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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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und hörte jeden, der von den Ländern Böhmen oder Mähren kam, und ein Anliegen vorbrachte. Die Kriegsbeute und die Kriegsgaben wurden aus dem Gebiete gesammelt, und die Güter der Feinde, welche bei Konrad gewesen waren, wurden zu dem herzoglichen Gute geschrieben. Männer strömten nun von allen Seiten herzu, und wollten Wladislaw dienen. Es wurden die Nötigen gewählt, und in das Heer eingeteilt. Von dem mittäglichen Walde kamen noch einhundertfünfunddreißig Männer, und wurden Witiko zugeteilt. Wladislaw hielt öfter mit seinen Führern Rat, was weiter zu beginnen sei, und oft vereinigte er sie bei den Übungen des Heeres oder bei einem fröhlichen Mahle.
    So waren siebenunddreißig Tage nach der Schlacht vor Znaim vergangen, und die weiteren Zurüstungen waren vollendet; Wladislaw verlangte von den Führern, daß sie ihre Männer in Bereitschaft setzten, den Auszug zu beginnen.
    Eines Tages wurde Witiko gemeldet, daß der Schuster von Plan, Sebastian, sehr traurig sei, und immer sage, er werde sterben.
    Witiko ging zu dem Manne in das hölzerne Haus der Verwundeten, und sprach zu ihm: »Sebastian, sie haben mir gesagt, daß du bekümmert bist, aber deine Wunde heilt schon, und du wirst sehr bald wie früher unter uns sein.«
    »Sie heilt«, antwortete Sebastian, »aber innerlich ist alles anders, und mir ist sehr wehe.«
    »Das wird sich erhellen, wenn du unter der Sonne und in der freien Luft mit uns ziehest, und die Lieder und die Gespräche erschallen«, sagte Witiko.
    »Ich werde hier sterben«, sagte Sebastian.
    »Aber ehe du stirbst, wirst du draußen sein und gesund«, sagte Witiko.
    »Ich habe sehr schöne Dinge aus rauhen Bälgen gemacht«, sprach Sebastian, »sie sind immer bei dem Gepäcke gewesen, und jetzt weiß ich nichts, und sie werden zu Grunde gegangen sein.«
    »Ich will selber nach diesen Sachen sehen«, antwortete Witiko, »und werde sie dir zu dem Bette senden, und sie sollen dir jedes Stück zeigen.«
    »Wenn sie zu finden sind«, sagte Sebastian.
    »Von dem Gepäcke ist nichts verloren worden«, sprach Witiko, »wir haben nach der Schlacht alle Säumer hieher gebracht.«
    »Wir haben groß gesiegt«, sagte Sebastian.
    »Alles Land von Znaim ist unser«, antwortete Witiko, »und jetzt wird bald Brünn und das ganze Land Mähren unser sein.«
    »Das ist recht gut, das ist recht gut«, sagte Sebastian, »und du bist sehr besorgt, Witiko.«
    »Ich gehe sogleich zur Nachfrage um deine Balgdinge«, sprach Witiko, »und werde in einer Zeit wieder zu dir kommen, und deine Wunde wird wieder besser sein, und du wirst auch besser sein.«
    »Ich werde bis dahin noch nicht sterben«, sagte Sebastian.
    »Und später auch nicht«, sagte Witiko, »und jetzt gehabe dich wohl.«
    »Gehabe dich wohl«, sprach Sebastian.
    Witiko ging zu dem Troßlager, und fragte um die Balgwaren des Schusters Sebastian von Plan. Man suchte einen Sack unter den andern Sachen hervor, in dem sie waren. Witiko ließ den Sack zu Sebastian tragen.
    Er erzählte nach einem Rate bei dem Herzoge das Vorkommnis, und die Lechen und Herren kauften von Sebastian alle Dinge, daß er mehr Geld erhielt, als er je gehofft hatte. Und er starb nicht und saß später in der Sonne vor dem hölzernen Hause, und zählte sein Geld. Den Sack schickte er zu künftigem Gebrauche nach Hause.
    Als fünfzig Tage vergangen waren, seit das Lager vor Znaim bestand, wurde der Zug gegen die anderen Fürsten von Mähren angeordnet, die auch immer geworben, und sich gerüstet hatten. Das Heer Wladislaws war aber so stark geworden, daß trotz der Kraft der Feinde kein Krieg mehr war. Was jetzt erfolgte, war nur ein Fortdrängen der Feinde, ein Nehmen von Beute, ein Sammeln von Kriegsgaben, und eine Verwüstung und Zerstörung; der Herzog und die Führer suchten der Verwüstung zu wehren, aber die Verwüstung geschah. Und so gingen die Krieger wie eine Wolke über das ganze Land.
    Nach zwei Monden war Mähren in der Gewalt des Herzogs Wladislaw. Die Fürsten und die vornehmlicheren Führer flohen in fremde Länder. Auf grüner Heide hielt Wladislaw den Dankgottesdienst.
    Es wurde ein großes Lager der Krieger Wladislaws vor Brünn errichtet, und von diesem Lager aus wurden die Dinge des Landes geordnet.
    Eines Tages ließ der Herzog einen großen Platz zu einem Feste schmücken, und sandte Boten aus, alle, die entfernt waren, zu laden.
    Als der Tag des Festes gekommen war, sah man einen grünen Raum mit Schranken eingefaßt, welche mit kostbaren Tüchern

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