Werke
Zeit an Tritten und Gesprächen, daß die ganze Gesellschaft an meinem Zimmer vorbei den ganzen Gang entlang wahrscheinlich in die schönen Gemächer an der östlichen Seite des Hauses gehe.
Was weiter an dem Wagen geschehen sei, ob noch eine oder zwei Personen aus demselben gestiegen seien, konnte ich nicht wissen; denn auch nicht einmal beim Fenster wollte ich nun hinabsehen. Daß aber Gegenstände von demselben abgepackt und in das Haus gebracht wurden, konnte ich an dem Reden und Rufen der Leute erkennen. Auch den Wagen hörte ich endlich fortfahren, wahrscheinlich wurde er in den Meierhof gebracht.
Ich blieb immer in der Tiefe des Zimmers sitzen. Ich ging weder zu dem Fenster, noch ging ich in den Garten, noch verließ ich überhaupt das Zimmer, obwohl eine ziemlich lange Zeit ruhig und still verfloß. Ich wollte lesen oder schreiben, und tat es dann doch wieder nicht.
Endlich, da vielleicht ein paar Stunden vergangen waren, kam Katharina und sagte, der alte Herr lasse mich recht schön bitten, daß ich in das Speisezimmer kommen möge, man erwarte mich dort.
Ich ging hinab.
Als ich eingetreten war, sah ich, daß mein Gastfreund in einem Lehnsessel an dem Tische saß, neben ihm saß Gustav. An der entgegengesetzten Seite saß die Frau. Ihr Sessel war aber ein wenig von dem Tische abgewendet und der Tür, durch welche ich eintrat, zugekehrt. Hinter ihr und um eine Sesselhälfte seitwärts saß das Mädchen.
Sie waren nun ganz anders gekleidet, als da ich sie aus dem Wagen steigen gesehen hatte. Statt des städtischen Hutes, den sie da getragen hatten, deckte jetzt ein Strohhut mit nicht gar breiten Flügeln, so daß sie eben genug Schatten gaben, das Haupt, die übrigen Kleider bestanden aus einem einfachen, lichten, mattfärbigen Stoffe, und waren ohne alle besonderen Verzierungen verfertigt, so wie der Schnitt nichts Auffälliges hatte, weder eine zur Schau getragene Ländlichkeit noch ein zu strenge festgehaltenes städtisches Wesen.
Es standen mehrere Diener herum, so wie Katharina, die mich geholt hatte, auch wieder hinter mir in das Zimmer gegangen war und sich zu den dastehenden Mägden gesellt hatte. Selbst der Gärtner Simon war zugegen.
Als ich in die Nähe des Tisches gekommen war, stand mein Gastfreund auf, umging den Tisch, führte mich vor die Frau und sagte: »Erlaube, daß ich dir den jungen Mann vorstelle, von dem ich dir erzählt habe.«
Hierauf wendete er sich gegen mich und sagte: »Diese Frau ist Gustavs Mutter, Mathildis.«
Die Frau sagte in dem ersten Augenblicke nichts, sondern richtete ein Weilchen die dunkeln Augen auf mich.
Dann wies er mit der Hand auf das Mädchen und sagte: »Diese ist Gustavs Schwester Natalie.«
Ich wußte nicht, waren die Wangen des Mädchens überhaupt so rot, oder war es errötet. Ich war sehr befangen und konnte kein Wort hervor bringen. Es war mir äußerst auffallend, daß er jetzt, wo er den Namen beinahe mit Notwendigkeit brauchte, weder um den meinigen gefragt, noch den der Frauen genannt hatte. Ehe ich recht mit mir zu Rate gehen konnte, ob zu der Verbeugung, welche ich gemacht hatte, etwas gesagt werden solle oder nicht, fuhr er in seiner Rede fort und sagte: »Er ist ein freundlicher Hausgenosse von uns geworden, und schenkt uns einige Zeit in unserer ländlichen Einsamkeit. Er strebt, die Berge und das Land zu erforschen und zur Kenntnis des Bestehenden und zur Herstellung der Geschichte des Gewordenen etwas beizutragen. Wenn auch die Taten und die Förderung der Welt mehr das Geschäft des Mannes und des Greises sind, so ziert ein ernstes Wollen auch den Jüngling, selbst wo es nicht so klar und so bestimmt ist wie hier.«
»Mein Freund hat mir von Euch erzählt,« sagte die Frau zu mir, indem sie mich wieder mit den dunkeln, glänzenden Augen ansah, »er hat mir gesagt, daß Ihr im vergangenen Jahre bei ihm waret, daß Ihr ihn im Frühlinge besucht habt, und daß Ihr versprochen habt, zur Zeit der Rosenblüte wieder eine Weile in diesem Hause zuzubringen. Mein Sohn hat auch sehr oft von Euch gesprochen.«
»Er scheint nicht ganz ungerne hier zu sein«, sagte mein Gastfreund; »denn sein Angesicht wenigstens hat noch nicht bei dem früheren so wie bei dem jetzigen Besuche die Heiterkeit verloren.«
Ich hatte mich während dieser Reden gesammelt, und sagte: »Wenn ich auch aus der großen Stadt komme, so bin ich doch wenig mit fremden Menschen in Verkehr getreten, und weiß daher nicht, wie mit ihnen umzugehen ist. In diesem Hause bin
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