warf. Ich kroch aus den Decken und fror mir fast sofort den Arsch ab. Dad hatte die Heizung nicht angestellt.
    Über zwanzig Minuten stand ich unter der Dusche, ehe ich mich halbwegs wach fühlte. Oder menschlich. Bis ich die Treppe hinunterstapfte, war ich schon reichlich bedient, und meine Laune wurde sekündlich mieser. Meine Lieblingsjeans war dreckig, und ein Pickel von der Größe des Mount Pinatubo prangte an meiner Schläfe, den ich nur notdürftig mit meinem Haar abdecken konnte. Meine Haarfarbe ließe sich übrigens am besten mit dem Ton beschreiben, den Abwaschwasser annimmt, das dringend gewechselt werden sollte. Zu der schmutzigen Jeans trug ich ein graues T-Shirt und einen roten Kapuzenpulli sowie ein Paar Springerstiefel. Geschminkt war ich nicht.
    Wozu auch? Ich

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