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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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ihm also eine Botschaft nicht geschickt und ihn auf meine Gefahr hin überrascht. Er aber nahm mich so freundlich auf, da er mich auf sich zuschreiten sah, wie er mich bei dem vorigjährigen Aufenthalte in seinem Hause freundlich behandelt hat.
    Ich sagte, er möge es sich selber zuschreiben, daß ich ihn schon so früh im Jahre in seinem Hause überfalle; er habe mich so wohlwollend eingeladen, und ich habe mir es nicht versagen können, hieher zu kommen, ehe die Täler und die Fußwege in dem Gebirge so frei wären, daß ich meine Beschäftigungen in ihnen anfangen könnte.
    »Wir haben eine ganze Reihe von Gastzimmern, wie Ihr wißt,« sagte er, »wir sehen Gäste sehr gerne, und Ihr seid gewiß kein unlieber unter ihnen, wie ich Euch schon im vergangenen Sommer gesagt habe.«
    Er wollte mich in das Haus geleiten, ich sagte aber, daß ich heute erst drei Stunden gegangen sei, daß meine Kräfte sich noch in sehr gutem Zustande befinden, und daß er erlauben möge, daß ich hier bei ihm in dem Garten bleibe. Ich bitte ihn nur um das einzige, daß er mein Ränzlein und meinen Stock in mein Zimmer tragen lasse.
    Er nahm das silberne Glöcklein, das er bei sich trug, aus der Tasche und läutete. Der Klang war selbst im Freien sehr durchdringend, und es erschien auf ihn eine Magd aus dem Hause, welcher er auftrug, mein Ränzlein, das ich mittlerweile abgenommen hatte, und meinen Stock, den ich ihr darreichte, in mein Zimmer zu tragen. Er gab ihr noch ferner einige Weisungen, was in dem Zimmer zu geschehen habe.
    Ich fragte nach Gustav, ich fragte nach dem Zeichner in dem Schreinerhause, und ich fragte sogar nach dem weißen alten Gärtner und seiner Frau. Gustav sei gesund, erhielt ich zur Antwort, er vervollkommne sich an Geist und Körper. Er sei eben in seiner Arbeitsstube beschäftigt, er werde sich gewiß sehr freuen, mich zu sehen. Der Zeichner lebe fort wie früher und sei sehr eifrig, und was die Gärtnerleute anbelange, so verändern sich diese schon seit mehreren Jahren gar nicht mehr und seien heuer, wie ich sie im vorigen Sommer gesehen habe. Ich fragte endlich auch noch nach dem Gesinde, den Gartenarbeitern und den Meierhofleuten. Sie seien alle ganz wohl, wurde geantwortet, es sei seit meinem vorjährigen Besuche kein Krankheitsfall vorgekommen, und es habe auch keines der Leute eine gründliche Ursache zur Unzufriedenheit gegeben.
    Nach mehreren gleichgültigen Gesprächen, namentlich über die Beschaffenheit der Wege, auf denen ich hieher gekommen war, und über das Vorrücken der Wintersaaten auf den Feldern, wendete er sich wieder mehr der Arbeit, die vor ihm geschah, zu, und auch ich richtete meine Aufmerksamkeit auf dieselbe. Ich hatte mir einmal, da er mir erzählte, daß er die Baumstämme waschen lasse, die Sache sehr umständlich gedacht. Ich sah aber jetzt, daß sie mittelst Doppelleitern und Brettern sehr einfach vor sich gehe. Mit den langstieligen Bürsten konnte man in die höchsten Zweige emporfahren, und da die Leute von der Zweckmäßigkeit der Maßregel fest überzeugt waren und emsig arbeiteten, so schritt das Werk mit einer von mir nicht geahnten Schnelligkeit vor. In der Tat, wenn man einen gewaschenen und gebürsteten Stamm ansah, wie er rein und glatt in der Luft stand, während sein Nachbar noch rauh und schmutzig war, so meinte man, daß dem einen sehr wohl sein müsse, und daß der andere verdrossen aussehe. Mir fiel die stolze Äußerung ein, die mein Gastfreund im vergangenen Sommer zu mir getan hatte, daß ich nur den Stamm jenes Kirschbaumes ansehen solle, ob seine Rinde nicht aussähe wie feine graue Seide. Sie war wirklich wie Seide, und mußte es gerade immer mehr werden, da sie in jedem Jahre aufs neue gepflegt wurde.
    Als wir nach einer Weile weiter in den Garten zurückgingen, sah ich auch noch andere Arbeiten. Die Hecken wurden gebunden und geordnet, das Dornenreisig zu den Nestern der Vögel unter ihnen hergerichtet, die Wege von den Schäden des Winters ausgebessert, unter den Zwergbäumen, die schon beschnitten waren, die Erde gelockert, und bei den schwächeren, welche Stäbe hatten, nachgesehen, ob diese festhielten und nicht etwa in der Erde abgefault wären. Es wurden losgegangene Bänder wieder geknüpft, im Gemüsegarten umgegraben, Fenster an Winterbeeten gelüftet oder zugedeckt, die Pumpen ausgebessert, mancher Nagel eingeschlagen, und endlich hie und da ein Behältnis für die Vögel gereinigt und befestigt.
    Ich verabschiedete mich von meinem

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