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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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Wie...«
    »Erlauben Sie, erlauben Sie!...«
    »Aber wie geht denn das zu? Das ist ja unmöglich! Melden Sie mich ... Wie geht denn das zu? Ich bin zum Diner...«
    »Erlauben Sie, erlauben Sie!...«
    »Ah, nun, übrigens ist das etwas anderes: er läßt um Entschuldigung bitten. Aber erlauben Sie, Gerasimowitsch, wie geht denn das zu, Gerasimowitsch?«
    »Erlauben Sie, erlauben Sie!« versetzte Gerasimowitsch und hielt Herrn Goljadkin sehr entschieden mit der Hand zurück, während er gleichzeitig zwei Herren, die in demselben Augenblicke in das Vorzimmer traten, den Weg weit freigab. Die eintretenden Herren waren Andrei Filippowitsch und sein Neffe Wladimir Semjonowitsch. Beide blickten Herrn Goljadkin erstaunt an. Andrei Filippowitsch wollte etwas sagen; aber Herr Goljadkin hatte bereits seinen Entschluß gefaßt: mit niedergeschlagenen Augen, errötend, lächelnd, mit ganz verstörtem Gesichte verließ er schon Olsufi Iwanowitschs Vorzimmer. »Ich werde nachher noch einmal herankommen, Gerasimowitsch; ich werde die Sache aufklären; ich hoffe, daß sich alles unverzüglich und rechtzeitig aufklären wird,« sagte er auf der Schwelle und zum Teil schon auf der Treppe.
    »Jakow Petrowitsch, Jakow Petrowitsch!« ... erscholl Andrei Filippowitschs Stimme, der Herrn Goljadkin nacheilte.
    Herr Goljadkin befand sich in diesem Augenblicke schon auf dem unteren Treppenflur. Er wandte sich schnell zu Andrei Filippowitsch um.
    »Was steht zu Ihren Diensten, Andrei Filippowitsch?« fragte er in ziemlich entschiedenem Tone.
    »Was ist Ihnen denn, Jakow Petrowitsch? Wie hängt denn das zusammen?«
    »Es ist nichts Besonderes, Andrei Filippowitsch. Ich bin hier als Privatmann. Es ist meine persönliche Angelegenheit, Andrei Filippowitsch.«
    »Was gibt es denn?«
    »Ich sage ja, Andrei Filippowitsch, daß es meine persönliche Angelegenheit ist, und daß sich meines Erachtens hier nichts Tadelnswertes in bezug auf meine amtliche Stellung finden läßt.«
    »Wie? In bezug auf Ihre amtliche ... Was haben Sie denn nur, mein Herr?«
    »Nichts, Andrei Filippowitsch, gar nichts; ein dreistes junges Mädchen, weiter nichts ...«
    »Was? ... Was?« fragte Andrei Filippowitsch in verständnislosem Staunen. Herr Goljadkin hatte bis dahin vom Fuße der Treppe hinauf mit Andrei Filippowitsch gesprochen und dabei eine Miene gemacht, als ob er Lust hätte, ihm gerade ins Gesicht zu springen; als er nun sah, daß sein Abteilungschef einigermaßen in Verwirrung geraten war, tat er fast unbewußt einen Schritt nach vorwärts. Andrei Filippowitsch wich zurück. Herr Goljadkin kam eine Stufe und noch eine Stufe wieder herauf. Andrei Filippowitsch blickte unruhig um sich. Herr Goljadkin kam auf einmal schnell die Treppe heraufgelaufen. Noch schneller sprang Andrei Filippowitsch ins Zimmer hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Herr Goljadkin blieb allein stehen. Es wurde ihm dunkel vor den Augen. Er hatte alle Fassung verloren und stand nun in einer Art von sinn- und verstandloser Unentschlossenheit da und dachte an das ebenfalls sinn- und verstandlose Ereignis, das sich soeben zugetragen hatte. »Ach, ach!« flüsterte er mit einem gezwungenen Lächeln. Unterdessen wurden auf der Treppe unten Stimmen und Schritte vernehmbar, wahrscheinlich von neuen Gästen, die von Olsufi Iwanowitsch eingeladen waren. Herr Goljadkin kam wieder ein wenig zur Besinnung, schlug schnell den Kragen seines Schuppenpelzes in die Höhe, verbarg sich darin nach Möglichkeit und begann mit schlappenden, trippelnden Schritten eilig und strauchelnd die Treppe wieder hinabzusteigen. Er hatte ein Gefühl der Schwäche und Stumpfheit. Seine Verwirrung war so hochgradig, daß, als er vor die Tür kam, er nicht auf das Vorfahren seines Wagens wartete, sondern selbst quer über den schmutzigen Hof zu ihm hinging. Als er hingelangt war und sich anschickte einzusteigen, wünschte Herr Goljadkin innerlich, mitsamt seiner Kutsche in die Erde zu versinken oder sich wenigstens in einem Mauseloche verstecken zu können. Er glaubte, daß alle Menschen in Olsufi Iwanowitschs Hause jetzt aus allen Fenstern nach ihm hinsähen. Er wußte, daß er unfehlbar auf dem Flecke sterben würde, wenn er sich umschaute.
    »Was lachst du denn, Tölpel?« sagte er hastig zu Petruschka, der ihm beim Einsteigen in die Kutsche behilflich sein wollte.
    »Worüber sollte ich denn lachen? Ich lache nicht. Wohin fahren wir jetzt?«
    »Nach Hause! Vorwärts!«
    »Vorwärts, nach Hause!« schrie Petruschka

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