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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Vergleiche schießen mir durch den Kopf, doch keiner kann dieses Gefühl der Weitung wiedergeben, das Hereinströmen von Empfinden und Wissen und Sinn, das mich wie ein berstendes Licht zu mir selbst erweckt. Ich weiß, was ich zu tun habe, wo sie ist, wozu wir hier sind. Der Möglichkeiten sind jetzt unen d liche. Ich kauere mich zu zwei kranken Menschen in der engen kleinen Höhle und bin zum ersten Mal ich selbst. Kraft strömt in mich hinein. Ich rufe.
    Sie antwortet. Ich weiß um ihre Gedanken, ihre Freude, ihre Liebe. Gleich wird sie hier sein. Vorsichtig spähe ich über die Lippe der Höhle. Welch ein Abgrund. Ich hatte nicht hinuntergeblickt. Ich spüre, wie Barry in meinem I n neren vor dem Gefühl zurückschreckt, das der Blick in so l che Tiefen auslöst. Die Wand ist viel höher, als ich g e glaubt habe. Unten, auf dem Grund der Schlucht, treibt e t was Menschen und Pferde in alle Richtungen auseinander. Ich höre ihr Geschrei.
    Ein anderes Geräusch nähert sich durch den Canyon. Ich blicke in die Richtung, aus der es kommt. Braune Massen wälzen sich durch das Flußbett, breiten sich an den flachen Stellen aus, werden, dort, wo der Wasserlauf sich zwischen engstehenden Wänden hindurchzwängt, wieder zusa m mengedrängt. Eine Gruppe von Weiden versinkt in der braun brodelnden Flut des Wassers, und jetzt weht auch gedämpft das Tosen und Donnern des Flutwassers zu mir herauf, das sich in das Bachbett ergießt. Dort unten in der breiten Ausbuchtung der Schlucht wird das Wasser gewiß im Sand verrinnen. Ich sehe zu, wie die Fluten das sandige Delta erreichen, sich ausbreiten, an Gewalt verlieren, wenn auch das Wasser hoch an den Balsampappeln und Weiden emporsteigt.
    Der Regen muß in den Bergen niedergegangen sein, denn der Himmel bleibt klar, und die Sonne strahlt leuc h tend auf die Felswände gegenüber. Männer und Pferde sind stromabwärts verschwunden, haben sich in die dichter st e henden Bäume zurückgezogen. Ich blicke auf das Wasser hinunter, das an Wildheit verlierend gleichmäßig den Sand überschwemmt. Und dann kommt sie.
    Der Vogel taucht über dem Rand des gegenüberliege n den Felsens auf, schwingt sich direkt zum Schlund der Höhle und stößt herab mit der Anmut eines Tauchers. Ich weiß, daß sie es ist. Ich vernehme mit meinem Geist ihre Worte, als sie sich über den Abgrund schwingt. Mit bra u sendem Flügelschlag landet sie und nimmt ihre eigene schöne Gestalt an. Der blaugraue Pelz schimmert wie ein Abendhimmel voller Sterne. Sie begrüßt mich, unsere Schnauzen berühren sich, und dann widmet sie sich dem Verletzten.
    Ich habe nie einen Heiler bei der Arbeit gesehen, habe bis jetzt nicht gewußt, daß es solche Wesen gibt. Ich folge ihren Gedanken, den Sonden ihres Geistes, die tief in den Leib des Mannes eindringen. Ich nehme wahr, wie sie die Gewebe wieder miteinander verbindet, heilende Wärme durch den Menschenkörper schickt. Es ist wunderbar, aber nichts Außergewöhnliches für einen Heiler. Das Blut hört auf zu fließen, als die Arterien wieder zusammeng e schweißt sind. Die Knochen sind gerichtet und vorsichtig aneinandergefügt. Die Wunde ist gesäubert und geschlo s sen. Sie fertigt aus dem Hemd des Mannes einen Verband und legt ihn um die Wunde.
    Dann nähert sie sich dem anderen Mann, der sich bisher nicht gerührt hat.
    › Er ist im Schock ‹ sagt sie zu mir. › Sein Selbst hat sich verschlossen. ‹
    » Kannst du helfen? «
    »Ich kann ihn wecken, aber sein eigener Wille muß die Arbeit vollenden. Er muß leben wollen.«
    Sie läßt ihre Kräfte in den Mann eindringen. Er schlägt die Augen auf, setzt sich auf, starrt uns aus leeren Augen an. Keine Verwunderung liegt in ihnen. Er ist nicht bei Sinnen.
    Die Menschen sind versorgt. Lange Minuten sind wir zusammen, erspüren, erfühlen mit Sinnen und Geist das Selbst des anderen. Wir bereiten uns so auf die Verein i gung vor, die nun möglich ist, die Verbindung.
    Stimmen wehen von oben zu uns herunter. Dann zeigt sich ein Seil am Mund der Höhle. Wir erwägen, ob wir uns verwandeln oder ob › sie ‹ für ein Weilchen verschwinden soll. Ich kann den Gedanken, allein zu sein, nicht ertragen. Sie wird bleiben, doch wir müssen uns verwandeln, bis die Menschen versorgt sind.
    Wir verwandeln uns.
    Barry blickte auf die Indianerin, der er erst am Vortag körperlich so nahe gewesen war, wie man einem Menschen nur sein kann. Sie blickte zurück und lächelte. Sie fühlten sich fremd und vertraut zugleich.
    »Jetzt

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