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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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zu spielen weiß, daß die, denen man sie spielt, selbst nicht wissen, ob und was für Vorwürfe sie uns machen sollen?
    Theophan
. Ohne Zweifel.
    Adrast
. Wünschen Sie sich Glück: Sie haben diesen Grad erreicht.
    Theophan
. Was soll das wieder?
    Adrast
. Ich versprach Ihnen vorhin, die bewußten Wechsel zu bezahlen – Spöttisch. Sie werden es nicht übel nehmen, es kann nunmehr nicht sein. Ich will Ihnen, an statt der zerrissenen, andere Wechsel schreiben.
    Theophan
in eben dem Tone. Es ist wahr, ich habe sie in keiner andern Absicht zerrissen, als neue von Ihnen zu bekommen. –
    Adrast
. Es mag Ihre Absicht gewesen sein, oder nicht: Sie sollen sie haben. – Wollten Sie aber nicht etwa gern erfahren, warum ich sie nunmehr nicht bezahlen kann?
    Theophan
. Nun?
    Adrast
. Weil ich die Bürgschaften nicht liebe.
    Theophan
. Die Bürgschaften?
    Adrast
. Ja; und weil ich Ihrer Rechten nichts geben mag, was ich aus Ihrer Linken nehmen müßte.
    Theophan
bei Seite. Der Wechsler hat mir nicht reinen Mund gehalten!
    Adrast
. Sie verstehen mich doch?
    Theophan
. Ich kann es nicht mit Gewißheit sagen.
    Adrast
. Ich gebe mir alle Mühe, Ihnen auf keine Weise verbunden zu sein: muß es mich also nicht verdrießen, daß Sie mich in den Verdacht bringen, als ob ich es gleichwohl zu sein Ursache hätte?
    Theophan
. Ich erstaune über Ihre Geschicklichkeit, alles auf der schlimmsten Seite zu betrachten.
    Adrast
. Und wie Sie gehört haben, so bin ich über die Ihrige erstaunt, diese schlimme Seite so vortrefflich zu verbergen. Noch weiß ich selbst nicht eigentlich, was ich davon denken soll.
    Theophan
. Weil Sie das Natürlichste davon nicht denken wollen.
    Adrast
. Dieses Natürlichste, meinen Sie vielleicht, wäre das, wenn ich dächte, daß Sie diesen Schritt aus Großmut, aus Vorsorge für meinen guten Namen getan hätten? Allein, mit Erlaubnis, hier wäre es gleich das Unnatürlichste.
    Theophan
. Sie haben doch wohl Recht. Denn wie wäre es immer möglich, daß ein Mann von meinem Stande nur halb so menschliche Gesinnungen haben könnte?
    Adrast
. Lassen Sie uns Ihren Stand einmal bei Seite setzen.
    Theophan
. Sollten Sie das wohl können? –
    Adrast
. Gesetzt also, Sie wären keiner von den Leuten, die, den Charakter der Frömmigkeit zu behaupten, ihre Leidenschaften so geheim, als möglich, halten müssen; die Anfangs aus Wohlstand heucheln lernen, und endlich die Heuchelei als eine zweite Natur beibehalten; die nach ihren Grundsätzen verbunden sind, sich ehrlicher Leute, welche sie die Kinder der Welt nennen, zu entziehen, oder wenigstens aus keiner andern Absicht Umgang mit ihnen zu pflegen, als aus der niederträchtigen Absicht, sie auf ihre Seite zu lenken; gesetzt, Sie wären keiner von diesen: sind Sie nicht wenigstens ein Mensch, der Beleidigungen empfindet? Und auf einmal alles in allem zu sagen: – – Sind Sie nicht ein Liebhaber, welcher Eifersucht fühlen muß?
    Theophan
. Es ist mir angenehm, daß Sie endlich auf diesen Punkt herauskommen.
    Adrast
. Vermuten Sie aber nur nicht, daß ich mit der geringsten Mäßigung davon sprechen werde.
    Theophan
. So will ich es versuchen, desto mehrere dabei zu brauchen.
    Adrast
. Sie lieben Julianen, und ich – ich – was suche ich lange noch Worte? – Ich hasse Sie wegen dieser Liebe, ob ich gleich kein Recht auf den geliebten Gegenstand habe; und Sie, der Sie ein Recht darauf haben, sollten mich, der ich Sie um dieses Recht beneide, nicht auch hassen?
    Theophan
. Gewiß, ich sollte nicht. – Aber lassen Sie uns doch das Recht untersuchen, das Sie und ich auf Julianen haben.
    Adrast
. Wenn dieses Recht auf die Stärke unserer Liebe ankäme, so würde ich es Ihnen vielleicht noch streitig machen. Es ist Ihr Glück, daß es auf die Einwilligung eines Vaters, und auf den Gehorsam einer Tochter ankömmt. – –
    Theophan
. Hierauf will ich es durchaus nicht ankommen lassen. Die Liebe allein soll Richter sein. Aber merken Sie wohl, nicht bloß unsere, sondern vornehmlich die Liebe derjenigen, in deren Besitz Sie mich glauben. Wenn Sie mich überführen können, daß Sie von Julianen wieder geliebet werden – –
    Adrast
. So wollen Sie mir vielleicht Ihre Ansprüche abtreten? – –
    Theophan
. So muß ich.
    Adrast
. Wie höhnisch Sie mit mir umgehen! – – Sie sind Ihrer Sachen gewiß, und überzeugt, daß Sie bei dieser Rodomontade nichts aufs Spiel setzen.
    Theophan
. Also können Sie mir es nicht sagen, ob Sie Juliane liebet?
    Adrast
. Wenn ich es könnte,

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