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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Leute Witikos riefen: »Verrat, Verrat«, und wendeten sich gegen ihn.
    Augustin, Lambert, Urban und der Knecht Jakob suchten ihn zu schützen.
    Da sprengte Odolen durch die Scharen, deckte Witiko mit seinem Leibe, und rief: »Haltet! Er ist nur ein Tor, ich werde ihn zum Gerichte führen.«
    Witiko rief: »Männer, hört mich nur einen Augenblick.«
    Und da es stiller geworden war, rief er: »Alles wird zur Klarheit kommen. Odolen, ich gebe mich dir gefangen, und übergebe dir den Befehl über meine Leute. Ich werde mit dir gehen, und wenn du kämpfst, werde ich mitkämpfen, und Gott mag verfügen, was ihm gefällt.«
    »So ist es gut, Witiko, wie du tust«, rief Odolen, »und ihr, verworrene Männer, ihr habt in euerm Durcheinanderstürmen dem Feinde einen Vorsprung gegeben, wir müssen ihn erreichen, stellt euch in Ordnung. Die Pfleger bleiben bei den Verwundeten und Toten.«
    Die Männer machten schnell ihre Reihen, und in dem nächsten Augenblicke ritten sie, was die Pferde zu rennen vermochten, auf dem Wege gegen Prag den Mährern nach, die vor ihnen waren.
    Sie sahen den Staub, den sie erregten, und sie erregten selber Staub, und beständig sahen sie auf den Abstand dieser zwei Staubsäulen. Nach einer Stunde erkannten sie, daß der Abstand sich mindere.
    Da kamen sie in den Wald von Holaubkau. Sie sahen in dem Walde die Feinde nicht; erkannten aber an dem Staube, daß sie durchgeritten seien. Sie durchritten den Wald. Da sie sein Ende erreichten, brannte vor ihnen das Dorf Holaubkau, und Menschen und Geräte und Wägen und Haustiere waren vor ihnen auf dem Wege, und die Flammen von den hölzernen Häusern wehten über denselben.
    Odolen ritt gegen die Menschen, und rief: »Zeigt einen Weg um das Dorf.«
    Eine Menge Stimmen antworteten, daß man die Antwort nicht verstehen konnte.
    »Der mit den weißen Haaren und dem blauen Gewande antworte allein«, schrie Odolen.
    »ES geht kein Weg um das Dorf«, sagte der alte Mann, »die Wege gehen alle von den Wiesen und Feldern in die Häuser.«
    »Nur einen festen Grund, einen festen Grund, auch ohne Weg«, rief Odolen.
    »Ich zeige einen«, »ich zeige einen«, riefen mehrere Stimmen.
    »Fünf Reiter folgen einem jeden, der sich gemeldet hat«, rief Odolen, »und wo sie Boden für die ganze Schar finden, kommen sie zurück, und zeigen es an.«
    Die Reiter sonderten sich ab, und folgten den Boten.
    Odolen ritt selber mit dem Greise und mit vier Männern rechts an dem Dorfe hin, und forschte. Es waren meist weiche Wiesen, und wo er Boden für die Schar fand, war er wieder unterbrochen, und an dem Greise sah er, daß derselbe nicht wisse, welchen Grund eine Reiterschar brauche. Eine Richtung, die er endlich erkannte, war ein langer Bogen. Er ritt wieder zurück, die Reiter kamen auch, und jeder sagte, wie man es versuchen könne, und jeder sagte, daß man vorüber könne.
    »Man kann vorüber«, rief Odolen, »ich habe es selber gesehen, und ich kann euch auch führen; aber Brüder, Freunde, Kampfgenossen, das andere ist auch vorüber. Mehr als eine Stunde ist vergangen, seit wir hier angekommen sind, ihr seht es an dem Niederbrennen des Feuers. Und wenn wir den Abstand von den Feinden in jeder Viertelstunde um tausend Ellen kürzen könnten, erreichen wir sie in fünf Stunden, und sind in der Steinschlucht am Wasser, oder in der Nähe ihres Lagers. Pflegt die Pferde, nehmt Nahrung, ruhet, und wir kehren um.«
    Die Männer führten ihre Pferde in die Waldschatten, und bereiteten sich zu dem, was Odolen gesagt hatte.
    Witiko blickte in das Feuer, und sprach kein Wort.
    Dann ließ er seine Wunde, die gering war, von Jakob verbinden.
    Als Menschen und Tiere erquickt waren, ließ Odolen den Vorstand des Dorfes kommen, und sagte, daß er die armen Leute der Gnade des Herzogs empfehlen werde, und dann begann die Schar den Rückweg.
    Auf dem Platze des Kampfes fanden sie nichts mehr.
    In der Nacht kamen sie in das Lager des Herzogs.
    Odolen ging zu ihm, und berichtete ihm den Hergang. Dann besuchte er die Verwundeten, und fragte nach den Toten.
    Nach Odolen ging Witiko zu dem Herzoge in das Gezelt, und sagte: »Hoher Herr! du weißt, was geschehen ist. Ich übergebe dir mein Schwert mit dem Bilde des heiligen Petrus, dem ich vertraut habe. Ich bitte dich, lasse mich erst richten, wenn deine Sache entschieden ist. Wenn eine Schlacht sein sollte, so gib mir in deiner Gnade mein Schwert, daß ich in ihr kämpfe, wie ich sonst gekämpft habe. Dann reiche ich es dir

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