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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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begonnen. Konrad, der Erzbischof von Salzburg, und Roman, der Bischof von Gurk, haben vermittelt, ja es ist sogar die Hilfe des Heiligen Vaters angegangen worden, und der Streit hat sein Ende bis in unsere Tage nicht erlangen können. Da der letzte Herr von Aschach gestorben ist, so hat die Tochter desselben, welche die Mutter Heinrichs von Jugelbach ist, das ganze Habe von Aschach geerbt. Und die zwei Brüder Heinrich von Jugelbach und Gebhart von Jugelbach wollen gegen Aschach gehen, und zwei Burgen bauen, indes der alte Werinhart in Jugelbach sitzt. Wenn die Abtei Wilhering, die man stiften will, entstehen kann, dann wollen sie ihr Totenlager von der Abtei Formbach nach Wilhering verlegen. Von Benedicta erbt Heinrich einmal dieWassermaut von Aschach, und da kann ich durch meine Schiffer mit ihm in Streit geraten, wie das Kloster Berchtesgaden mit seinem Vater in Streit geraten ist. Die zwei Brüder werden die Fittiche schon regen.«
    »Das Totenlager verlegen sie«, sagte Zdik, »es ist allwärts wie bei uns, erst üben sie Gewalt, dann haben sie Reue, und begaben die Orte ihrer letzten Ruhe. In deinem Lande, ehrwürdiger Bruder, ist uns Gewalt begegnet. Man hat Bolzen auf uns gesendet, die abgeprallt sind.«
    »Wer hat solches gewagt?« fragte der Bischof von Passau.
    »Ich habe einen der zwei Männer fangen lassen«, entgegnete Witiko.
    »Und habet Ihr ihn in unser Gericht gebracht?« fragte der Bischof.
    »Nein«, antwortete Witiko, »ich habe ihn selber abgeurteilt. Weil ich durch Fragen im Hauzenberge erkannt hatte, daß er nur einen Gauneranfall hatte verüben wollen, so ließ ich ihn mit einer Drohung aus der Haft. Wir hatten nicht Frist zu Gerichtsdingen, und ich wollte nicht, wenn ich den Mann bei unserem Weiterreiten mitziehen ließe, die Aufmerksamkeit der Leute auf uns richten.«
    »Das ist gut, Witiko«, sagte der Bischof.
    »Du darfst die Sache nicht beachten, hochehrwürdiger Bruder«, sagte Zdik, »die Bolzen stammen nicht aus dem Lande Mähren, und der Mann, der aus eigenem Rate auf uns geschossen hat, wird der Strafe nicht entrinnen.«
    »Es ist arg, daß sich die Ordnung in diesen Tagen immer mehr verwirrt«, sagte Regimbert, »und am ärgsten, daß in unserm Lande Baiern kein Herr und Herzog ist. Der König hält das Land in seiner Macht, und es müßte vieles geschehen, wenn nicht der Markgraf Heinrich in Wien einen Teil davon erhielte.«
    »Der König ist der Stiefbruder des Markgrafen Heinrich«, antwortete Zdik, »und weil er mit euerm stolzen Herzoge Heinrich und seinem Bruder Welf den schweren Krieg gehabt hat, so fürchtet er, wenn er dem Knäblein Heinrich zu Sachsen auch noch Baiern gäbe, daß es einst zu mächtig werden könnte. Und so kann es schon geschehen, wie du gesagt hast.«
    »Dann ist der Sprengel des Bischoftumes Passau noch weiter in die Ostmark hinein gelegt, als jetzt«, sagte Regimbert.
    »In unsern Zeiten werden die Dinge vielfältig von ihrer Stelle gerückt«, antwortete Zdik, »und die Kirche erleidet auch Änderungen.«
    »Ja, es geschehen Zeichen und Wunder, und Mächte wachsen und vergehen, wie wir nicht geahnt haben«, sagte Regimbert, »wir sollten sorgsam auf diese Zeichen achten. Denke an Friedrich von Büren, und was er geworden ist. Er ist ein edler Mann gewesen, wie auch sein Vater ein edler Mann gewesen ist, und wie sein Großvater gewesen sein mag. Aber er ist nur ein edler Mann gewesen, und um sein Vorgeschlecht war Dunkelheit gehüllt. Er stieg von seinem Dorfe Büren auf den Gipfel des hohen Staufen, und baute dort eine Burg. Und dann hat er mit seiner Hand und seinem Rate dem vierten Heinriche stets gedient, daß dieser endlich gesagt hat: Ich gebe dir meine Tochter Agnes zum Weibe, und verleihe dir das Herzogtum Schwaben. Und sitzt nicht der Sohn dieses Mannes Büren, Konrad, jetzt auf dem Königsstuhle der Deutschen, dem ersten weltlichen Stuhle auf dieser Erde, welcher gleich nach dem Stuhle des Heiligen Vaters kommt? Und wird dieses Geschlecht nicht wachsen? Hat er nicht die alten Welfe, die in Baiern und Sachsen mächtig waren, nieder geworfen? Und wird er nicht gegen Heinrich, den Sohn unsers verstorbenen stolzen Herzoges Heinrich, dem sie Sachsen gegeben haben, und in dem ein rächender Löwe heran wächst, einst streiten? Und wenn die Mächtigen streiten, kannst du sagen, Bruder Zdik, in welche Zeiten und in welche Länder sich der Streit fortpflanzen wird? Und wie der Mann Büren auf den hohen Staufen gestiegen ist, und seinem Geschlechte

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