Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
nicht sehen, ist furchtbar.“
„Deswegen sollst du ja herkommen. Irgendwann musst du ja mal Urlaub machen und warum nicht hier?“
„Ja, ja, ich werde kommen. Gibt es denn auch Frühstück im Bett?“
„Was immer du willst.“
Sie verabschiedeten sich.
Camilla stand auf, brachte das Telefon an seinen Platz und ging in die Bibliothek.
„Hallo, Abbot. Haben Sie ein typisch schottisches Getränk für mich übrig?“
„Einfach oder doppelt? Sie sehen aus, als wenn letzteres angebracht wäre. Gibt es Ärger?“
„Ja, Mit meinem Mann, wie es scheint.“ Sie ließ sich auf einen Sessel nahe dem Kamin, der gemütlich flackerte, fallen.
McLeish gab ihr einen unverdünnten Whisky und sah sie fragend an. „Haben Sie mit ihm telefoniert?“
Sie nickte. „Er fühlt sich einsam und heute Abend war auch noch seine Ex-Frau zu Besuch.“
„Ich schätze Ihren Gatten als absolut integer sein.“
„Das meine ich auch nicht. Das heißt, ich bin nicht eifersüchtig, aber er tut mir leid. Ich habe ihn eingeladen, hier Urlaub zu machen, wenn der Laden läuft. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“
„Natürlich nicht, das wissen Sie doch. Kann er nicht schon früher kommen?“
„Nein, ich glaube nicht. Wechseln wir das Thema. Haben Sie die Anzeigen aufgegeben?“
Das Rekrutieren des Personals stand jetzt an dringlichster Stelle. Kompetentes Personal zu finden, das gewillt war, in dieser Einöde zu leben, ohne ständigen Personalwechsel, war die problematischste Seite des Projektes. Schon allein was die Kocherei betraf – man war sich einig, dass es einen Koch und einen Diätkoch geben musste, die – ohne Angst vor Kompetenzverlust – gemeinsam diese Aufgabe bewältigen mussten. Zimmermädchen, Raumpfleger, Servierer und Wäscher würde man vor Ort finden. Hotelfachpersonal gab es hauptsächlich in den größeren Städten, und die wollten sorgsam ausgewählt werden; denn ausgerechnet bei jenen kam es darauf an, dass sie langfristig ausharrten.
Animateure kamen und gingen – das lag in der Natur des Berufes.
McLeish hatte Anzeigen in London, den Badeorten im Süden, in Glasgow und Edinburgh aufgegeben; in den nächsten Tagen rechneten sie mit einer Flut von Bewerbern, die möglicherweise auch noch bei ihnen übernachten mussten.
Über die Lokalzeitungen hatte man bereits einen Trupp Reinigungspersonal gefunden, die schon fleißig arbeiteten. Immer noch staubte es von den Renovierungsarbeiten, die Handwerker gingen ein und aus und hinterließen Spuren, und die alten Möbel hatten auch seit Jahrzehnten keinen Putzlappen mehr gesehen.
Die Arbeiter, die nach wie vor für die Herstellung des Whiskys verantwortlich waren, sahen schweigend und verwundert, aber auch ehrfürchtig, dem Bauen und Treiben zu. Da die bereits vorhandenen Angestellten alle aus der Gegend waren, verbrachten sie die Pausen gemeinsam – Butterbrot essend und Whisky trinkend. Camilla fragte sich, ob mit dem Erscheinen der ortsfremden Angestellten sich das Lager in zwei Teile dividieren und womöglich die eine Gruppe auf die andere herabschauen würde. Sie war entschlossen, jedem Bewerber auf den Zahn zu fühlen.
„Ich glaube, jetzt habe ich die nötige Bettschwere“, murmelte sie und verabschiedete sich.
„Gute Nacht, Camilla. Wann soll ich morgen früh zur Stelle sein?“
„Früh. Die Leute, die die Stereo-Anlage im Gymnastikraum einbauen, haben sich für neun Uhr angesagt. Und nachmittags kommt der Computerfachmann.“
„Aber da muss ich doch nicht anwesend sein.“
Empört sah ihn Camilla an. „Sie müssen doch wissen, wie der Computer funktioniert. Oder wollen Sie sich von Ihren Angestellten abhängig machen?“
„Ich meine den Einbau der Stereoanlage.“
„Ach so. Nein, natürlich nicht. Aber wie sie funktioniert, müssen Sie auch wissen.“
„Ich wollte mir in MacDuff ein paar Pferde anschauen. Wann wird der Unterricht am Computer stattfinden?“
Es war geplant, die Computerterminals in der Bar, im Speisesaal und in der Rezeption miteinander zu verkabeln, so dass ohne viel Schreibarbeiten und Zettelwirtschaft die Abrechnung erfolgen konnte.
Camilla seufzte. Wenn es auch nicht ihr Geld war, das da in reichlichem Maße den Besitzer wechselte, so fühlte sie sich doch verantwortlich. Beim gesamten Umbau wurde sie immer wieder vor die Entscheidung gestellt, preiswerte und vielleicht qualitativ nicht so gute oder teure und eventuell trotzdem schlechte Ware zu bestellen. McLeish äußerte sich nie, ließ ihr völlig freien
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