Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
und ging wieder ins Wohnzimmer, um sich dort auf der Schlafcouch häuslich einzurichten. Wider Erwarten schlief sie sofort ein.
Früh morgens wurde Camilla von Bad- und Küchengeräuschen wach. Sie ging zu Axel, der in der Küche Kaffee kochte.
„Du bist aber schon früh auf! Hm, gut riecht es hier.“
Wortlos schenkte er ihr eine Tasse ein.
„Willst du zur Arbeit? Oder warum bist du so früh auf?“’
„Ja, ich habe noch einiges vom Schreibtisch wegzuarbeiten.“
Ohne sie anzusehen wollte er sich an ihr nach draußen vorbeidrängen. Sie hielt ihn fest.
„So geht es doch nicht weiter. Wir müssen reden!“ sagte sie eindringlich. Er sah an ihr vorbei.
„Sag’ mir, was los ist! Worauf muss ich mich einstellen?“
Gelangweilt sah er sie an. „Nun mach’s mal nicht so dramatisch“, sagte er mit schlecht zur Schau gestellter Nonchalance, drehte sich um und ging die Treppe hinunter.
Die nächsten Tage vergingen, ohne dass sie sich aussprachen. Axel war sowieso fast nie zu Hause, nicht einmal sonntags.
Camilla hatte das Studio wieder eröffnet und langsam, nachdem sie ihre Kunden angerufen oder ihnen geschrieben hatte, gab es auch für sie Ablenkung durch Arbeit.
Nach einem langen, harten Arbeitstag rief McLeish eine sich kaum noch auf den Beinen haltende Isabelle zu sich. Ihr war seine ständig wachsende Aufmerksamkeit, fast schon Zudringlichkeit, nicht entgangen. Zuerst hatte es sie belustigt mit anzusehen, wie er mehr und mehr um sie herumschlich, dann wurde es ihr lästig. Sein Werben um sie hatte sich darin geäußert, dass sie Camillas Suite beziehen durfte, dann bot er ihr ein höheres Gehalt an. Die Blicke, mit denen er das Mädchen versah, konnte man nur als sardonisch bezeichnen. Oft, wenn sie abends in seiner Bibliothek saßen, machte er zweideutige Bemerkungen. Sie spürte instinktiv, dass sie ihn sich vom Hals halten musste, wenn sie nicht untergehen wollte.
Nun setzte er sich zu ihr auf das Sofa, legte den Arm wie zufällig um ihre Schultern.
„Denkst du auch noch öfter daran?“ fragte er.
Isabelle nickte.
„Wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren. Selbst intelligente.“
„Ja.“
„Wir beide haben ganze Arbeit geleistet, nicht?“
„Ja. Aber ich hatte immer ein furchtbar schlechtes Gefühl Camilla gegenüber. Von Robert ganz zu schweigen.“
„Die gehören nicht zu uns.“
Fragend sah sie ihn an. Er zuckte die Schultern.
„Iren. Deutsche. Was soll’s! Noch einen kleinen Schlummertrunk?“
„Nein, danke.“
Mit einem randvollen Glas setzte er sich, fast auf Tuchfühlung, wieder neben sie. „Wollen wir nicht mal über uns sprechen?“
Mit glasklaren Augen sah sie ihn an. Plötzlich ruhte ihre kleine, weiße Hand auf seinem Knie, was ihn augenblicklich erregte. Lüstern und voller Vorfreude näherte er sein Gesicht dem ihren.
„Für deine Sprache bin ich noch nicht alt genug“, entgegnete sie, stand auf, sagte „Gute Nacht“ und verließ den Raum.
KAPITEL XVI
Immer wieder erinnerte sich Camilla an Robert und sein Versprechen, sie auf dem Laufenden zu halten.
Die unerträgliche Situation mit Axel konnte sie nur verdrängen, wenn sie den Inhalt ihres Portemonnaies betrachtete und dabei an Russell dachte.
Es war wieder Sonnabend. Sie ging über die Straße auf den Markt und kaufte alle Zutaten für ein wirklich gutes Essen ein. Dann fuhr sie zu Axel in die Dienststelle.
„Ich möchte endlich wieder einigermaßen geregelte Zeiten erleben. Heute Abend koche ich und erwarte dich pünktlich zu Hause. Kannst du das einrichten?“’
Etwas schüchtern grinste Axel sie an. „Ich denke schon.“
„Also gut. Zuwiderhandlung wird mit verbranntem Essen geahndet.“
Er hielt den Daumen hoch. Erleichtert kehrte sie nach Hause zurück.
Das Essen stand – perfekt gekocht – auf einem schön gedeckten Tisch. Die Kerzen brannten, Axel öffnete eine Flasche Wein.
„Möchtest du Musik hören?“ fragte er.
„Ja.“
Gemeinsam standen sie vor dem CD-Turm und suchten etwas aus. Er legte seine Hand auf ihren Nacken. „Eigentlich möchte ich im Moment gar nicht essen.“
Sie grinste ihn an. „Es wird auch kalt schmecken.“
In dem Moment klingelte das Telefon.
„Ach, das ist Jochen, glaube ich. Im ungünstigsten Moment!“
Er nahm den Hörer ab, lauschte eine Weile, sagte „Ja“ und gab ihr den Hörer. Selbst in dem gedämpften Kerzenlicht konnte sie seine Wut und den zusammengekniffenen Mund erkennen.
„Ja, bitte?“
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