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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tisches saß. »Gib zu, Bruder, daß ich recht habe.«
    »Es war mal etwas anderes«, wich Hermann aus.
    »Ja, das falsche.« Gottlieb lehnte sich zurück. Im Haus roch es nach frischer Farbe, man würde die ganze Nacht lüften müssen. Im Schlafzimmer war das von Kiwrin besorgte Spezialbett bezogen, ein Kipp- und Hebebett mit lautlosen Gummirollen. Es war ein älteres Modell aus dem Abstellkeller des Krankenhauses von Karaganda, trotzdem hatte Kiwrin 1.000 Rubel Schmiergeld zahlen müssen, um es zu bekommen. Alles war vorbereitet für den großen Empfang. »Wann landet Vater morgen?«
    »Bergerow wird Peter Georgowitsch anrufen, sobald sie in der Luft sind.«
    »Und wie lange braucht so ein Hubschrauber bis zu uns? Das mußt du doch wissen, Hermann, als Ingenieur.«
    »Es kommt auf den Typ an. Es kann vier bis fünf Stunden dauern, wenn sie zwischenlanden müssen. Ich glaube nicht, daß sie für tausend Kilometer Sprit im Tank haben.«
    »Hoffentlich geht es ihnen nicht wie uns mit dem Bus.«
    »Keine Sorge, das ist Militär. Die tanken auf eigenen Flugplätzen.«
    In der Nacht fand Erna keinen Schlaf, so müde sie auch war. Sie blickte auf das eiserne, weiß lackierte Hebebett und stellte sich ihren Wolferl darin vor, lang ausgestreckt, auf dem Rücken, unbeweglich bis auf den Kopf. Und in der Nacht würde er rufen: »Ich habe Durst, Erna!«, und sie würde ihm Tee einflößen. Und dann mußte sie all das lernen, was man für die Pflege eines Querschnittgelähmten brauchte und was ihr Dr. Anissimow erklärt hatte. Seine Sachlichkeit dabei hatte ihr viel geholfen, ihre Verlegenheit zu überwinden. Es würden schwere Wochen sein, diese ersten Wochen zu Hause. Und aufpassen mußte man, daß er sich nicht wund lag, daß sich keine Druckstellen bildeten, die Dr. Anissimow Dekubitus nannte, Druckgeschwüre, die das Gewebe durchfraßen. Erna hatte sich alles notiert und auch die Stellen, wo der Dekubitus am meisten auftrat: Am Kreuzbein und an den Fersen, vornehmlich da, wo die Knochen unmittelbar an der Haut anliegen. Und Anissimow schickte vier große aufblasbare Gummiringe mit, auf denen Weberowsky liegen mußte, um das Durchliegen zu vermeiden.
    Das alles ging Erna im Kopf herum, was es ihr unmöglich machte, einzuschlafen. Erst gegen Morgen fiel sie in einen Dämmerschlaf, aber zuvor hörte sie sich noch einmal sagen: »Heute kommt er. Heute kommt Wolferl nach Hause. Heute.«
    Um sieben Uhr früh rief Bergerow aus Ust-Kamenogorsk bei Pfarrer Heinrichinsky an.
    »Sie starten!« rief er ins Telefon. »Ein Militärarzt und Frantzenow fliegen mit. Es ist ein großer Hubschrauber. Sie rechnen mit vier Stunden Flugdauer.«
    »Dann können sie um elf Uhr hier sein«, rechnete Hermann aus. »Peter Georgowitsch, rufen Sie Kiwrin an?«
    Der Pfarrer nickte. »Das werde ich gleich tun.«
    Es dauerte eine Weile, bis Kiwrin ans Telefon kam. Er lag um diese Zeit noch im Bett – und nicht allein. Jana Sabarowskaja leistete ihm Gesellschaft. Sie war Angestellte der Stadtverwaltung, ein kleines, achtundzwanzigjähriges Biest, das sich zum Ziel gesetzt hatte, Kiwrin zu heiraten. Nur Kiwrin wußte nichts davon.
    Heinrichinsky sagte nur zwei Worte, sie genügten:
    »Er kommt.«
    Kiwrin sprang aus dem Bett und rannte ins Badezimmer. Die schöne Jana starrte ihm verständnislos nach.
    »Was ist?« rief sie. »Wer hat da angerufen? Was ist passiert?«
    »Schlaf weiter!« rief er zurück. »Ich muß weg! Ein wichtiger Staatsakt.«
    »So plötzlich?«
    »Aktuelle Dinge sind immer plötzlich. Aber das verstehst du nicht.«
    Innerhalb von zehn Minuten war er fertig angezogen und warf sich in seinen Dienstwagen, einen alten Moskwitsch. Auf der Straße, die auch an der Sowchose vorbeiführte, überholte er Katja Beljakowa. Sie saß auf einem Wagen mit einem Maulesel davor. Kiwrin hupte und hielt an, als er sie winken sah.
    »Übst du für ein Autorennen?« rief sie ihm zu. »Du machst sogar den Esel wild.«
    »Ich muß nach Nowo Grodnow.«
    »So eilig? Gibt's dort eine Revolution?«
    »Wolfgang Antonowitsch kommt zurück. Mit einem Hubschrauber.«
    »Ist er noch immer gelähmt?«
    »Er wird es immer bleiben. Er liegt stocksteif da. Kann nur noch den Kopf bewegen.«
    Die Beljakowa ruckte ihr Kopftuch zurecht und wischte sich über die Augen. »Nimmst du mich mit?«
    »Wohin?« fragte Kiwrin dumm.
    »Nach Nowo Grodnow.«
    »Bist du verrückt?«
    »Ich will dabei sein, wenn er kommt.«
    »Soll er bei deinem Anblick einen Herzschlag

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