Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
schon getan hat. Aber er wird nicht alles vermeiden können, wie er es jetzt nicht vermocht hat. Heiligtümer sind dahin, Menschenleben sind verloren, und Gut ist zerstört. Das Gericht ist viel früher gekommen, als ich gedacht habe, und mancher steht vor Gottes Thron, und muß sagen, was er getan hat. Nacerat, der Höchste, ist erschlagen worden, und sein Sohn, der blühte, ist von einem Manne gefallen, dessen Namen vorher nur die nannten, denen er die Hufe der Rosse beschlagen hatte. Ich bedaure den wohlmeinenden Zdik. Mein Gebet um Schonung ist nicht erhört worden, weil ich sündig bin, und Gott weiser ist. Das Gericht dauert noch fort, viele Lippen werden klagen oder beten oder fluchen. Ich ziehe nicht in den Krieg; aber ich bitte Gott, daß Wladislaw siege.«
    »Und wie wird er dann gegen die Herzoge verfahren?« fragte Witiko.
    »Wenn sie sich reuig unterwerfen, wird er ihnen verzeihen, und sie noch mit Gnaden begaben. Er wird selbst dem undankbaren Otto nicht nach dem Leben streben.«
    »Wenn er doch dem verblendeten Wladislaw verziehe, und den andern Kindern Sobeslaws stets liebevoll wäre«, sagte Witiko.
    »Er wird es sein«, sagte Silvester, »wie er es bis jetzt gewesen ist, und wie er ehrerbietig gegen die sanfte Adelheid gewesen ist. Den Knaben Wladislaw, der sich sein eigenes Recht nicht zu erhalten wußte, achtet er nicht hoch, und fürchtet ihn nicht.«
    »Ich möchte recht gerne Wladislaw einen großen Dienst tun können«, sagte Witiko, »daß ich das Recht gewänne, für die Kinder Sobeslaws zu bitten.«
    »Das Recht hast du auch jetzt schon«, antwortete Silvester, »wie ein jeder. Wladislaw ist für dich gut gesinnt. Er erkennt die Treue, die du Sobeslaw erwiesen hast, und mit der du an ihm halten wirst.«
    »Ich werde ihm die Treue bewahren«, sagte Witiko, »wem ich den ersten Dienst tue, dem tue ich auch den zweiten und den dritten, und alle, wenn auch er die Treue gegen die Seinigen bewahrt.«
    »Er wird sie bewahren«, sagte Silvester, »die Reichen und Mächtigen der zwei Länder sind gegen ihn, die Geringeren sind mit ihm, er wird sie belohnen, daß sie ihm in der Beherrschung der Länder beistehen, und wird an ihnen halten, wie er an dir gehalten hat, da du noch gar nicht bei ihm warst. Er hat in Nürnberg mit dem hochehrwürdigen Kardinale Dietwin geredet, daß der Heilige Vater in Rom einen Boten in das Land Böhmen schicke. Mögen ihn die Engel begleiten, daß der Glaube, den der gottselige Herzog Boriwoy gegründet hat, und den die Heiligen Wenzel und Adalbert zu befestigen gestrebt haben, die Gewalttätigkeit hindert, die noch in den Geschlechtern lebt, und daß der Glaube über allem sei, wie dieses geschnitzte Bild des Heilandes, das einmal ein guter Abt dieses Klosters, Bozetech, mit seinen eigenen Händen verfertigt hat, vor den Geräten des Gemaches hervorragt, die zu täglichem Dienste sind. Du hast öfter mit Besonnenheit gehandelt, Witiko, wandle in Demut vor Gott, und trachte nicht nach Macht, dann werden die Deinigen Großes wirken, wenn sie nicht auch Bedrückung und Gewalt üben, und sich dadurch zerstören. Der Herzog Wladislaw kann Ruhm und Ansehen über dieses Land bringen, mir deucht, er hat etwas, das dieses vermag; aber ich meine, daß es besser wäre, wenn er in dem Lande mit Segen, als draußen mit Ruhm genannt würde. Doch, wie es Gott fügt, ist es gut.«
    »Ich werde tun, wie Ihr gesagt habt, hochehrwürdiger Vater«, antwortete Witiko, »und will Euch als ein Vorbild meiner Handlungen nehmen.«
    »Dann tust du nicht gut, Witiko«, sagte Silvester, »wähle dir dein Vorbild aus den christlichen Helden, die gelebt haben, oder aus den Männern in unsern Ländern, die Krieger und doch weise und mäßig sind.«
    »Ich trage noch eine Bitte in mir, ehrwürdiger Vater, derentwillen ich eines Teiles zu Euch gekommen bin«, sagte Witiko.
    »So sprich«, entgegnete Silvester.
    »Ich habe auf einem Zuge, den ich mit meiner Schar und mit Odolens Schar machte, die Herzoge Wratislaw, Otto und Wladislaw im Kampfe absichtlich entrinnen lassen«, sagte Witiko, »damit sie zu Konrad von Znaim kämen, und ihm berichteten, wie seine Sache ohne Hoffnung sei, daß er abziehe, und der weitere Krieg vermieden würde. Sagt mir, hochehrwürdiger Vater, ob das, was ich getan habe, gut ist, wie Ihr gut nennt.«
    »Ich weiß es, was du getan hast«, sagte Silvester, »und ich meine, daß es nicht gut ist. Du hast dich dem Herzoge als Krieger verpflichtet, und hattest nur zu tun, was

Weitere Kostenlose Bücher