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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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gerissen habe. – – Lernen Sie meinen Vetter besser kennen, Indem er die Wechsel hervor zieht. und glauben Sie gewiß, wenn Sie schon von mir das Allernichtswürdigste denken wollen, daß wenigstens er ein Mann ist, der Ihre Hochachtung verdient. Er will Sie nicht anders, als mit dem sorglosesten Gesichte sehen, und gibt Ihnen deswegen Ihre Wechsel hier zurück. Er reicht sie ihm dar. Sie sollen sie selbst so lange verwahren, bis Sie ihn nach Ihrer Bequemlichkeit deswegen befriedigen können. Er glaubt, daß sie ihm in Ihren Händen eben so sicher sind, als unter seinem eigenen Schlosse. Sie haben den Ruhm eines ehrlichen Mannes, wenn Sie schon den Ruhm eines frommen nicht haben.
    Adrast
stutzig, indem er des Theophans Hand zurück stößt. Mit was für einem neuen Fallstricke drohen Sie mir? Die Wohltaten eines Feindes – –
    Theophan
. Unter diesem Feinde verstehen Sie mich; was aber hat Araspe mit ihrem Hasse zu tun? Er ist es, nicht ich, der Ihnen diese geringschätzige Wohltat erzeigen will; wenn anders eine armselige Gefälligkeit diesen Namen verdient. – Was überlegen Sie noch? Hier, Adrast! nehmen Sie Ihre Handschriften zurück!
    Adrast
. Ich will mich wohl dafür hüten.
    Theophan
. Ich bitte Sie, lassen Sie mich nicht unverrichteter Sache zu einem Manne zurückkommen, der es mit Ihnen gewiß redlich meinet. Er würde die Schuld seines verachteten Anerbietens auf mich schieben. Indem er ihm die Wechsel aufs neue darreicht, reißt sie ihm Johann aus der Hand.
    Johann
. Ha! ha! mein Herr, in wessen Händen sind die Wechsel nun?
    Theophan
gelassen. In den deinigen, ohne Zweifel. Immer bewahre sie, anstatt deines Herrn.
    Adrast
geht wütend auf den Bedienten los. Infamer! es kostet dein Leben – –
    Theophan
. Nicht so hitzig, Adrast.
    Adrast
. Den Augenblick gib sie ihm zurück! Er nimmt sie ihm weg. Geh mir aus den Augen!
    Johann
. Nun, wahrhaftig! – –
    Adrast
. Wo du noch eine Minute verziehst – – Er stößt ihn fort.
    { ‡ }
Sechster Auftritt
    Theophan. Adrast.
    Adrast
. Ich muß mich schämen, Theophan; ich glaube aber nicht, daß Sie so gar weit gehen und mich mit meinem Bedienten vermengen werden. – – Nehmen Sie es zurück, was man Ihnen rauben wollte. – –
    Theophan
. Es ist in der Hand, in der es sein soll.
    Adrast
. Nein. Ich verachte Sie viel zu sehr, als daß ich Sie abhalten sollte, eine niederträchtige Tat zu begehen.
    Theophan
. Das ist empfindlich! Er nimmt die Wechsel zurück.
    Adrast
. Es ist mir lieb, daß Sie mich nicht gezwungen, sie Ihnen vor die Füße zu werfen. Wenn sie wieder in meine Hände zurück kommen sollen, so werde ich anständigere Mittel dazu finden. Finde ich aber keine, so ist es eben das. Sie werden sich freuen, mich zu Grunde zu richten, und ich werde mich freuen, Sie von ganzem Herzen hassen zu können.
    Theophan
. Es sind doch wirklich Ihre Wechsel, Adrast? Indem er sie aufschlägt und ihm zeigt.
    Adrast
. Sie glauben etwa, daß ich sie leugnen werde? – –
    Theophan
. Das glaube ich nicht; ich will bloß gewiß sein.
    Er zerreißt sie gleichgültig.
    Adrast
. Was machen Sie, Theophan?
    Theophan
. Nichts. Indem er die Stücken in die Szene wirft. Ich vernichte eine Nichtswürdigkeit, die einen Mann, wie Adrast ist, zu so kleinen Reden verleiten kann.
    Adrast
. Aber sie gehören nicht Ihnen. –
    Theophan
. Sorgen Sie nicht; ich tue, was ich verantworten kann. – – Bestehet Ihr Verdacht noch? Geht ab.
    { ‡ }
Siebender Auftritt
    Adrast
. Sieht ihm einige Augenblicke nach. Was für ein Mann! Ich habe tausend aus seinem Stande gefunden, die unter der Larve der Heiligkeit betrogen; aber noch keinen, der es, wie dieser, unter der Larve der Großmut, getan hätte. – – Entweder er sucht mich zu beschämen, oder zu gewinnen. Keines von beiden soll ihm gelingen. Ich habe mich, zu gutem Glücke, auf einen hiesigen Wechsler besonnen, mit dem ich, bei bessern Umständen, ehemals Verkehr hatte. Er wird hoffentlich glauben, daß ich mich noch in eben denselben befinde, und wenn das ist, mir ohne Anstand die nötige Summe vorschießen. Ich will ihn aber deswegen nicht zum Bocke machen, über dessen Hörner ich aus dem Brunnen springe. Ich habe noch liegende Gründe, die ich mit Vorteil verkaufen kann, wenn mir nur Zeit gelassen wird. Ich muß ihn aufsuchen. – –
    { ‡ }
Achter Auftritt
    Henriette. Adrast.
    Henriette
. Wo stecken Sie denn, Adrast? Man hat schon zwanzigmal nach Ihnen gefragt. O! schämen Sie sich, daß ich Sie zu einer Zeit suchen

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