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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Dingen eine fein gemeißelte Figur, die aussieht, als wäre sie aus Per l mutt. Sie glänzt auf, als das Mondlicht sie berührt, und der irisierende Schimmer des Meeres liegt auf ihren Facetten und glatten Flächen. Erde und Staub bröseln auf die Figur hinunter, während flinke Klauenpaare Steine und Hölzchen we g scharren, und scharfe Zähne sich in das Korbgeflecht und den Topf selbst schlagen. Die Figur leuchtet auf, als sie dem Licht des Mondes dargeboten wird, das sie tausend Jahre nicht gesehen hat. Achtlose Pfoten verstreuen die Gebeine des Häuptlings. Sie sind zielstrebig, diese beiden Koyoten. Sie handeln auf Befehl eines anderen, der dreißig Meter entfernt wartet. Die Zunge hängt ihm aus dem Maul, als grinste er. Einer der Handlanger packt die gemeißelte Figur und trottet, sie im Maul haltend, den Bach hinunter davon. Der A nder e wartet ein Weilchen, ehe er Abstand haltend folgt. Als sie den Pfad zur Anhöhe des Canyon g e funden haben, laufen sie zielsicher durch das späte Mon d licht nach oben.
    Nach einem frugalen Frühstück schüttelten die beiden Männer ihre Decken aus und schickten sich an, den C a nyon hinaufzufahren zu dem Fußweg bei der Höhle des T o des. Barry hatte seine Decke gerade zusammengerollt und wollte zum Auto gehen, da stieß Bo einen Schrei aus.
    »He, was ist das denn?« Er lief zu Barry hinüber und hob etwas auf, das zu dessen Füßen lag. »Es fiel aus Ihrer Decke, oder vielleicht hat es unter Ihnen im Sand gelegen. Sehen Sie sich das an.«
    Bo, der Goldschmied, hob das perlschimmernde Ding hoch, um es Barry zu zeigen.
    »Hab ’ ich noch nie gesehen«, sagte Barry, während er, die zusammengerollte Decke an seine Brust gedrückt, die kleine Figur musterte. »Hübsch, nicht wahr?«
    »Das will ich meinen. Ein Prachtstück ist das.« Bo dre h te es in den Händen.
    Es war die Figur eines aufrecht stehenden Tiers, eines Bären wahrscheinlich, der die Schnauze erhoben hielt, den Kopf nach rückwärts geneigt, als brüllte er. Eine rauhe, graue Muschelschale, so dunkel und narbig wie Baumri n de, bildete den Rücken der Figur. Um die Mitte des Tieres zog sich ein Band von hellerer Farbe, wie ein Gürtel, der es einschnürte. Die Vorderpfoten des Tieres schienen von dem Gürtel g e fesselt zu sein.
    »Zeigen Sie mal her«, sagte Barry.
    Er nahm die Figur und sogleich fühlte er ein feines Summen in der Muschel, als befände sie sich in sehr schnellen Schwingungen. Verdutzt ließ er sie in den Sand fallen, nur um sie gleich wieder aufzuheben. Die feinen Schwingungen hielten an, während er das Ding drehte und näher betrachtete.
    »He, was glauben Sie, woher dieses Gefühl kommt?«
    »Das ist wahrscheinlich eine Abalonemuschel«, sagte Bo, »die vom vielen Anfassen glatt geworden ist. Die Figur ist bestimmt sehr alt.«
    »Nein«, entgegnete Barry, »ich meine dieses Summen, das man spürt. Woher kommt das?«
    Bo war verwirrt. Er griff nach der Figur, und Barry reichte sie ihm. »Sie summt?« fragte er, während er sie in den Händen hielt, jedoch nur die Glätte der Muschel fühlte.
    »Ja, sie vibriert oder summt oder so was«, sagte Barry und brach ab.
    Ein fernes Bild, beinahe eine Erinnerung, doch mehr wie ein Traum stieg in ihm auf. Eine Figur, ein aufrecht st e hender Bär, mit einem Gürtel gefesselt, die Schnauze erh o ben, um zu brüllen. Ein Wort: Amulett.
    »Ich merke nichts«, sagte Bo und hielt Barry die Figur wieder hin. »Sie lag unter Ihrer Decke, also gehört sie wohl Ihnen.«
    Barry sah, daß der Goldschmied die kleine Statuette gern gehabt hätte, daß er sie bewunderte und begehrte, doch er nahm sie und ließ sie in die Tasche seiner Levi-Jacke gleiten.
    »Ja, ich würd ’ sie ganz gern eine Weile behalten«, sagte er in Gedanken verloren.
    Bo war enttäuscht, doch er sagte nichts. Sie kletterten in den kleinen Wagen und rumpelten über einige Wurzeln und Steinbrocken, ehe sie am Rand der Schlucht entlang wieder zurückfuhren.
    »Sie haben doch von Albert geträumt«, bemerkte Barry, während sie den sandigen Pfad zwischen den Bäumen hi n durchschaukelten. »Sind Sie sicher, daß das stimmt, was Sie geträumt haben?«
    Bo schwieg einen Moment lang, dann beschloß er zu s a gen, wie es war.
    »Ich kann meinen leiblichen Körper verlassen«, schrie er laut über das Knattern des Motors hinweg. Es klang absurd, auf diese Weise in den hellen Tag hinausgebrüllt, dachte er.
    Barry warf einen Seitenblick auf seinen Nachbarn mit dem schmalen, hageren

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