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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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worden ist, die Gesundheit. Gott wird sie euch allen wieder geben, wir bitten ihn darum, und wollen alles tun, was wir mit unseren Kräften vermögen, euch zu helfen. Man macht jetzt über euch ein Obdach; aber wenn ihr wollt, werden wir euch in gute feste Häuser der Stadt bringen.«
    »Lasse mich bei unsern Leuten«, sagte Adam, der Linnenweber aus Plan, »ich stürbe in der Stadt.«
    »Mich auch«, sagte Sebastian, der Schuster von Plan.
    »Mich lasse auch da, Witiko«, sagte Tobias, der Hirt von Plan, »ich weiß schon, wie man mit Wunden tun muß, und habe meinen Sohn unterrichtet, und er wird zu Hause bei den Tieren Rat geben, wenn einem etwas zustößt.«
    »Mich lasse auch da«, sagte Raimund von der Mugrauer Heide.
    »Mich lasse auch da«, sagte ein anderer Mann.
    »Mich auch«, sagte wieder einer.
    »Männer«, antwortete Witiko, »wer nicht in die Stadt gebracht werden will, der kann an dieser Stelle bleiben, so lange das Lager dauert, und wir werden sorgsam für ihn sein. Und wer in ein Gemach der Stadt begehrt, der wird auf einer guten Tragbahre dahin gebracht werden. Saget nur denen, die euch warten, was ihr wollt, und sie werden eure Wünsche zu mir bringen.«
    »So ist es recht«, »so ist es gut«, sagte einer und der andere der Verwundeten.
    Und nun ging Witiko zu jedem, fragte ihn um seinen Zustand, und ließ sich erzählen wie er verwundet worden sei, und was man jetzt gegen seine Wunden an ihm getan habe. Dann tröstete er ihn, und redete daneben von der Zeit, in der er wieder fröhlich bei seinen Kampfesbrüdern sein, und von der Zeit, in der er wieder die grünen Bäume seines Waldes sehen werde.
    Witiko blieb noch eine lange Zeit in dem Hause der Verwundeten.
    Es waren viele von den Waldleuten da, einige waren gekommen, ihre Freunde zu besuchen, andere, welche Kenntnisse hatten, wie man bei Verwundungen verfahren müsse, waren als Pfleger da. Frauen aus dem Lager halfen in allen Dingen, und der Priester von Daudleb hatte sich als Krankenwärter eingerichtet.
    Witiko ging von den Verwundeten zu seinen andern Leuten, um zu besorgen, was nach der Lage der Dinge zu besorgen war.
    An dem nämlichen Tage ritt auch der Herzog Wladislaw noch mit einem Geleite auf das Schlachtfeld, und er kam dann zu den Verwundeten der Waldleute.
    Als schon die Nacht eingebrochen war, kamen die Männer Witikos, die mit dem Begraben der Toten beschäftigst gewesen waren, in das Lager, sagten, sie seien fertig, und Andreas gab Witiko die beiden Zettel, auf denen die Namen der Begrabenen geschrieben waren.
    Witiko dankte ihnen, und sagte, sie sollen ruhen, und sich nach der kläglichen Arbeit pflegen.
    In dieser Nacht sendete Witiko auch noch einen Boten an seine Mutter nach Landshut fort.
    Am andern Morgen fragte er den Priester von Daudleb, welche der Verwundeten sich zur Überbringung in die Stadt gemeldet hätten.
    »Sie wollen alle hier bleiben«, sagte der Priester.
    »So sollen sie hier bleiben«, antwortete Witiko, »ich werde selber zu dem Herzoge reiten, und ihn um die Vergünstigung bitten.«
    »Die Menschen, welche in dem Walde geboren worden sind, und in dem Walde groß gewachsen sind«, sagte der Priester, »bekommen gerne Heimweh, wenn sie nicht mehr in dem Walde leben können, und die Kranken würden Heimweh bekommen, wenn sie von ihren Genossen, die hier sind, entfernt würden.«
    »Ich weiß es, ich weiß es«, sagte Witiko.
    »Und von dem Gemüte aus heilt man den Körper oft leichter als mit Salben und Mitteln«, sprach der Priester.
    »Und in den Gemütern wollen wir alle sie trösten«, sagte Witiko.
    »So wollen wir«, sprach der Priester.
    Witiko ritt sogleich zu dem Herzoge, und berichtete ihm die Sache. Wladislaw gestattete, daß die Männer ihren Willen haben, und sandte sogleich guten Wein und Lebensmittel und Bettstücke und anderen Bedarf in das Haus der Verwundeten.
    Witiko ritt wieder zu den Seinigen.
    Ehe die Sonne den Mittag erreichte, zogen alle Männer des Waldes außer denen, die bei den Verwundeten bleiben mußten, mit Witiko auf das Schlachtfeld, knieten dort nieder, und beteten für ihre Begrabenen, und dann für die Begrabenen der andern. Zu Hause beteten die Pfleger der Verwundeten für sie, und es beteten die Verwundeten für sie.
    Man sendete nun auch Boten in die Heimat, zu berichten, was vorgefallen war.
    Das Lager vor der Stadt Znaim und die Hofhaltung in der Burg wurden immer fester eingerichtet. Wladislaw bestellte eine Verwaltung des Gebietes von Znaim. Er hielt Gericht,

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