Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Spielraum. Das einzige, was er mit Argusaugen bewacht hatte, war der Bau des Swimmingpools im Keller und jetzt der Einkauf der Pferde. Aber letzteres hätte Camilla sowieso nie allein gewagt.
Am nächsten Morgen stand sie zeitig auf und frühstückte. McLeish war noch nicht aufgetaucht. Danach ging sie zur Küste, die fünfhundert Meter vor dem Haus entfernt lag. Zwischen Haus und Küste lag ein breiter Rasenstreifen und am Rand der Steilküste verlief kilometerlang ein schmaler Fußwanderweg. Das Haus war, wie sie immer wieder feststellte, äußerst malerisch gelegen und an sich ein imposantes, jahrhundertealtes Gebäude aus grauen Feldsteinen. Es hatte die Form eines eckigen C, die offene Seite wies zum Meer.
Weit und breit erstreckte sich eine hügelige Graslandschaft, ab und zu unterbrochen von Steinwällen und kleinen Steinbrücken, die bogenförmig über Bäche führten. Kleine Wäldchen lockerten die Landschaft auf. Die Küste verlief nicht gerade, sondern hatte viele kleine Ausbuchtungen mit Stränden. Man war versucht, baden zu gehen, aber dafür war es meist zu kalt. Dafür würden die Gäste spazieren gehen können bis zur Erschöpfung oder ausreiten – ein Urlaub der anderen Art.
Die Zeit war reif dafür, denn die Besserverdienenden arbeiteten nicht mehr körperlich und hatten das Bedürfnis, sich im Urlaub nicht faulenzenderweise vor einen Pool oder an einen Strand zu legen, um sich stundenlang von der Sonne braten zu lassen, sondern suchten Beschäftigung, körperliche Ertüchtigung und geistiges Entertainment, mit dem sie, wieder zu Hause, angeben konnten.
Hier würden sie alles, was sie brauchten, vorfinden: Einen Tennisplatz, Reitpferde, Swimmingpool, Gymnastik, Jogging in der Gruppe, gute Küche oder Diät – falls gewünscht – zivilisierte Abende mit Volkstanzgruppen, Kammermusikern und Dudelsackspielern und einen großartigen, fast pompösen Rahmen mit einem richtigen schottischen Grandseigneur. Die Ruhelosen konnten sich in der Whiskydestille umtun und lernen, wie man das schottische Nationalgetränk herstellte.
Camilla war gespannt auf das Personal. Ein paar Bewerbungen hatten sie schon vorliegen und teilweise Einladungen zum Vorstellungsgespräch verschickt. Die ersten würden übermorgen eintreffen.
Sie kehrte zurück in die Halle. Dort flackerte bereits ein Feuer im Kamin, der sich an der Wand gegenüber dem Eingangsportal befand. Links und rechts von ihm führte je eine Freitreppe in die erste Etage. Dort war über der Empfangshalle eine Galerie, von der nach links und rechts die Gänge zu den Zimmern abgingen. Der zweite Stock hatte keine Galerie mehr. Die Eckzimmer hatte sie als teuere, großzügige Suiten bauen lassen.
Von der Halle ging nach Süden und Norden je ein Flügel ab. Im Nordflügel wohnte McLeish, und in der dortigen Gästesuite, dem Westzimmer, war Camilla untergebracht, ein großer, lang gestreckter Raum, dessen Fenster zur Auffahrt wiesen. Der Raum war in der Mitte unterteilt, in der Trennwand befanden sich beidseitig Kamine. Die Ostwand des Schlafzimmers nahm eine Bücherwand ein, an der Nordwand stand das Bett, ein Überrest aus viktorianischer Zeit. Die südliche Hälfte des Raumes war der Salon, in dem sich nur der Kamin, ein ovaler Tisch und sechs Sessel befanden. Camilla liebte diese beiden geschmackvoll eingerichteten Räume – die untere Hälfte war mit dunklem Holz getäfelt, die obere zartgrün gestrichen, der Stuck weiß, die Vorhänge und Sesselbezüge bestanden aus Chintz und waren eine Nuance dunkler als die Wände. Die Fußböden waren über die gesamte Fläche mit Perserteppichen bedeckt, und auf dem Tisch stand eine große, bauchige, grün-weiße Chinavase, in der sich immer frische Blumen oder Zweige aus dem Garten befanden.
Die Wände des Schlafraumes, von dem eine kleine Tür in das benachbarte Bad führte, waren ebenfalls dunkel getäfelt und die Wände bleu gestrichen. Auch hier war der Stuck geweißt und auf dem Bett befand sich eine große, mit Lochstickerei verzierte Tagesdecke.
McLeishs Bibliothek und Schlafzimmer wiesen gen Osten und somit zum Meer. Er hatte einmal gesagt, dass er es liebe, von der Sonne geweckt zu werden und das Rauschen der Wellen beim Einschlafen zu hören. An die Bibliothek schlossen sich sein Salon und danach sein Esszimmer an sowie Bad und Arbeitszimmer.
Gegenüber dem Nordflügel lag dementsprechend der Südflügel, in dem sich die Bar, der Speisesaal der Gäste und Toiletten befanden. Im Keller unter dem
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