Werke
Strohhute aus dem Koffer, kleidete mich in einen, und legte dafür meinen Reiseanzug für eine künftige Wanderung zurück.
Mein Gastfreund hatte auf seiner Besitzung eine etwas eigentümliche Tracht teils eingeführt, teils nahmen sie die Leute selber an. Die Dienerinnen des Hauses waren in die Landestracht gekleidet, nur dort, wo diese, wie namentlich in unserem Gebirge, ungefällig war oder in das Häßliche ging, wurde sie durch den Einfluß des Hausbesitzers gemildert und mit kleinen Zutaten versehen, die mir schön erschienen. Diese Zutaten fanden im Anfange Widerstand, aber da sie von dem alten Herrn geschenkt wurden und man ihn nicht kränken wollte, wurden sie angenommen, und später von den Umwohnerinnen nicht nur beneidet, sondern auch nachgeahmt. Die Männer, welche in dem Hause dienten oder in dem Meierhofe arbeiteten oder in dem Garten beschäftigt waren, trugen gefärbtes Linnen, nur war dasselbe nicht so dunkel, als es bei uns im Gebirge gebräuchlich ist. Eine Jacke oder eine andere Art Überrock hatten sie im Sommer nicht, sondern sie gingen in lediglichen Hemdärmeln, und um den Hals hatten sie ein loses Tuch geschlungen. Auf dem Haupte trugen einige, wie der Hausherr, nichts, andere hatten den gewöhnlichen Strohhut. Eustach schien in seiner Kleidung niemanden nachzuahmen, sondern sie selbst zu wählen. Er ging auch in gestreiftem Linnen, meistens rostbraun mit grau oder weiß; aber die Streifen waren fast handbreit, oder es hatte der ganze Stoff nur zwei Farben, die Hälfte des Längenblattes braun, die Hälfte weiß. Oft hatte er einen Strohhut, oft gar nichts auf dem Haupte. Seine Arbeiter hatten ähnliche Anzüge, auf denen selten ein Schmutzfleck zu sehen war; denn bei der Arbeit hatten sie große grüne Schürzen um. Unter allen diesen Leuten hoben sich der Gärtner und die Gärtnerin heraus, welche bloß schneeweiß gingen.
Ich zeigte meinem Gastfreunde und Eustach die Zeichnung, welche ich von dem Standbilde in der Mauernische gemacht hatte. Sie freuten sich, daß ich auf derlei Dinge aufmerksam sei, und sagten, daß sie dasselbe Bild auch unter ihren Zeichnungen hätten, nur daß es jetzt mit mehreren anderen Blättern außer Hause sei.
Ich betrachtete nun alles, was mir in dem Garten und auf dem Felde im vorigen Jahre in derselben Jahreszeit merkwürdig gewesen war. Die Blätter der Bäume, die Blätter des Kohles und die von anderen Gewächsen waren vom Raupenfraße frei, und nicht nur die im Garten, sondern auch die in der nächsten und in der in ziemliche Ferne reichenden Umgebung. Ich hatte bei meiner Herreise eigens auf diesen Umstand mein Augenmerk gerichtet. Dennoch entbehrte der Garten nicht des schönen Schmuckes der Faltern; denn einerseits konnten die Vögel doch nicht alle und jede Raupen verzehren, und andererseits wehte der Wind diese schönen lebendigen Blumen in unsern Garten, oder sie kamen auf ihren Wanderungen, die sie manchmal in große Entfernungen antreten, selber hieher. Der Gesang der Vögel war mir wieder wie im vorigen Jahre eigentümlich, und er war mir wieder ganz besonders schmelzend. Dadurch, daß sie in verschiedenen Fernen sind, die Laute also mit ungleicher Stärke an das Ohr schlagen, dadurch, daß sie sich gelegentlich unterbrechen, da sie inzwischen allerlei zu tun haben, eine Speise zu haschen, auf ein Junges zu merken, wird ein reizender Schmelz veranlaßt wie in einem Walde, während die besten Singvögel in vielen Käfichen nahe bei einander nur ein Geschrei machen, und dadurch, daß sie in dem Garten sich doch wieder näher sind als im Walde, wird der Schmelz kräftiger, während er im Walde zuweilen dünn und einsam ist. Ich sah die Nester, besuchte sie, und lernte die Gebräuche dieser Tiere kennen.
In meinen Zimmern richtete ich mich ein, ich tat die Bücher und Papiere, die ich mitgebracht hatte, heraus, um zu lesen, einzuzeichnen und zu ordnen. Ich legte auch auf den großen Tisch und auf die Gestelle an den Wänden kleinere Gegenstände, die ich mitgebracht hatte, besonders Versteinerungen oder andere deutlichere Überreste, um sie zu benutzen. Gustav kam häufig zu mir herüber, er nahm Anteil an diesen Dingen, ich erklärte ihm manches, und mein Gastfreund sah es nicht ungern, wenn ich mit ihm, entweder ein Buch in der Hand, unter den schattigen Linden des Gartens, oder ohne Buch, auf großen Spaziergängen – denn der alte Mann liebte die Bewegung noch sehr – von meiner Wissenschaft sprach. Er erzählte mir dagegen von der
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