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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Frevel, den ich begangen, frei gestehen und dann mir das Messer in das Herz stoßen. – Ich wollte reden – der Richter schien meine Entfernung zu wünschen. Ich ging nach der Türe, da kam er mir nach und sagte leise: »Nun habe ich aufgehört Richter zu sein; von dem ersten Augenblick, als ich Sie sah, interessierten Sie mich auf das höchste. So sehr, wie (Sie werden dies selbst zugeben müssen) der Schein wider Sie war, so wünschte ich doch gleich, daß Sie in der Tat nicht der abscheuliche, verbrecherische Mönch sein möchten, für den man Sie hielt. Jetzt darf ich Ihnen zutraulich sagen... Sie sind kein Pole. Sie sind nicht in Kwiecziczewo geboren. Sie heißen nicht Leonard von Krczynski.« – Mit Ruhe und Festigkeit antwortete ich: »Nein!« – »Und auch kein Geistlicher?« frug der Richter weiter, indem er die Augen niederschlug, wahrscheinlich um mir den Blick des Inquisitors zu ersparen. Es wallte auf in meinem Innern. – »So hören Sie denn«, fuhr ich heraus – »Still,« unterbrach mich der Richter, »was ich gleich anfangs geglaubt und noch glaube, bestätigt sich. Ich sehe, daß hier rätselhafte Umstände walten, und daß Sie selbst mit gewissen Personen des Hofes in ein geheimnisvolles Spiel des Schicksals verflochten sind. Es ist nicht mehr meines Berufs, tiefer einzudringen, und ich würde es für unziemlichen Vorwitz halten, Ihnen irgend etwas über Ihre Person, über Ihre wahrscheinlich ganz eigne Lebensverhältnisse entlocken zu wollen! – Doch, wie wäre es, wenn Sie, sich losreißend von allem Ihrer Ruhe Bedrohlichem, den Ort verließen. Nach dem, was geschehen, kann Ihnen ohnedies der Aufenthalt hier nicht wohltun.« – Sowie der Richter dieses sprach, war es, als flöhen alle finstre Schatten, die sich drückend über mich gelegt hatten, schnell von hinnen. Das Leben war wiedergewonnen, und die Lebenslust stieg durch Nerv und Adern glühend in mir auf. Aurelie! sie dachte ich wieder, und ich sollte jetzt fort von dem Orte, fort von ihr? – Tief seufzte ich auf: »Und sie verlassen?« – Der Richter blickte mich im höchsten Erstaunen an und sagte dann schnell: »Ach! jetzt glaube ich klar zu sehen! Der Himmel gebe, Herr Leonard, daß eine sehr schlimme Ahnung, die mir eben jetzt recht deutlich wird, nicht in Erfüllung gehen möge.« – Alles hatte sich in meinem Innern anders gestaltet. Hin war alle Reue, und wohl mochte es beinahe frevelnde Frechheit sein, daß ich den Richter mit erheuchelter Ruhe frug: »Und Sie halten mich doch für schuldig?« – »Erlauben Sie, mein Herr,« erwiderte der Richter sehr ernst, »daß ich meine Überzeugungen, die doch nur auf ein reges Gefühl gestützt scheinen, für mich behalte. Es ist ausgemittelt nach bester Form und Weise, daß Sie nicht der Mönch Medardus sein können, da eben dieser Medardus sich hier befindet und von dem Pater Cyrill, der sich durch Ihre ganz genaue Ähnlichkeit täuschen ließ, anerkannt wurde, ja auch selbst gar nicht leugnet, daß er jener Kapuziner sei. Damit ist nun alles geschehen, was geschehen konnte, um Sie von jedem Verdacht zu reinigen, und um so mehr muß ich glauben, daß Sie sich frei von jeder Schuld fühlen.« – Ein Gerichtsdiener rief in diesem Augenblick den Richter ab, und so wurde ein Gespräch unterbrochen, als es eben begann, mich zu peinigen.
    Ich begab mich nach meiner Wohnung und fand alles so wieder, wie ich es verlassen. Meine Papiere hatte man in Beschlag genommen, in ein Paket gesiegelt, lagen sie auf meinem Schreibtische, nur Viktorins Brieftasche, Euphemiens Ring und den Kapuzinerstrick vermißte ich, meine Vermutungen im Gefängnisse waren daher richtig. Nicht lange dauerte es, so erschien ein fürstlicher Diener, der mit einem Handbillet des Fürsten mir eine goldene, mit kostbaren Steinen besetzte Dose überreichte. »Es ist Ihnen übel mitgespielt worden, Herr von Krczynski,« schrieb der Fürst, »aber weder ich noch meine Gerichte sind schuld daran. Sie sind einem sehr bösen Menschen auf ganz unglaubliche Weise ähnlich; alles ist aber nun zu Ihrem Besten aufgeklärt; ich sende Ihnen ein Zeichen meines Wohlwollens und hoffe, Sie bald zu sehen.« – Des Fürsten Gnade war mir ebenso gleichgültig als sein Geschenk; eine düstre Traurigkeit, die geisttötend mein Inneres durchschlich, war die Folge des strengen Gefängnisses; ich fühlte, daß mir körperlich aufgeholfen werden müsse, und lieb war es mir daher, als der Leibarzt erschien. Das Ärztliche war bald besprochen.

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