Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
geöffnet, Martin sah heraus, und tat einen Ruf der Freude, da er Witiko erblickte. Er öffnete hierauf das Hoftor, und Witiko ging mit seinem Pferde hinein, und der Fremde und Kuto ritten in den Hof. In demselben stiegen sie ab. Es kam nun auch Raimund, der Knecht, und Lucia, die Magd. Martin klagte, daß man drei Pferde nicht werde in den Stall bringen können, wenn man nicht die Kühe in den Schoppen stelle. Witiko ließ die Pferde in den Schoppen führen, und dort anhalftern. Die Magd Lucia sendete er in die Stube um ein Licht in einer Laterne. Als sie damit zurückgekommen war, wurden die Pferde weiter versorgt, und es wurde längs der offenen Seite des Schoppens eine Mauer aus Strohbünden gemacht. Dann gingen die Männer in die Stube. Lucia brachte Brod und Salz und Butter und Käse. Sie wollte um Bier zum Schenken gehen; Witiko ließ aber nicht zu, daß sie jemanden wecke. Die Männer aßen von dem Brote, vom Käse und Butter, und tranken Wasser, welches ein Strahl lieferte, der hinter dem Hause in eine Steinkufe rann. Dann suchten sie die Nachtruhe.
    Am nächsten Morgen sendete Witiko Kuto zurück, und sagte dem Knechte Raimund, daß er sich rüste, ihm und dem Manne in dem braunen Gewande zu folgen. Da alles in Bereitschaft war, und da die Männer die warme Milch, welche Witiko hatte bereiten lassen, getrunken hatten, bestiegen sie ihre Pferde. Raimund war in das grobe graue Gewand gekleidet, das man in der Gegend hatte, trug eine kurze Wurflanze in der Hand, und hatte ein kleines Beil in die Schleife seines Sattels gesteckt. Sie ritten nun auf dem Wege gegen den Wald des heiligen Thomas, und nach kurzer Frist lenkte Witiko von dem Wege gegen mittagwärts. Sie kamen bald an das Ufer der Moldau, und durchritten das Wasser, das an dieser Stelle seicht war, und ritten jenseits im Sumpfgrunde auf einem festen Riegel einem rauschenden Bache entgegen. Sie kamen in den dichten Wald der Glöckelberge, ritten in ihm drei Stunden lang fort, und gelangten dann zu dem Berge des heiligen Ulrich hinunter. Dort hielten sie Mittagruhe und Mittagpflege in den Gefilden des bayrischen Herzoglandes. Nach zwei Stunden Rast ritten sie in der Richtung zwischen Abend und Mitternacht an dem Wasser der entgegen kommenden Mihel weiter, und da noch die Sonne hoch am Himmel stand, bogen sie wieder von der Mihel gegen Mitternacht, und ritten dem Hause zu, in dessen Nähe Witiko an einem Sonntage das Mädchen Bertha mit Waldrosen bekränzt gefunden hatte, und wo er als Gast aufgenommen worden war.
    Die Männer ritten an das Tor des Hauses. In dem Tore öffnete sich ein Schubfach, und das Haupt eines Knechtes sah heraus. Dann schloß der Knecht das Fach, und öffnete das Tor. Unter dem Bogen des Tores stand Heinrich, und sagte zu Witiko: »Seid gegrüßt. Es ist gut von Euch, daß Ihr auf meine Einladung nicht vergessen habt, und wieder einmal in mein Haus gekommen seid. Ihr werdet mit den Eurigen freundlich in demselben aufgenommen.«
    »Ich danke Euch«, entgegnete Witiko, »wir bitten nur um Raum zu einer kurzen Rast für heute, um etwas Nahrung für uns und unsere Pferde und um eine Herberge für die Nacht. Mit dem frühen Morgen werden wir unsern Weg wieder betreten.«
    »Wie es Euch gefällt, und wie Ihr in Absicht habt«, entgegnete Heinrich, »es wäre ein Unrecht, den Gast zu zwingen, länger zu bleiben, als er will, er wisse nur, daß er gerne begrüßt wird.«
    »Ich danke Euch für Eure Gesinnungen«, sagte Witiko.
    »So reitet ein«, antwortete Heinrich.
    Nach diesen Worten trat er seitwärts, und Witiko ritt mit seinen Gefährten in den Hof. Dort stiegen sie von den Pferden. Der Knecht, welcher das Tor geöffnet hatte, und ein anderer, welcher herbei gekommen war, nahmen die Pferde, und führten sie in den Stall. Heinrich geleitete Witiko gegen eine Tür, die von dem Hofe in das Gebäude ging, die zwei andern folgten. Als sie an der Tür angelangt waren, sah Witiko, daß von ihr mehrere Stufen empor führten. Er stieg mit seinem Gastherrn die Stufen hinan. Dann gelangten sie in einen Gang, in dessen Mitte ein Fallgitter war, unter welchem sie hindurch gingen. Dann kamen sie an eine Tür. Heinrich öffnete sie, und ließ die Männer in ein Gelaß, welches aus zwei Gemächern bestand, und Geräte und Betten hatte.
    »Hier haltet Rast und Herberge, Witiko«, sagte Heinrich, »Ihr seid von allem Geräusche entfernt. Und wenn es Euch dann genehm sein wird, so kommt zu meiner Haufrau, sie zu begrüßen.«
    »Ich werde bald

Weitere Kostenlose Bücher