Werke
silbernen Hammer einen Schlag auf die Glocke. Da dieses Zeichen erscholl, öffnete sich eine Tür, und ein Kämmerling, der ein Gewand von veilchenblauer und gelber Farbe hatte, trat herein.
»Rufe mir den Vater Konstantin«, sagte der Bischof.
Der Kämmerling ging wieder durch die Tür hinaus. Der Bischof setzte sich auf einen Stuhl neben Zdik. Nach einer Weile kam ein Priester in die Stube, welcher ein schwarzes Gewand an hatte, und eine silberne Kette auf der Brust trug.
Zu diesem Priester sagte der Bischof von Passau: »Ehrwürdiger Bruder Konstantin, und Meister im Hochstifte, der hochehrwürdige Oberpriester des Landes Mähren wird dieses Haus als Gast ehren, ich bitte dich, lasse ordnen, was zu dieser Absicht notwendig ist.«
»Ich werde meines Amtes walten«, sagte der Priester.
Er verneigte sich vor den zwei Bischöfen, und ging wieder durch die Tür hinaus.
»Und nun sei noch einmal in meinem Hause willkommen, Bruder Zdik«, sagte der Bischof von Passau.
»Ich habe es gewußt, daß du dem flüchtigen Haupte ein Kissen geben wirst«, antwortete Zdik, der Bischof von Olmütz.
»Was ihr dem geringsten eurer Brüder getan habt, das habt ihr mir getan«, sagte der Bischof Regimbert.
»So ist es«, entgegnete Zdik.
»Und weil die Geringen dem Heilande gleich sind, so müssen wir sie ehren, und müssen sie ehren, wenn sie Gott heimgesucht hat. In deinem Sprengel sind die Sachen hoch gediehen, Zdik«, sagte Regimbert.
»Ich habe meine Hand erhoben, und den Bann über das Land Mähren ausgesprochen, und irre nun flüchtig auf der Erde, und muß die Menschen eines guten Herzens bitten, daß sie mich geleiten und schützen«, antwortete Zdik.
»Und so segnet dich der Herr, begnadeter Bruder Zdik«, sagte der Bischof Regimbert.
»Ich kann einen Segen nicht erkennen, weil ich eines Segens nicht wert bin«, erwiderte Zdik.
»Du bist des Segens wert«, sprach Regimbert, »weil du dem frommen Bischofe Adalbert nachstrebest, Zdik, der einmal aus einem hohen Geschlechte den Hirtenstab über eure Länder ergriffen hat. Dann aber hat dir der allmächtige Gott die Huld gewährt, daß du schon zwei Male in Jerusalem gewesen bist, und an dem Grabe seines Sohnes gebetet hast. Und dann hat er das Zeichen des Unglückes auf dein Haupt gesetzt, daß er dich erhöhen wolle. Siehe, wie Hiob mehr bekam, als er je hatte, wie Jakobs Trauer um Joseph in Jakobs Freude über Joseph verwandelt wurde, wie David aus den Höhlen der Erde in die Gemächer des Königshauses ging, wie der Tempel nach der Gefangenschaft herrlicher wurde als vorher, wie die Schmach des Todes Petrus' Rom zum Haupte der Christenheit erhob, wie die Verbannung und der Tod Gregors die Kirche mächtiger machte, als die Siege Heinrichs die Welt machen konnten: so verkläret der Herr das Haus des Glaubens durch Kümmernis, und die Säulen, die dieses Haus tragen, werden glänzender sein, als sie vordem gewesen sind.«
»Mir geziemt es nicht, so zu sprechen«, sagte Zdik. »Ich bin ein Sünder, und habe Strafe verdient, und was gekommen ist, das ist die Strafe. Höre mich an, ehrwürdiger Bruder Regimbert. Seit langen Zeiten ist wegen der Sünden vieler die Hand des Herrn schwer auf unsern Ländern gelegen, und sie ist wegen der Sünden der einzelnen auch auf die einzelnen gekommen. Da unsere Völker noch Heiden waren, hat ihnen Gott, soweit er Heiden, die nicht an ihn glauben, beglücken kann, zuweilen Männer gesandt, die ihnen in ihrer Finsternis beistanden. So war Zaboy, so war Lumir, so war Samo, so war Krok, so war die Frau Libusa, und so war Premysl, der Ackerer und der Gatte Libusas. Von ihm ist ein Geschlecht gekommen, aus dem die Häupter des Landes wurden, die Wladyken, wie wir das Haupt eines Hauses den Wladyk nennen. Es sind Nezamysl, Mnata, Woyen, Unislaw, Kresomysl, Neklan und Hostiwit gekommen. Sie sind lauter Heiden gewesen, da bei euch schon lange das Christentum entstanden war. Dann ist Boriwoy gewesen, der ein Christ geworden ist, und dann sind sie lauter Christen gewesen. Sie haben sich Herzoge genannt, und sind geworden, wie bei euch Pipin von Heristal und Karl Martell und die andern, die sich zu Herrschern gemacht haben. Die Nachkommen Premysls sind immer zahlreicher geworden. Sie betrachteten das Land als ihr Eigentum, teilten es, haderten darum, und führten Kriege, in welchen ihre Anhänger das Blut verloren. Da machten sie ein Gesetz, es sind jetzt neunzig oder hundert Jahre, daß in jeder Zeit der Älteste des Stammes der Herzog
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