Werwelt 03 - Der Nachkomme
Gesicht.
»Sie waren mit Ihrem Geist dort?«
Er blickte den Pfad zurück, halb versponnen in seine e i genen Überlegungen, während er herauszubekommen ve r suchte, wohin die Erinnerung an das Amulett gehörte.
»Das erste Mal habe ich es getan, als ich beinahe gesto r ben wäre, und dann habe ich es geübt. Aber es ist gefäh r lich.« Bo brach ab. Das übrige wollte er nicht erzählen.
Barry nahm mit halbem Ohr auf, was der Mann sagte. Es interessierte ihn, doch zugleich fühlte er unaufhörlich das schwache Vibrieren des Steins in seiner Brusttasche. Warum hatte es solche Bedeutung? Er wandte sich dem zu, was Bo gesagt hatte.
»Wie machen Sie das? Sie stehen einfach auf und fli e gen herum?«
Bo war erleichtert, daß Barry ihn nicht auslachte, aber er konnte nicht alles erzählen. Die Erlebnisse der vergang e nen Nacht waren zu schlimm, um auch nur an sie zurückzude n ken. Und das, was er gefunden, oder besser, nicht gefunden hatte, machte ihm Angst. Er löschte die Erinn e rung an die Finsternis und die Kreaturen, die ihn dort e r wartet hatten. Doch jenseits, an jenem anderen Ort, wo alles von Licht durchglüht war, in dem hellen, strahlenden Zimmer, das wie eine Bühnenkulisse aussah, der Stuhl, das Fenster – es war niemand dort gewesen. Der Stuhl war leer gewesen. Er brac h te es nicht fertig, daran zu denken, was das bedeuten konnte.
»Manchmal«, antwortete er. »Jedenfalls habe ich Albert Chee gesehen. Er ist in der Höhle des Todes. Da bin ich s i cher.« »Das ist für mich gut genug«, erwiderte Barry. Eine halbe Stunde später sagte Bo, sie sollten nach rechts abbi e gen, damit sie über den Rand der Schlucht sehen könnten. Da, in der Gegend, meinte er, müßte irgendwo ein Weg h i nunter sein. Der Wagen brach durch Pifion und Zwerge i chen, doch am Ende standen die Männer nur hoch über einer jäh abfallenden, unwegsamen Wand. So ging es ihnen mehrmals, und es war später Vormittag, als sie en d lich den Weg in die Tiefe der Schlucht entdeckten. Im O s ten ballten sich mächtige Gewitterwolken am blauen Himmel über den kahlen Hängen des Chuska-Gebirges zusa m men.
10
A uf dem ebenen Grund des Canyon del Muerto standen vier Männer und beobachteten eine winz i ge Gestalt, die sich die beinahe senkrechte Wand hinaufschob. Die Gestalt war hutlos und anscheinend ba r füßig. Es war ein Indianer, wie zwei der Beobachter.
Barry beschattete die Augen, beklommen bei der Vo r stellung, da hundert und mehr Meter hoch in der steilen Wand zu hängen, die Händen und Füßen kaum Halt bot.
»Warum mußte er da rauf?« sagte Barry zu einem der Indianer, der etwas Englisch sprach.
»Seine Familie«, antwortete der Indianer.
»Woher wissen Sie, daß Chee da oben ist?« wollte Bo wissen.
Sie waren erst angekommen, als Johnny schon auf ha l ber Höhe gewesen war.
»Sie haben ihn gesehen«, erwiderte der Indianer und wies in die Schlucht hinunter.
»Vermutlich die Leute in dem Lager dort«, meinte Bo.
Doch Barry hielt den Blick starr auf Johnny gerichtet, als dieser jetzt die Lippe der Höhle erreichte, sich über den Rand zog und verschwand. Ein, zwei Minuten später e r schien der Kopf der kleinen Gestalt an der Kante, und die Klänge einer Stimme wehten zu ihnen hinunter. Barry kon n te nicht verstehen, was Johnny ihnen zurief, doch die Indi a ner offenbar schon. Sie sprachen jetzt leise miteina n der.
»Was ist?« fragte Bo.
»Albert Chee ist krank«, antwortete der Indianer.
»Er braucht Hilfe?« sagte Barry.
Ohne zu antworten, eilten die Indianer zu ihren Pferden und trabten bachabwärts davon.
»Was ist los, zum Teufel«, sagte Barry.
»Ein Wort hab ’ ich aufgeschnappt«, bemerkte Bo. »Seil. Vielleicht wollen sie von oben ein Seil herunterlassen.« Aus zusammengekniffenen Augen spähte er zum Rand der Wand hinauf, der leicht zurückzufliehen schien und mit Zwergeiche und Pinon bewachsen war. »Das dürfte ganz schön schwierig werden.«
»Mensch, ich wollte, ich wüßte, wie man ihnen helfen kann«, brummte Barry und stieß dann einen unterdrückten Schrei aus. »Er kommt wieder runter.«
Die kleine Gestalt hing schon wieder an der Lippe der Höhle und begann vorsichtig den gefährlichen Abstieg. Innerhalb weniger Minuten hatte Johnny ein Drittel des Weges hinter sich. Auf einem Sims hielt er an und brüllte zu den zwei Männern hinunter. Es klang, als schrie er, › geht ihnen entgegen ‹ .
»Haben Sie das verstanden?« fragte Bo.
»Ich glaube, er sagte, › geht ihnen
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