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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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Lesern unverständlich blieb, bis schließlich alle Zuhörer nicht nur die an und für sich vollendeten Charaktere begriffen, sondern auch die Beziehung jeder kleinsten Einzelheit zu diesem oder jenem Charakter erkennen lernten«.
    Mit dem Sohn des Hausherrn, dem bekannten Dichter A. Maikoff, hat Dostojewski in späteren Jahren einen umfangreichen Briefwechsel geführt.
    Doch außer diesen Sonntagabenden bei Maikoffs gab es in jener Zeit noch andere Kreise, die sich gleichfalls an bestimmten Tagen versammelten, und die von Fjodor Michailowitsch mit nicht minderem Eifer besucht wurden.
    Über seinen Verkehr in diesen Kreisen geben uns seine Briefe an den Bruder gar keinen Aufschluß. Der Briefwechsel weist hier eine große Lücke auf. Der letzte aus dieser Zeit noch vorhandene Brief Fjodor Michailowitschs an den Bruder nimmt Bezug auf Michail Michailowitschs Absicht, den Dienst zu quittieren. Er rät dem Bruder, nicht auf diejenigen zu hören, die ihm davon abraten, und sich nicht dadurch abschrecken zu lassen, daß ihm, Fjodor Michailowitsch, »der erste Pfannkuchen mißriet« ... »Warte nur, Bruder, wir werden uns schon durchschlagen ... es ist doch unmöglich, daß wir beide nicht auf den Weg kämen...«. Er erwähnt auch sein jüngstes Werk, das er soeben beende, sagt, daß er keine Zeit habe, den Roman »Arme Leute« in Buchform herauszugeben, obgleich er es durch eine Druckerei auf Kredit würde machen können. »Wie schade, daß du Schillers Dramen nicht zu Ende übersetzt hast.« Eine Randbemerkung lautet: »Erkennst du nun, was Zusammenschluß bedeutet? Wenn wir jeder für sich arbeiteten – würden wir fallen ... Aber beide zusammen und für ein gemeinsames Ziel – das ist etwas ganz anderes.«
    Inzwischen bereiteten sich im Leben Fjodor Michailowitschs mehr und mehr die Ereignisse vor, denen bestimmt war, in diesem Leben eine entscheidende Erschütterung hervorzurufen.

Die Katastrophe
     
    In den »Hellen Nächten« finden wir die folgende Schilderung:
    »... Es gibt hier in Petersburg recht merkwürdige Winkel ... Es ist, als schiene in diese Winkel niemals dieselbe Sonne, die sonst für Petersburger Menschen leuchtet, sondern als komme dorthin das Licht einer anderen, einer neuen Sonne, die gleichsam nur für diese Winkel bestellt ist, und ... als schiene sie auf alles mit einem ganz anderen, einem besonderen Lichte. In diesen Winkeln ... wird gleichsam ein ganz anderes Leben gelebt, eines, das gar nicht jenem Leben gleicht, das uns sonst umgibt, sondern eines, das es in einem tausend Meilen fernen unbekannten Staate geben könnte, nicht aber bei uns, in unserer so ernsten, so überernsten Zeit...... In diesen Winkeln leben seltsame Menschen... Wesen, die man Träumer nennt.«
    In unserer Presse ist die Ansicht vertreten worden, daß Dostojewski selbst ein solcher »Träumer« gewesen sei. Ich erlaube mir dagegen die Annahme, daß in den angeführten Zeilen eine Anspielung auf jene besondere Art von »Träumerei« enthalten ist, die Dostojewski schließlich nach »Sibirien« gebracht hat.
    Aber schon hier verhält Dostojewski sich einigermaßen kritisch zu der rätselhaften Bevölkerung in den von ihm erwähnten Winkeln. Er sieht in ihrem Leben »eine Mischung von etwas rein Phantastischem, glühend Idealem und zugleich trüb Prosaischem und Gewöhnlichem, um nicht zu sagen: bis zur Unglaublichkeit Gemeinem«.
    »Eine traurige, für mich verhängnisvolle Zeit,« nennt Dostojewski später jene Jahre, die am Ende seines ersten Lebensabschnittes stehen, als auch er sich infolge von Einflüssen, denen er seit seinem ersten literarischen Hervortreten ausgesetzt war, an gewissen Zusammenkünften beteiligte... Diese Beeinflussung geht zunächst von der bezaubernden Persönlichkeit des »großen Kritikers« aus (Bjelinski), der Dostojewski das zu erklären suchte, was dieser, wie Bjelinski meinte, von sich aus nicht begriff. »Ich nahm damals mit Leidenschaft seine Lehre an,« erzählt Dostojewski später, und wohl deshalb nennt er jene Zeit »eine traurige, für mich verhängnisvolle Zeit«. Nach dieser klaren Aussage sind die Zweifel, ob wirklich Bjelinski es war, der Dostojewski mit den sozialistischen Lehren bekannt gemacht hat, wohl nicht mehr berechtigt. Andererseits geht aus Bjelinskis im Jahre 1847 veröffentlichtem »Überblick über die russische Literatur« ebenso unzweifelhaft hervor, daß die Beeinflussung eine gegenseitige war: daß die Unterhaltungen mit Dostojewski ihn dazu gebracht haben, die

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