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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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beigestimmt«, rief der Schmied. »In der Mitte ist die rote Waldrose, und Christ Severin hat die Banner gewebt, und die Mädchen haben sie mit Bändern und mit Säumen verziert.«
    Die kleine Schar aus dem Wangetschlage hatte auch ein weißes Banner mit der dunkelroten Waldrose.
    »Witiko«, sagte der Mann, welcher die großen Holzschuhe angehabt hatte, als im Wangetschlage die Versammlungen gewesen waren, »du hast auf dem Berge Wysoka ein weißes Schild getragen, auf welchem eine rote Waldrose gemalt gewesen war, und Huldrik hat gesagt, daß vor Zeiten dein Geschlecht Rosen von Rom gebracht hat, und daß die Rosen recht viel Gutes von Welschland bringen werden, darum haben wir die Rose auf das Banner gesetzt.«
    Und die Männer von der unteren Moldau hatten ein blaues Banner und Fähnlein, und die vom schwarzen Bache ein weißes, und die von der Mugrauer Heide ein grünes, und die von Friedberg ein rosenrotes, die vom Eckschlage hatten Geierfedern auf eine Stange gebunden, die vom Rathschlage trugen ein weißes Kreuz, die von der Steinleithe ein rotes, und die vom schwarzen Bache hatten himmelblaue Bänder von einer Lanze flattern.
    Witiko sagte: »Männer, der hocherlauchte Herzog Wladislaw hat allen, die von dem Walde stammen, in dem vergangenen Frühlinge ein großes rosenrotes Banner gegeben, um anzuzeigen, daß sie zusammen gehören; er wird euch auch in diesem Frühlinge wieder eines geben, und unter diesem Zeichen mögen alle Zeichen, die ihr gebracht habt, siegen.«
    »Sie werden siegen«, riefen viele Stimmen.
    »Was nicht ein jeder Mann in jedem Augenblicke braucht, das gebet zu den Säumern«, sagte Witiko.
    Sebastian, der Schuster, stand mit einem größeren Packe da, als die andern hatten.
    »Was trägst du denn hier?« fragte Witiko.
    »Ich habe schöne Dinge aus rauhen Bälgen in dem Sacke, welche ich verfertiget habe, um sie reichen Leuten zu verkaufen«, antwortete Sebastian.
    »Nun, mögest du einen Käufer in solcher Zeit finden«, sagte Witiko, »die Dinge aber mußt du zu den Säumern geben.«
    Dann sprach er: »Männer, jetzt werden wir Gott um seine Hilfe zu dem bitten, was wir tun, und was wir nur darum tun, weil wir es für das Gerechte halten.«
    Als er diese Worte gesprochen hatte, stieg er von seinem Pferde, gab die Zügel in die Hand Raimunds, und ging in die Kirche.
    Und die Männer gingen in die Kirche, und erfüllten sie, so viele nur von ihr gefaßt werden konnten. Die andern scharten sich vor der Tür, und standen vor derselben.
    Dann wurde der Morgengottesdienst gefeiert, und die Männer in der Kirche knieten auf den Boden nieder, und die Männer vor der Kirche knieten in dem Schnee, und die Reiter waren von den Pferden gestiegen, und knieten neben den Pferden.
    Als der Gottesdienst geendigt war, segnete der Pfarrer die Männer in der Kirche, und dann ging er vor die Tür, und segnete die Männer außerhalb der Kirche.
    Nach der Segnung erhoben sich die Männer von dem Schnee, verabschiedeten sich noch ein Mal von den Ihrigen, und suchten in ihre Stellungen zu gelangen. Die in der Kirche gewesen waren, kamen heraus, nahmen auch noch von ihren Angehörigen Abschied, und stellten sich in die Ordnung. Witiko ging, von dem Pfarrer geleitet, zu seinem Pferde. Dort nahm er von dem Pfarrer und von Martin und Lucia Abschied, und bestieg das Pferd. Augustin, Urban und Mathias waren auf ihren Pferden neben ihm, damit sie dasjenige, was er während des Zuges anordnen würde, schnell an die Orte brächten, an denen es notwendig sein könnte. Die zwei Herzogspferde Witikos wurden von Raimund und Jakob an den Zügeln neben den Pferden, auf denen sie ritten, geführt.
    Veit Gregor hatte das große Horn des Bockes. Andere aus Plan und aus anderen Orten hatten kleinere Hörner.
    Witiko, da er auf dem Pferde saß, angetan mit dem groben Wollgewande, wie es die Bewohner des Waldes trugen, gab das Zeichen, und es ertönte das große Horn, und die kleinen Hörner antworteten.
    Auf diesen Schall erhob sich ein Geschrei der Männer, die zurück blieben, der Frauen, der Mädchen und der Kinder. Es war zum Teile ein Geschrei der Ermutigung, zum Teile der Freude, zum Teile des Schmerzes.
    Der Zug setzte sich in Bewegung. An der Spitze waren die Reiter, welche ihre Pferde in langsamem Schritte gehen ließen. Dann kamen die Fußgänger. Am Ende waren die Säumer, dann die Frauen, welche mancherlei Arbeiten bei dem Kriegszuge zu verrichten hatten, und verschiedene Knechte.
    Man zog in der Richtung gegen den

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