Werke
schreiten, ohne Gefahr ihn wieder in wilde Raserei zu stürzen. Vor einigen Tagen kommt des Försters ältester Sohn nach der Stadt, er geht in das Irrenhaus, um den Mönch wieder zu sehen. Ganz erfüllt von dem trostlosen Zustande des Unglücklichen, tritt er aus dem Hause, als eben der Pater Cyrillus aus dem Kapuzinerkloster in B. vorüberschreitet. Den redet er an und bittet ihn, den unglücklichen, hier eingesperrten Klosterbruder zu besuchen, da ihm Zuspruch eines Geistlichen seines Ordens vielleicht heilsam sein könne. Als Cyrillus den Mönch erblickt, fährt er entsetzt zurück. ›Heilige Mutter Gottes! Medardus, unglückseliger Medardus!‹ So ruft Cyrillus, und in dem Augenblick beleben sich die starren Augen des Mönchs. Er steht auf und fällt mit einem dumpfen Schrei kraftlos zu Boden. – Cyrillus mit den übrigen, die bei dem Ereignis zugegen waren, geht sofort zum Präsidenten des Kriminalgerichts und zeigt alles an. Der Richter, dem die Untersuchung wider Sie übertragen, begibt sich mit Cyrillus nach dem Irrenhause; man findet den Mönch sehr matt, aber frei von allem Wahnsinn. Er gesteht ein, daß er der Mönch Medardus aus dem Kapuzinerkloster in B. sei. Cyrillus versicherte seinerseits, daß Ihre unglaubliche Ähnlichkeit mit Medardus ihn getäuscht habe. Nun bemerke er wohl, wie Herr Leonard sich in Sprache, Blick, Gang und Stellung sehr merklich von dem Mönch Medardus, den er nun vor sich sehe, unterscheide. Man entdeckte auch das bedeutende Kreuzeszeichen an der linken Seite des Halses, von dem in Ihrem Prozeß so viel Aufhebens gemacht worden ist. Nun wird der Mönch über die Begebenheiten aus dem Schlosse des Barons von F. befragt. – ›Ich bin ein abscheulicher, verruchter Verbrecher‹, sagt er mit matter, kaum vernehmbarer Stimme, ›ich bereue tief, was ich getan. – Ach, ich ließ mich um mein Selbst, um meine unsterbliche Seele betrügen! ... Man habe Mitleiden! ... man lasse mir Zeit... alles... alles will ich gestehen!‹ – Der Fürst, unterrichtet, befiehlt sofort den Prozeß wider Sie aufzuheben und Sie der Haft zu entlassen. Das ist die Geschichte Ihrer Befreiung. – Der Mönch ist nach dem Kriminalgefängnis gebracht worden.«
»Und hat alles gestanden? Hat er Euphemien, Hermogen ermordet? wie ist es mit dem Grafen Viktorin?«...
»Soviel wie ich weiß, fängt der eigentliche Kriminalprozeß wider den Mönch erst heute an. Was aber den Grafen Viktorin betrifft, so scheint es, als wenn nun einmal alles, was nur irgend mit jenen Ereignissen an unserm Hofe in Verbindung steht, dunkel und unbegreiflich bleiben müsse.«
»Wie die Ereignisse auf dem Schlosse des Barons von F. aber mit jener Katastrophe an Ihrem Hofe sich verbinden sollen, sehe ich in der Tat nicht ein.«
»Eigentlich meinte ich auch mehr die spielenden Personen als die Begebenheit.«
»Ich verstehe Sie nicht.«
»Erinnern Sie sich genau meiner Erzählung jener Katastrophe, die dem Prinzen den Tod brachte?«
»Allerdings.«
»Ist es Ihnen dabei nicht völlig klar worden, daß Francesko verbrecherisch die Italienerin liebte? daß er es war, der vor dem Prinzen in die Brautkammer schlich und den Prinzen niederstieß? – Viktorin ist die Frucht jener freveligen Untat. – Er und Medardus sind Söhne eines Vaters. Spurlos ist Viktorin verschwunden, alles Nachforschen blieb vergebens.«
»Der Mönch schleuderte ihn hinab in den Teufelsgrund. Fluch dem wahnsinnigen Brudermörder!« –
Leise – leise ließ sich in dem Augenblick, als ich heftig diese Worte ausstieß, jenes Klopfen des gespenstischen Unholds aus dem Kerker hören. Vergebens suchte ich das Grausen zu bekämpfen, welches mich ergriff. Der Arzt schien so wenig das Klopfen als meinen innern Kampf zu bemerken. Er fuhr fort: »Was? ... Hat der Mönch Ihnen gestanden, daß auch Viktorin durch seine Hand fiel?«
»Ja! ... Wenigstens schließe ich aus seinen abgebrochenen Äußerungen, halte ich damit Viktorins Verschwinden zusammen, daß sich die Sache wirklich so verhält. Fluch dem wahnsinnigen Brudermörder!« – Stärker klopfte es und stöhnte und ächzte; ein feines Lachen, das durch die Stube pfiff, klang wie Medardus... Medardus... hi... hi... hi hilf! – Der Arzt, ohne das zu bemerken, fuhr fort:
»Ein besonderes Geheimnis scheint noch auf Franceskos Herkunft zu ruhen. Er ist höchstwahrscheinlich dem fürstlichen Hause verwandt. So viel ist gewiß, daß Euphemie die Tochter...«
Mit einem entsetzlichen Schlage, daß die Angeln
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