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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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...«
    »Konntest es nicht aushalten? Wolltest eben nach der Kolomna-Vorstadt gehen? Ach, Wassja, Wassja! Warum bist du nun doch zu Julian Mastakowitsch gegangen?«
    Wassja gab zuerst keine Antwort. Dann winkte er mit der Hand ab und sagte:
    »Arkadij! Ich weiß selbst nicht, was mit mir ist! Ich ...«
    »Gut, Wassja, beruhige dich! Ich weiß ja, was es ist. Beruhige dich! Du bist ja noch von den gestrigen Eindrücken so aufgeregt! Bedenke doch: es ist wirklich nicht schwer, diese Aufregung zu überwinden! Alle lieben dich, alle machen dir den Hof, deine Arbeit geht gut vorwärts, du wirst sie fertig machen, du wirst sie unbedingt fertig machen, ich weiß es! Du hast dir wohl etwas eingebildet, hast irgendeinen unbegründeten Angstanfall.«
    »Nein, nein, es ist nichts ...«
    »Weißt du es noch, Wassja? Du hast schon einmal dasselbe gehabt. Kannst du dich noch erinnern? Als du befördert wurdest, verdoppeltest du vor lauter Glück und Dankbarkeit deinen Eifer, und die Folge davon war, daß du eine ganze Woche lang jede Arbeit verdarbst. Und nun bist du im gleichen Zustande ...«
    »Ja, ja, Arkadij ... Doch jetzt ist die Sache anders, ganz anders ...«
    »Warum soll es jetzt anders sein? Ich bitte dich! Die Arbeit ist vielleicht gar nicht so dringend, und du richtest dich ganz unnütz zugrunde ...«
    »Nein, nein, es macht nichts ... Gehen wir!«
    »Also nach Hause und nicht zu ihnen?«
    »Nein, mein Lieber! Mit diesem Gesicht kann, ich doch nicht zu ihnen kommen! Ich habe es mir schon überlegt. Ich konnte es ohne dich zu Hause nicht aushalten; doch jetzt, wo du wieder bei mir bist, mache ich mich gleich an die Arbeit. Gehen wir!«
    Sie gingen zusammen weiter. Anfangs schwiegen sie beide. Wassja hatte jetzt wieder große Eile.
    »Warum erkundigst du dich nicht nach ihnen?« fragte Arkadij Iwanowitsch.
    »Ach ja! Arkascha, wie war es dort?«
    »Wassja! Du bist plötzlich ganz verändert!«
    »Es macht nichts, es macht nichts. Erzähle mir alles, Arkascha!« sagte Wassja mit flehender Stimme, als wollte er allen weiteren Auseinandersetzungen aus dem Wege gehen. Arkadij Iwanowitsch seufzte auf: das Benehmen Wassjas brachte ihn ganz aus der Fassung.
    Der Bericht aus der Kolomna-Vorstadt belebte Wassja wieder. Er wurde sogar gesprächig. Zu Hause angelangt, aßen sie zuerst zu Mittag. Die alte Dame hatte Arkadij Iwanowitschs Taschen mit Zuckergebäck vollgestopft; die Freunde verzehrten es nun und kamen allmählich in gute Stimmung. Wassja versprach, sich gleich nach dem Essen hinzulegen, um später die ganze Nacht aufbleiben zu können. Er legte sich auch wirklich hin. Noch am Morgen hatte jemand, dem man nicht absagen konnte, Arkadij Iwanowitsch zum Tee eingeladen. Die Freunde mußten sich nun trennen. Arkadij nahm sich vor, möglichst bald heimzukommen, vielleicht schon um acht Uhr. Die drei Stunden der Trennung kamen ihm wie drei Jahre vor. Endlich gelang es ihm, aufzubrechen, und er eilte nach Hause. Im Zimmer war es dunkel. Wassja war nicht zu Hause. Er fragte bei Mawra. Mawra sagte ihm, daß Wassja gar nicht geschlafen, sondern die ganze Zeit über geschrieben habe; dann sei er im Zimmer auf und ab gegangen, und dann, etwa vor einer Stunde, sei er weggelaufen und hätte Mawra gesagt, daß er nach einer halben Stunde wieder da sein würde. »Und wenn der Herr inzwischen kommt, so sag ihm, Alte,« schloß Mawra ihren Bericht, »daß ich spazieren gegangen sei, – das hat er mir drei, oder sogar viermal befohlen.«
    »Er ist bei den Artemjews!« sagte sich Arkadij Iwanowitsch und schüttelte den Kopf.
    Eine Minute später sprang er auf, von einer neuen Hoffnung beseelt: »Er ist wohl einfach fertig geworden, das wird es sein! Und dann hielt er es nicht aus und lief hin. Aber nein! Er hätte doch auf mich gewartet ... Ich will einmal nachschauen, wie es mit seiner Arbeit steht!«
    Er zündete die Kerze an und ging an Wassjas Schreibtisch: die Arbeit ging gut vorwärts, und es blieb anscheinend gar nicht so viel übrig. Arkadij Iwanowitsch wollte weiter blättern, doch in diesem Augenblick trat Wassja ein.
    »Ach! Du bist hier?« rief er aus und fuhr vor Schreck zusammen.
    Arkadij Iwanowitsch schwieg. Er fürchtete, Wassja irgend etwas zu fragen. Wassja schlug die Augen nieder und begann ebenfalls in den Papieren zu blättern. Schließlich begegneten sich ihre Blicke. Wassjas Blick war so bittend, flehend und hoffnungslos, daß Arkadij zusammenfuhr. Sein Herz erbebte und floß über:
    »Wassja, Bruderherz, was ist mit

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