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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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die Sache des Krieges ist.«
    »Ich danke Euch, hochehrwürdiger Vater, für alle Worte, die Ihr zu mir gesprochen habt«, sagte Witiko, »es ist gut, daß ich Euer Urteil weiß.«
    »Und was wirst du denn jetzt, da noch Ruhe ist, beginnen?« fragte Silvester.
    »Ich werde nach Pric gehen«, antwortete Witiko, »dann werde ich zu meiner Mutter gehen, die ich schon lange nicht gesehen habe, und wenn die Zeit ist, in der ich wieder einen kleinen Dienst tun kann, werde ich kommen.«
    »Handle so, mein Sohn«, sagte Silvester. »Enden wir die Rede, es naht die Stunde des Mittagmahles, folge mir in das Speisegemach, und teile unser Brod und unsern Trunk mit mir und meinen Brüdern. Lasse dein Pferd pflegen, oder pflege es selber, wie du gewohnt bist, und bleibe so lange in dem Kloster, als es dir gefällt.«
    Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Sitze, Witiko erhob sich auch, und in kurzem gingen die zwei Männer aus dem Gemache, und wandelten durch den Gang in die Speisestube.
    Witiko blieb vier Tage in dem Kloster an der Sazawa, und betrachtete die Gegenstände, welche in dem Kloster waren, und die Wälder und die Gärten und die Felder.
    Am fünften Tage nahm er Abschied. Silvester sprach:
    »Komme wieder, du wirst mit Freundlichkeit empfangen werden.«
    »Ich werde kommen«, sagte Witiko, »weil Ihr so gut seid.«
    Dann bestieg er sein Pferd, und ritt in der Richtung gegen Pric davon.
    In dem Hofe von Pric, der dem Geschlechte Witikos gehörte, blieb er eine lange Zeit, und tat, wie er dem Hofe für ersprießlich hielt.
    Eines Tages kam gegen den Untergang der Sonne ein Mann geritten, welcher ein braunes weites Gewand an hatte, das mit einem schwarzen Lederriemen gegürtet war. Auf dem Haupte hatte er eine braune Filzhaube ohne Feder oder sonstiges Zeichen. Aus dem Angesichte floß ein langer brauner Bart auf das Gewand. Von Waffen konnte man nichts an ihm bemerken. Der Mann begehrte eine Nachtherberge in dem Hofe. Sie wurde ihm gewährt. Witiko sagte zu dem Knechte »Kuto, führe das Pferd in den Stall.«
    Er selber führte den Mann in die große Stube. In derselben setzte sich der Mann auf die Bank neben dem großen Buchentische. Eine Magd stellte Brod und Salz und einen Krug mit Bier auf den Tisch. Der Mann nahm von dem Brote und Salze, und trank von dem Biere. Dann, da es zu dem Abendessen kam, erhielt er ein Stücklein geräucherten Schweinfleisches. Witiko wies ihm hierauf eine Schlafkammer an. Als der nächste Morgen erschienen war, sagte Witiko zu dem Knechte: »Kuto, ich werde mit dem fremden Manne fort reiten, und du mußt mich geleiten. Richte dich zurecht.«
    Dann sagte er: »Mira, Glota, Wacemil, ihr hütet mit den andern das Haus, bis ich wieder komme.«
    Dann legte er sein Ledergewand an, und in kurzer Frist ritten die drei Männer von dem Hofe weg.
    Sie ritten mittagwärts dem Walde zu. Im Walde ritten sie auf einem schmalen Pfade zwischen die Bäume hinein. Sie ritten auf dem Pfade unablässig fort. Zuweilen trank einer aus einer Quelle, die an allen Orten im Walde rieselten. Da es wärmer wurde, hielten sie auf einem Rasenplatze an, neben dem ein Bach floß, und gaben den Pferden etwas Nahrung und Trank. Dann ritten sie wieder weiter.
    Am Mittage kamen sie zu Waldhütten, die den Namen Elhenic hatten. Dort gaben sie den Pferden ihre Mittagpflege, und sie selber aßen Gerstenbrote, Milch und Eier, und tranken von dem Waldwasser. Nach zwei Stunden ritten sie wieder ihres Weges. Sie ritten nur einmal noch am Nachmittage an Hütten vorüber, die den Namen Tis führten. In der Zeit nach der Hälfte des Nachmittages nährten sie ihre Pferde wieder ein wenig, und setzten dann ihren Weg fort. Sie kamen in den dichten Wald des Andreasberges und von ihm hinunter auf Ogfolds Heide, auf welcher schon die Büsche und Gräser von der untergehenden Sonne rot waren. Von Ogfolds Heide ritten sie den hohen Tannenwald hinan, und dann seinen langgestreckten Abhang hinunter, und dann wieder hinan, und wieder hinunter. Am Ende des letzten Abhanges gelangten sie in freies Land. Sie sahen an dem Abendhimmel einen flachen kegelartigen Berg. Sie ritten an seiner linken Seite dahin, und erblickten dann den keildachigen Turm und die Kirche und dann die mittagwärts hinabgehenden Häuser des oberen Planes. Sie ritten in den Ort, und von ihm wieder hinaus in das steinerne Haus Witikos.
    Die Bewohner des Hauses schliefen schon. Witiko stieg von dem Pferde, und klopfte mit dem Klöppel an die Tür. Ein Fenster wurde

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