Werke
Erlöser gelitten hat.«
»Gott wird dir diese Gnade gewähren«, sagte der Bischof Zdik.
»Wenn die Spanne meines Lebens nicht schon zu kurz ist, so werde ich die Pilgerschaft in die heiligen Länder beginnen«, antwortete der Bischof von Passau; »dir aber, Zdik, wird er den Kranz reichen, der nach der Strafe bestimmt ist, die Wilden werden Lämmer werden, und dein Volk wird zurückkehren, und vor den Altären auf die Kniee fallen.«
»Ich erwarte, was in der Hand des Herrn ist«, sagte Zdik.
»Er hat deinen Gegner gerührt, daß er dich beschützt hat«, sagte der Bischof Regimbert, »ist nicht dieser Jüngling auf dem Wysehrad dir entgegen gestanden?«
»Ich bin bei der Wahl nicht ein Gegner des hochehrwürdigen Bischofes Zdik gewesen«, sagte Witiko, »ich bin ein Diener des Herzoges Sobeslaw gewesen, und habe der Wahl nur zugeschaut. Aber wenn ich auch ein Gegner des hochehrwürdigen Bischofes gewesen wäre, so hätte ich ihn doch geleitet und beschützt, wenn ich es gekonnt hätte. In meiner Sache hat mich der hochehrwürdige Bischof damals sehr unterstützt. Jedoch beschützen habe ich ihn jetzt nicht können, weil auf den Wegen, die wir geritten sind, nirgends eine Gefahr gewesen ist.«
»Ihr habt mich doch beschützt, Witiko«, sagte Zdik, »denn wer solche Wege wählt, daß es wie ein Tuch vor den Augen meiner Feinde ist, und wer solche Nachtlager findet, auf denen ich ruhig sein kann, der ist mein Beschützer wie der, der gerade die Waffe des Feindes zurück schlägt.«
»Welche Wege seid Ihr denn geritten, Witiko?« fragte der Bischof von Passau.
»Von Pric gleich in den Mittagwald«, sagte Witiko, »und in ihm auf Pfaden, die die Säumer nicht besuchen, über Elhenic, Tis und über die Heide Ogfolds nach Plan in mein Häuschen zur Nachtruhe. Von Plan durch die Moldau, durch den ebenen Wald, an dem Berge des heiligen Ulrich vorüber zu dem Mittagsfuße der drei Sessel, wo wir in dem Waldhause Heinrichs von Jugelbach übernachteten. Von dem Waldhause über den breiten Berg und den Hauzenberg nach Passau.«
»Du hast gute Wege gewählt«, sagte der Bischof von Passau, »obgleich noch wildere und abgelegenere sind, darauf ein Fuß kaum gehen oder klettern kann.«
»Ja«, sagte Witiko, »von dem schwarzen See über den Blöckenstein oder über die drei Sessel zu der kalten Moldau, die durch lange und breite Wälder fließt.«
»Oder von dem Hohensteine auf der Waldschneide zum Arber, wo Luchse und Bären und Hirsche und Rehe sind«, sagte der Bischof Regimbert. »Hat euch Heinrich von Jugelbach erkannt?«
»Mich hat er von früherer Zeit gekannt«, sagte Witiko, »er hat meinen Vater gekannt, und kennt meine Mutter. Er hat uns eine feste Wohnung in seinem Hause gegeben, hat den hochehrwürdigen Bischof beim Mahle unter den Knechten sitzen lassen, hat das eiserne Zugangsgitter zu unserer Wohnung mit seinen eigenen Händen gesperrt und geöffnet, und hat bei dem Abschiede zu mir gesagt: Ich danke Euch für das Vertrauen, welches Ihr mir heute in der Nacht erwiesen habt.«
»Er ist ein gewalttätiger ehrenhafter Mann«, sprach der Bischof von Passau, »und beschützt, wen er beschützen will. Hast du schon Botschaft an den Heiligen Vater getan, hochehrwürdiger Bruder?«
»Ich habe sie getan«, entgegnete Zdik, »und es kann in jeder Frist die Antwort nach Mähren gelangen.«
»Sie wird dahin gelangen, und eine Leuchte ihrer Taten sein«, sagte der Bischof von Passau.
»Möge es so werden«, antwortete Zdik.
»Heinrich von Jugelbach ist schon in sehr vielen Ländern gewesen«, sagte Regimbert, »und hat dich gewiß gesehen und kennt dich, ehrwürdiger Bischof von Olmütz. Er hat schon zum öftern die Gnade genossen, zu der Stätte dies Leidens und des Sterbens des Heilandes gelangen zu können, und er will wieder dahin gehen. Ich habe ihn vor sieben Jahren in großem Schmucke mit seinem Vater Werinhart gesehen, da die Klöster an dem Randshofe eingeweiht worden sind. Er wollte verhindern, daß, wie der Pfarrer Erimbert von Pfaffing das Ordenskleid nahm, desgleichen auch die Herren Ebo von Aua, Richer von Rohr und Stilicho von Engersheim täten, weil er nicht gemeint war, daß das weltliche Gut in die heiligen Hände gelange. Sie haben es aber doch getan, und er und sein Vater sind im Unmute von den Klöstern fort geritten. Sie sind immer der Habe und des Wachsens begierig gewesen. Werinhart, der Vater Heinrichs, hat wegen einiger Rechte und einigen Besitzes mit dem Kloster Berchtesgaden Streit
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