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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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bessere Meinung von sich selbst, als von mir. Wenn sie es aber auch glaubten, daß ich Ihrentwegen untröstlich sein müßte, so sollten Sie es doch wenigstens ganz in der Stille glauben. – Miß Sara soll gewisse Vorstellungen bei mir rege machen? Gewisse? O ja – aber keine gewisser, als diese, daß das beste Mädchen oft den nichtswürdigsten Mann lieben kann.
    Mellefont
. Allerliebst, Marwood, allerliebst! Nun sind Sie gleich in der Verfassung, in der ich Sie längst gern gewünscht hätte: ob es mir gleich, wie ich schon gesagt, fast lieber gewesen wäre, wenn wir einige gemeinschaftliche Hochachtung für einander hätten behalten können. Doch vielleicht findet sich diese noch, wenn nur das gährende Herz erst ausgebrauset hat. – Erlauben Sie, daß ich Sie einige Augenblicke allein lasse. Ich will Miß Sampson zu Ihnen holen.
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Fünfter Auftritt
    Marwood
indem sie um sich herum sieht. Bin ich allein? – Kann ich unbemerkt einmal Atem schöpfen, und die Muskeln des Gesichts in ihre natürliche Lage fahren lassen? – Ich muß geschwind einmal in allen Mienen die wahre Marwood sein, um den Zwang der Verstellung wieder aushalten zu können. – Wie hasse ich dich, niedrige Verstellung! Nicht, weil ich die Aufrichtigkeit liebe, sondern weil du die armseligste Zuflucht der ohnmächtigen Rachsucht bist. Gewiß würde ich mich zu dir nicht herablassen, wenn mir ein Tyrann seine Gewalt, oder der Himmel seinen Blitz anvertrauen wollte. – Doch wann du mich nur zu meinem Zwecke bringst! – Der Anfang verspricht es; und Mellefont scheinet noch sichrer werden zu wollen. Wenn mir meine List gelingt, daß ich mit seiner Sara allein sprechen kann: so – Ja, so ist es doch noch sehr ungewiß, ob es mir etwas helfen wird. Die Wahrheiten von dem Mellefont werden ihr vielleicht nichts Neues sein; die Verleumdungen wird sie vielleicht nicht glauben; und die Drohungen vielleicht verachten. Aber doch soll sie Wahrheit, Verleumdung und Drohungen von mir hören. Es wäre schlecht, wenn sie in ihrem Gemüte ganz und gar keinen Stachel zurück ließen. – Still! sie kommen. Ich bin nun nicht mehr Marwood; ich bin eine nichtswürdige Verstoßene, die durch kleine Kunstgriffe die Schande von sich abzuwehren sucht; ein getretner Wurm, der sich krümmet und dem, der ihn getreten hat, wenigstens die Ferse gern verwunden möchte.
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Sechster Auftritt
    Sara. Mellefont. Marwood.
    Sara
. Ich freue mich, Lady, daß meine Unruhe vergebens gewesen ist.
    Marwood
. Ich danke Ihnen, Miß. Der Zufall war zu klein, als daß er Sie hätte beunruhigen sollen.
    Mellefont
. Lady will sich Ihnen empfehlen, liebste Sara.
    Sara
. So eilig, Lady?
    Marwood
. Ich kann es für die, denen an meiner Gegenwart in London gelegen ist, nicht genug sein.
    Sara
. Sie werden doch heute nicht wieder aufbrechen?
    Marwood
. Morgen mit dem frühsten.
    Mellefont
. Morgen mit dem frühsten, Lady? Ich glaubte, noch heute.
    Sara
. Unsere Bekanntschaft, Lady, fängt sich sehr im Vorbeigehn an. Ich schmeichle mir, in Zukunft eines nähern Umgangs mit Ihnen gewürdiget zu werden.
    Marwood
. Ich bitte um Ihre Freundschaft, Miß.
    Mellefont
. Ich stehe Ihnen dafür, liebste Sara, daß diese Bitte der Lady aufrichtig ist: ob ich Ihnen gleich voraussagen muß, daß Sie einander ohne Zweifel lange nicht wiedersehen werden. Lady, wird sich mit uns sehr selten an einem Orte aufhalten können – –
    Marwood
bei Seite. Wie fein!
    Sara
. Mellefont, das heißt mir eine sehr angenehme Hoffnung rauben.
    Marwood
. Ich werde am meisten dabei verlieren, glückliche Miß.
    Mellefont
. Aber in der Tat, Lady, wollen Sie erst morgen früh wieder fort?
    Marwood
. Vielleicht auch eher. Bei Seite. Es will noch niemand kommen!
    Mellefont
. Auch wir wollen uns nicht lange mehr hier aufhalten. Nicht wahr, liebste Miß, es wird gut sein, wenn wir unserer Antwort ungesäumt nachfolgen? Sir William kann unsere Eilfertigkeit nicht übel nehmen.
    { ‡ }
Siebenter Auftritt
    Betty. Mellefont. Sara. Marwood.
    Mellefont
. Was willst du, Betty?
    Betty
. Man verlangt Sie unverzüglich zu sprechen.
    Marwood
bei Seite. Ha! Nun kömmt es drauf an – –
    Mellefont
. Mich? unverzüglich? Ich werde gleich kommen. – Lady, ist es Ihnen gefällig, Ihren Besuch abzukürzen?
    Sara
. Warum das, Mellefont? – Lady wird so gütig sein, und bis zu Ihrer Zurückkunft warten.
    Marwood
. Verzeihen Sie, Miß; ich kenne meinen Vetter Mellefont, und will mich lieber mit ihm wegbegeben.
    Betty
. Der Fremde, mein

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