Werke
Gastfreunde, da er sehr mit der Leitung der Arbeiten beschäftigt war, und ging allein in dem Garten herum, in Teilen, in die ich wollte. Die Vögel waren schon zahlreich da, sie schlüpften durch die laublosen Zweige der Bäume, und es begann schon hie und da ein Laut oder ein Zwitschern. Besonders lieblich und hell schallte der Gesang der aufsteigenden Lerchen von den den Garten umgebenden Feldern herein. Die Vorrichtungen zur Ernährung und Tränkung der Vögel waren wegen der Blattlosigkeit der Bäume und Gesträuche mehr sichtbar, auch schaute ich mehr nach ihnen aus als bei meiner ersten Ankunft, da ich jetzt bereits von ihnen wußte. Ich sah mehrere zum Aufstecken von Kernen dienende Gitter, von denen mir mein Gastfreund erzählt hatte.
Ich betrachtete auch die Zweige. Die Knospen der Blätter und der Blüten waren schon sehr geschwollen und harrten der Zeit, in welcher sie aufbrechen würden.
Ich stieg bis zu dem großen Kirschbaume empor, und sah über den Garten, über das Haus und auf die Berge. Eine ganz heitere, dunkelblaue Luft war über alles ausgegossen. Dieser schöne Tag, deren es in der frühen Jahreszeit noch ziemlich wenige gibt, war es auch, der meinen Gastfreund bewog, so viele Arbeiten in dem Garten zu veranlassen. Unter der heiteren Luft lag die Erde noch in bedeutender Öde. Ich wollte auch zu der Felderrast hinüber gehen; allein der Weg, der am Morgen gefroren gewesen sein mochte, war jetzt weich und tief durchfeuchtet, daß das Gehen auf ihm sehr unangenehm und verunreinigend gewesen wäre. Ich sah die dunkeln Wintersaaten und die nackten Schollen der neben ihnen liegenden Felder eine Weile an, und ging dann wieder hinab.
Ich ging zu den Gärtnerleuten. Mir kam es nicht vor, wie mein Gastfreund gesagt hatte, daß sie sich nicht verändert hätten. Der Mann schien mir noch weißer geworden zu sein. Seine Haare unterschieden sich nicht mehr von der Leinwand. Die Frau aber war unverändert. Sie mußte von einer sehr reinlichkeitliebenden Familie stammen, weil sie das Häuschen so nett hielt und den alten Mann so fleckenlos und knapp heraus kleidete. Er machte mir ganz genau wieder den nämlichen Eindruck wie im vergangenen Jahre, als ob er einer ganz anderen Beschäftigung angehörte.
Da ich von dem Gewächshause gegen die Fütterungstenne ging, begegnete mir Gustav. Er lief mit einem Rufe auf mich zu und grüßte mich.
Der Knabe hatte sich in kurzer Zeit sehr geändert. Er stand sehr schön neben mir da, und gegen die rauhe Art der Natur, die noch kein Laub, kein Gras, keinen Stengel, keine Blume getrieben hatte, sondern der Jahreszeit gemäß nur die braunen Schollen, die braunen Stämme und die nackten Zweige zeigte, war er noch schöner, wie ich oft beim Zeichnen bemerkt hatte, daß zum Beispiele Augen der Tiere in struppigen Köpfen noch glänzender erschienen, und daß feine Kinderangesichtchen, wenn sie von Pelzwerk umgeben sind, noch feiner aussehen. Ein sanftes Rot war auf seinen Wangen, braune Haarfülle um die Stirne, und die großen schwarzen Augen waren wie bei einem Mädchen. Es war, obwohl er sehr heiter war, fast etwas Trauerndes in ihnen.
Wir gingen dem Platze zu, auf welchem sein Ziehvater beschäftigt war. Ich erzählte ihm auf dem Wege von meinen Angehörigen; von meiner Mutter, von meinem Vater und von meiner lieblichen Schwester. Auch erzählte ich ihm von der Stadt, wie man dort lebe, was sie für Vergnügungen biete, was sie für Unannehmlichkeiten habe, und wie ich in ihr meine Zeit hinbringe. Er sagte mir, daß er jetzt schon in die Naturlehre eingerückt sei, daß ihm der Vater Versuche zeige, und daß ihn die Sache sehr freue.
Wir blieben eine Weile bei dem Ziehvater. Gustav zeigte mir allerlei, und machte mich bald auf diese, bald auf jene Veränderung aufmerksam, welche sich seit meiner früheren Anwesenheit ergeben habe.
Der Mittag vereinigte uns in dem Hause.
Da ich so, da die Speisen erschienen, meinem alten Gastfreunde gegenüber saß, fiel mir plötzlich auf, was der Mann für schöne Zähne habe. Sehr dicht, weiß, klein und mit einem feinen Schmelze überzogen saßen sie in dem Munde, und kein einziger fehlte. Seine Wangen hatten durch den vielen Aufenthalt in der freien Luft ein gutes und gesundes Rot, nur seine Haare schienen mir wie bei dem Gärtner noch weißer geworden zu sein.
Nach dem Essen begab ich mich ein wenig in mein Zimmer. Es war sehr freundlich hergerichtet worden, und in dem Ofen brannte ein erwärmendes Feuer.
Nachmittags
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