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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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»Euern Diener gewürdigt, Eure tiefe Ansicht des menschlichen Seins zu vernehmen, und wohl mag es Euch ziemen, über den Kampf zu sprechen, den Ihr längst, herrlich und glorreich siegend, geendet.« – »Du hast eine gute Meinung von mir, Bruder Medardus,« sprach der Papst, »oder glaubst du, daß die Tiara der Lorbeer sei, der mich als Helden und Sieger der Welt verkündet?« – »Es ist«, sprach ich, »wohl etwas Großes, König sein und herrschen über ein Volk. So im Leben hochgestellt, mag alles rings umher näher zusammengerückt, in jedem Verhältnis kommensurabler erscheinen, und eben durch die hohe Stellung sich die wunderbare Kraft des Überschauens entwickeln, die wie eine höhere Weihe sich kundtut im gebornen Fürsten.« – – »Du meinst,« fiel der Papst ein, »daß selbst den Fürsten, die schwach an Verstande und Willen, doch eine gewisse wunderliche Sagazität beiwohne, die füglich für Weisheit geltend, der Menge zu imponieren vermag. Aber wie gehört das hieher?« – »Ich wollte«, fuhr ich fort, »von der Weihe der Fürsten reden, deren Reich von dieser Welt ist, und dann von der heiligen, göttlichen Weihe des Statthalters des Herrn. Auf geheimnisvolle Weise erleuchtet der Geist des Herrn die im Konklave verschlossenen hohen Priester. Getrennt, in einzelnen Gemächern frommer Betrachtung hingegeben, befruchtet der Strahl des Himmels das nach der Offenbarung sich sehnende Gemüt, und ein Name erschallt wie ein die ewige Macht lobpreisenden Hymnus von den begeisterten Lippen. – Nur kund getan in irdischer Sprache wird der Beschluß der ewigen Macht, die sich ihren würdigen Statthalter auf Erden erkor, und so, hochheiliger Herr, ist Eure Krone, im dreifachen Ringe das Mysterium Eures Herrn, des Herrn der Welten, verkündend, in der Tat der Lorbeer, der Euch als Helden und Sieger darstellt. – Nicht von dieser Welt ist Euer Reich, und doch seid Ihr berufen zu herrschen über alle Reiche dieser Erde, die Glieder der unsichtbaren Kirche sammelnd unter der Fahne des Herrn! – Das weltliche Reich, das Euch beschieden, ist nur Euer in himmlischer Pracht blühender Thron.« – »Das gibst du zu,« unterbrach mich der Papst, – »das gibst du zu, Bruder Medardus, daß ich Ursache habe, mit diesem mir beschiedenen Thron zufrieden zu sein. Wohl ist meine blühende Oma geschmückt mit himmlischer Pracht, das wirst du auch wohl fühlen, Bruder Medardus, hast du deinen Blick nicht ganz dem Irdischen verschlossen... Doch das glaub’ ich nicht... Du bist ein wackrer Redner und hast mir zum Sinn gesprochen... Wir werden uns, merk’ ich, näher verständigen! ... Bleibe hier! ... In einigen Tagen bist du vielleicht Prior, und später könnt’ ich dich wohl gar zu meinem Beichtvater erwählen... Gehe... gebärde dich weniger närrisch in den Kirchen, zum Heiligen schwingst du dich nun einmal nicht hinauf – der Kalender ist vollzählig. Gehe.« – Des Papstes letzte Worte verwunderten mich ebenso wie sein ganzes Betragen überhaupt, das ganz dem Bilde widersprach, wie es sonst von dem Höchsten der christlichen Gemeinde, dem die Macht gegeben zu binden und zu lösen, in meinem Innern aufgegangen war. Es war mir nicht zweifelhaft, daß er alles, was ich von der hohen Göttlichkeit seines Berufs gesprochen, für eine leere listige Schmeichelei gehalten hatte. Er ging von der Idee aus, daß ich mich hatte zum Heiligen aufschwingen wollen und daß ich, da er mir aus besondern Gründen den Weg dazu versperren mußte, nun gesonnen war, mir auf andere Weise Ansehn und Einfluß zu verschaffen. Auf dieses wollte er wieder aus besonderen mir unbekannten Gründen eingehen.
    Ich beschloß – ohne daran zu denken, daß ich ja, ehe der Papst mich rufen ließ, Rom hatte verlassen wollen – meine Andachtsübungen fortzusetzen. Doch nur zu sehr im Innern fühlte ich mich bewegt, um wie sonst mein Gemüt ganz dem Himmlischen zuwenden zu können. Unwillkürlich dachte ich selbst im Gebet an mein früheres Leben; erblaßt war das Bild meiner Sünden, und nur das Glänzende der Laufbahn, die ich als Liebling eines Fürsten begonnen, als Beichtiger des Papstes fortsetzen und wer weiß auf welcher Höhe enden werde, stand grell leuchtend vor meines Geistes Augen. So kam es, daß ich, nicht weil es der Papst verboten, sondern unwillkürlich meine Andachtsübungen einstellte und statt dessen in den Straßen von Rom umherschlenderte. Als ich eines Tages über den spanischen Platz ging, war ein Haufen Volks um den

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