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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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von ihm so leidenschaftlich übernommenen antichristlichen Theorien einer Prüfung zu unterziehen und sich mit Begeisterung wenigstens über den sittlichen Einfluß des Christentums im sozialen Sinne zu äußern.
    In den vierziger Jahren hatten sich in Petersburg, unabhängig voneinander, gewisse Kreise gebildet. So war einer an der Universität entstanden, und zwar war er ursprünglich als Gegengewicht zu den damals an ihr bestehenden Korporationen gedacht, die ihr Vorbild in Dorpat hatten. Das überlieferte flotte Burschenleben mit den üblichen Mensuren erschien manchen unserer jungen Leute schließlich als gar zu abgeschmackt. Man wollte lieber Lesekreise einführen, plante die Gründung einer besonderen Studentenbibliothek u. a. m. Man besuchte die Vorlesungen Poroschins, deren Gegenstand man heute »Soziologie« nennen würde, und so kam es, daß die Studenten – allerdings nicht besonders viele – sich überhaupt für ökonomische Fragen zu interessieren begannen. Allmählich machten sie sich auf eigene Faust mit den Werken von L. v. Stein und Haxthausen einerseits, wie andererseits mit denen von Louis Blanc, Fourier und Proudhon bekannt. Alsbald bildeten sich solche Kreise auch außerhalb der Universität. Ihre Mitgliederschaft war nach Bestand und Zusammensetzung eine äußerst bunte. Wie es zuging, daß diese verschiedenen Kreise nach und nach einen politisch-oppositionellen Charakter annahmen, erklärt uns A. P. Miljukoff folgendermaßen:
    »... Für unsere damalige gebildete Jugend war es eine schwere Zeit ... In ganz Europa schien neues Leben zu keimen ... Doch in Rußland herrschte in der gleichen Zeit die schwerste Reaktion; Wissenschaft und Presse konnten unter dem harten Drucke der Regierung kaum atmen und jede Äußerung des geistigen Lebens wurde unterdrückt. Aus dem Auslande wurden eine Menge freiheitlicher Schriften eingeschmuggelt.«
    Eben diese verbotene Frucht wurde schließlich zur Hauptnahrung in jenen wissenschaftlich-literarischen Kreisen. Es war nun Petraschewski, der diese Kreise, über deren Vorhandensein er unterrichtet war, für seine Pläne zu benutzen gedachte. Der Titularrat Michail Butaschewitsch-Petraschewski hatte zunächst ein Lyzeum besucht, dann (1841) sein Studium an der Universität beendet, und war schließlich im Ministerium des Äußern angestellt worden, trug aber gleichwohl – was eine für jene Zeit erstaunliche Nachsicht seiner Vorgesetzten einer solchen »Schrulle« gegenüber bezeugt – einen Bart und einen Hut mit einer riesigen Krempe. Diesem Petraschewski nun erschien es wünschenswert, daß sich möglichst viele Kreise von der bezeichneten Art bildeten, damit sie dann von verschiedenen Seiten her ihre Propaganda machen konnten – wobei es nicht nur unnötig, sondern nicht einmal erwünscht war, daß diese einzelnen Kreise sich persönlich kannten oder auch nur um einander Bescheid wußten: es genügte vielmehr, daß er, Petraschewski, allein mit den einzelnen Kreisen in Fühlung stand und sie alle kontrollierte.
    »Unsere Sozialisten sind aus den Petraschewzen hervorgegangen. Die Petraschewzen haben viele Samen ausgestreut« – hat Dostojewski selbst einmal in seinen letzten Lebensjahren gesagt. Wie aber der Boden zur Aufnahme dieses Samens vorbereitet wurde, darauf weist Dostojewskis Frage hin: »Kann denn der russische Jüngling dem Einfluß – des fortschrittlichen europäischen Gedankens – und besonders der russischen Seite ihrer Lehren gegenüber gleichgültig bleiben? ... Eine solche russische Seite dieser Lehren gibt es tatsächlich. Sie besteht aus Schlußfolgerungen in Gestalt unerschütterlicher Axiome, wie sie nur in Rußland gezogen werden.« Diese russischen Schlußfolgerungen aus den europäischen Lehren waren immer deren äußerste Konsequenz, waren Folgerungen, die schließlich, wie Dostojewski 1876 schreibt, »zur Verneinung Europas und seiner Kultur führten, dieser Kultur, die in vielem, in gar zu vielem der russischen Seele fremd ist.«
    In der neuesten europäischen Lehre – dem Sozialismus – erfordert nach L. von Stein unsere größte Aufmerksamkeit »die Kritik der gegenwärtigen Zivilisation« ... – »Aber diese gegenwärtige Zivilisation ist ja ... eine europäische Zivilisation«, folgerten alsbald einzelne bei uns, »sie wurzelt ja in der europäischen Vergangenheit, in den Grundlagen der europäischen Geschichte. Bei uns aber« – so entschlossen sich einige, weiterzudenken – »bei uns sind die Grundlagen der

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