Werke
Gefahr, keine mehr zu bekommen, wenn man nicht sieht, daß du sie dazu anwendest, wozu sie dir gegeben werden. Zum Trinken, guter Martin, zum Trinken: darum heißen es Trinkgelder. – –
Martin
. Still! Herr Johann, still! – Du bist mir so noch Revansche schuldig. Habe ich dich nicht jenen Abend nur noch frei gehalten? – – Doch, laß einmal hören! was ist denn das für ein Glück, das ich von dir zu hoffen habe?
Johann
. Höre, wenn mein Herr heiratet, so muß er noch einen Bedienten annehmen. – – Eine Kanne Wein, so sollst du bei mir den Vorzug haben. Du versauerst doch nur bei deinem dummen Schwarzrocke. Du sollst bei Adrasten mehr Lohn und mehr Freiheit haben; und ich will dich noch oben drein zu einem starken Geiste machen, der es mit dem Teufel und seiner Großmutter aufnimmt, wenn nur erst einer wäre.
Martin
. Was? wenn erst einer wäre? Ho! ho! Ist es nicht genug, daß du keinen Gott glaubst? willst du noch dazu keinen Teufel glauben? O! male ihn nicht an die Wand! Er läßt sich nicht so lange herumhudeln, wie der liebe Gott. Der liebe Gott ist gar zu gut, und lacht über einen solchen Narren, wie du bist. Aber der Teufel – – dem läuft gleich die Laus über die Leber; und darnach siehts nicht gut aus. – Nein, bei dir ist kein Aushalten: ich will nur gehen. – –
Johann
hält ihn zurück. Spitzbube! Spitzbube! denkst du, daß ich deine Streiche nicht merke? Du fürchtest dich mehr für die Kanne Wein, die du geben sollst, als für den Teufel. Halt! – – Ich kann dich aber bei dem allen unmöglich in dergleichen Aberglauben stecken lassen. Überlege dirs nur: – – Der Teufel – – der Teufel – – Ha! ha! ha! – – Und dir kömmt es nicht lächerlich vor? Je! so lache doch!
Martin
. Wenn kein Teufel wäre, wo kämen denn die hin, die ihn auslachen? – – Darauf antworte mir einmal! den Knoten beiß mir auf! Siehst du, daß ich auch weiß, wie man euch Leute zu Schanden machen muß?
Johann
. Ein neuer Irrtum! Und wie kannst du so ungläubig gegen meine Worte sein? Es sind die Aussprüche der Weltweisheit, die Orakel der Vernunft! Es ist bewiesen, sage ich dir, in Büchern ist es bewiesen, daß es weder Teufel noch Hölle gibt. – – Kennst du Balthasarn? Es war ein berühmter Bäcker in Holland.
Martin
. Was gehn mich die Bäcker in Holland an? Wer weiß, ob sie so gute Prezeln backen, wie der hier an der Ecke.
Johann
. Ei! das war ein gelehrter Bäcker! Seine bezauberte Welt – – ha! – das ist ein Buch! Mein Herr hat es einmal gelesen. Kurz, ich verweise dich auf das Buch, so wie man mich darauf verwiesen hat, und will dir nur im Vertrauen sagen: Der muß ein Ochse, ein Rindvieh, ein altes Weib sein, der einen Teufel glauben kann. Soll ich dirs zuschwören, daß keiner ist? – Ich will ein Hundsfott sein!
Martin
. Pah! der Schwur geht wohl mit.
Johann
. Nun, sieh, – – ich will, ich will – – auf der Stelle verblinden, wenn ein Teufel ist.
Lisette springt geschwinde hinter der Szene hervor, und hält ihm rückwärts die Augen zu, indem sie dem Martin zugleich winkt.
Martin
. Das wäre noch was; aber du weißt schon, daß das nicht geschieht.
Johann
ängstlich. Ach! Martin, ach!
Martin
. Was ists?
Johann
. Martin, wie wird mir? Wie ist mir, Martin?
Martin
. Nu? was hast du denn?
Johann
. Seh ich – oder – – ach! daß Gott – – Martin! Martin! wie wird es auf einmal so Nacht?
Martin
. Nacht? Was willst du mit der Nacht?
Johann
. Ach! so ist es nicht Nacht? Hülfe! Martin, Hülfe!
Martin
. Was denn für Hülfe? Was fehlt dir denn?
Johann
. Ach! ich bin blind, ich bin blind! Es liegt mir auf den Augen, auf den Augen. – – Ach! ich zittere am ganzen Leibe – –
Martin
. Blind bist du? Du wirst ja nicht? – – Warte, ich will dich in die Augen schlagen, daß das Feuer herausspringt, und du sollst bald sehen – –
Johann
. Ach! ich bin gestraft, ich bin gestraft. Und du kannst meiner noch spotten? Hülfe! Martin, Hülfe! – – Er fällt auf die Knie. Ich will mich gern bekehren! Ach! was bin ich für ein Bösewicht gewesen! – – – –
Lisette
welche plötzlich gehen läßt, und, indem sie hervorspringt, ihm eine Ohrfeige gibt. Du Schlingel!
Martin
. Ha! ha! ha!
Johann
. Ach! ich komme wieder zu mir. Indem er aufsteht. Sie Rabenaas, Lisette!
Lisette
. Kann man euch Hundsfötter so ins Bockshorn jagen? Ha! ha! ha!
Martin
. Krank lache ich mich noch darüber. Ha! ha! ha!
Johann
. Lacht nur! lacht nur! – – – Ihr
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