Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)
besser werden... Nein, ich glaube nicht, daß dieses Spiel mit alten politischen Formen irgendwelchen Nutzen bringen kann.«
Es entspricht dies übrigens der Lehre Fouriers und stimmt mit dem überein, was Miljukoff in seinen Erinnerungen an Dostojewski berichtet. Nur seiner Bemerkung, daß Dostojewski die sozialistischen Schriftsteller zwar gelesen, sich aber kritisch zu ihnen verhalten habe, muß die Aussage von I. Desbut gegenübergestellt werden, nach der Dostojewski jene Schriften gar nicht selbst studiert hat, vielmehr nur mit ihrem Inhalt durch Chanykoff bekannt geworden ist.
Aus manchem geht hervor, daß Dostojewski eine Gefahr für das russische Volk nicht nur in den offiziellen Regierungskreisen sah. Wie von anderer Seite verlautet, soll er sogar zu einer unmittelbaren Annäherung an die Unzufriedenen im Volk bereit gewesen sein. »Sslobodin« knüpft in dem erwähnten Roman von Palm Beziehungen zu der Sekte der Raskolniki an. Auch nach der Aussage eines »Petraschewzen« (d. h. eines der in dem Fall Petraschewski Mitverhafteten) hat Dostojewski tatsächlich an eine Annäherung an die Raskolniki gedacht. Aus den Untersuchungsakten geht nur hervor, daß Dostojewski »eingesteht, sich an Gesprächen über die Möglichkeit einzelner Veränderungen und Verbesserungen beteiligt zu haben, jedoch aussagt, daß sein Vorsatz gewesen sei, die Einführung dieser Veränderungen und Verbesserungen von der gesetzmäßigen Regierung abzuwarten«. Welche Veränderungen und Verbesserungen er eigentlich anstrebte, ist nicht gesagt, aber daß sie für die meisten hauptsächlich auf die Befreiung der Bauern hinausliefen, ist aus dem Verhör Golowinskis zu ersehen, der »zwar einmal in der Hitze gesagt hat, daß zu diesem Zweck jedes Mittel recht sei, im allgemeinen sich aber über die Bauernbefreiung in dem Sinne geäußert haben will, daß die Regierung diese ja kraft ihres autokratischen Rechts einfach verfügen könne«.
Nun war aber in den Augen mancher Mitglieder der Untersuchungskommission schon der Wunsch, die Bauern befreit zu sehen, ein Verbrechen, selbst wenn man die Tat von der gesetzmäßigen Regierung erwartete; und überdies mögen manche Aristokraten unter ihnen wie auch unter den Richtern sich von gewissen Gefühlen des Adels zu besonderer Strenge haben verleiten lassen, von Gefühlen, denen gerade die hierbei der Autokratie als solcher zugewiesene Machtvollkommenheit in der Frage der Bauernbefreiung unerwünscht war.
Dagegen hätte man an Petraschewski selbst einzelne Züge entdecken können, die geeignet waren, den Landadel zu bestechen (und vielleicht hatte es Petraschewski gerade darauf abgesehen). Eine 1848 von ihm verfaßte und bei Gelegenheit der Adelswahlen unter vielen Adligen verteilte Denkschrift war offiziell als schädlich anzusehen, da sie immerhin die Absicht verfolgte, den Adel aufzuwiegeln. Aber dieselbe Denkschrift fand bei vielen der Petraschewzen selbst nicht den geringsten Anklang – besonders bei den Offenen und Unverfälschten nicht, die unfähig zu einer Handlung waren, die man heute Opportunismus nennt.
Einer von ihnen, Kaidanoff, äußerte sich denn auch sogleich über diese Denkschrift in einem Briefe: »... ich kann mit Petraschewskis Plan nicht sympathisieren, ebensowenig mit allem, was zu Merkantilfeudalismus und zur Finanzaristokratie führt... mich interessiert die Preissteigerung der Adelsgüter nicht im geringsten« (davon handelte nämlich die Denkschrift), »vielmehr sollten die Preise mehr und mehr zurückgehen, damit der Staat auf diese Weise die Möglichkeit erhält, die Güter von den Gutsbesitzern zu erwerben«. Und Chanykoff rief ohne weiteres aus: »Das ist ja Verrat!« Petraschewskis Erklärungen, er habe durch die Verquickung des agrarischen Problems mit den finanziellen Interessen des Adels zunächst nur erreichen wollen, daß auch Personen der anderen Stände das Recht zum Erwerb von Gütern mit Leibeigenen erhielten, was dann, nach seiner Meinung, die Lösung des Bauernproblems nur erleichtern konnte, – diese Erklärungen befriedigten die »Fourieristen« ganz und gar nicht. Jedenfalls weist Petraschewski darauf hin, daß »dieses Problem (die Bauernemanzipation) nicht gelöst werden kann ohne vorhergehende Umgestaltung der Gerichtsverfassung und des Gerichtsverfahrens«. Achscharumoff dagegen war der Ansicht – und soll, wie verlautet, auch Petraschewski zu ihr bekehrt haben –, daß alle diese Probleme an ein und demselben Tage gelöst werden
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