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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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Katerina Iwanowna als Dieb dastehen!‹ Und so reift in ihm der Plan, zu Fräulein Werchowzewa zu gehen, diese fünfzehnhundert Rubel, die er noch immer in diesem Säckchen herumträgt, vor sie hinzulegen und zu ihr zu sagen: ›Ich bin ein Schuft, aber kein Dieb!‹ Und damit hatte er bereits einen doppelten Grund, diese fünfzehnhundert Rubel wie seinen Augapfel zu hüten, das Säckchen unter keinen Umständen aufzutrennen und nacheinander die Hundertrubelscheine herauszunehmen. Warum sprechen Sie dem Angeklagten Ehrgefühl ab? Nein, Ehrgefühl besitzt er: kein normales, zugegeben, eines, das ihn oft irreführt – aber lebendig ist es in ihm bis zur Leidenschaft, das hat er bewiesen. Doch nun kompliziert sich die Sache; die Eifersucht erreicht den Höhepunkt, und mehr und mehr quälen ihn die beiden früheren Fragen, die sein erhitztes Hirn immer bohrender stellt: ›Soll ich Katerina Iwanowna das Geld zurückgeben? Wo nehme ich dann die Mittel her, um Gruschenka fortzubringen?‹ Wenn er sich diesen ganzen Monat so unvernünftig benahm, sich betrank und in den Wirtshäusern randalierte, so vielleicht gerade, weil ihm selbst schrecklich zumute war und er diesen Zustand nicht ertragen konnte. Diese beiden Fragen spitzten sich schließlich dermaßen zu, daß sie ihn zuletzt zur Verzweiflung trieben. Er wollte seinen jüngeren Bruder zum Vater schicken und ihn ein letztes Mal um diese dreitausend Rubel bitten lassen; doch ohne eine Antwort abzuwarten, drang er selbst bei ihm ein, und die Sache endete damit, daß er den alten Mann in Gegenwart von Zeugen schlug. Nach diesem Vorfall konnte er von ihm natürlich kein Geld erwarten; daß der geprügelte Vater ihm welches geben würde, war ausgeschlossen. Am Abend desselben Tages schlägt er sich an die Brust, an den oberen Teil der Brust, wo sich dieses Säckchen befindet, und schwört seinem Bruder, er besitze ein Mittel, kein Schuft zu sein, aber er werde dennoch ein Schuft bleiben, denn er sehe voraus, daß er das Mittel nicht anwenden werde; seine seelische Stärke, seine Charakterfestigkeit reiche dazu nicht aus. Warum, ja warum schenkt die Anklage der Aussage Alexej Karamasows keinen Glauben, einer Aussage, die aus so reinem Herzen kam und mit solcher Aufrichtigkeit und ohne jede Vorbereitung gemacht wurde und so viel innere Wahrscheinlichkeit besitzt? Warum will mich die Anklage vielmehr zwingen zu glauben, daß das Geld in irgendeiner Ritze steckt oder in den Kellern des Udolfschen Schlosses liegt? Am selben Abend, nach dem Gespräch mit seinem Bruder, schreibt der Angeklagte diesen verhängnisvollen Brief, und der ist das wichtigste, am schwersten wiegende Indiz dafür, daß der Angeklagte einen Raub begangen hat! ›Ich werde mir bei allen möglichen Leuten das Geld zu beschaffen versuchen; falls sie mir jedoch nichts geben, werde ich meinen Vater totschlagen und ihm das Geld unter der Matratze fortnehmen, sobald Iwan abgereist ist!‹ Ein vollständiges Programm für den Mord – wie sollte er da nicht der Täter sein? ›Es ist so ausgeführt worden, wie es geschrieben stand!‹ sagt die Anklage. Aber erstens ist dieser Brief in der Trunkenheit und in furchtbarer Erregung geschrieben worden; zweitens schreibt er von dem Kuvert wieder nur auf Grund der Mitteilungen Smerdjakows, da er selbst das Kuvert nicht gesehen hat; drittens wurde das zwar so niedergeschrieben; ob es aber auch so ausgeführt wurde – wodurch will man das beweisen? Hat der Angeklagte das Geld unter dem Kopfkissen hervorgeholt? Hat er das Geld gefunden? Existierte das Geld überhaupt? Und war der Angeklagte etwa des Geldes wegen hingelaufen? Erinnern Sie sich bitte: Er lief Hals über Kopf hin, aber nur um zu erfahren, wo sie war, diese Frau, die auch ihn zugrunde gerichtet hatte! Also nicht nach einem Programm, nicht in Übereinstimmung mit dem, was er geschrieben hatte, nicht zum Zweck eines vorbedachten Raubes, sondern plötzlich, ohne Überlegung, in eifersüchtiger Raserei! ›Ja‹, wird man sagen, ›trotzdem hat er sich auch des Geldes bemächtigt, nachdem er den Mord begangen hatte!‹ Aber hat er den Mord überhaupt begangen oder nicht? Die Beschuldigung des Raubes weise ich mit Entrüstung zurück – man kann niemanden eines Raubes beschuldigen, wenn man nicht genau angeben kann, was eigentlich geraubt worden ist – das ist ein feststehender Grundsatz! Aber hat er nun gemordet, hat er gemordet, ohne zu rauben? Ist das bewiesen? Ist nicht auch das am Ende ein Roman?«
    12. Und

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